Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
Vom Netzwerk:
waren der gottesfürchtigen Bevölkerung Beweis genug. Was als hässlicher Streich zweier gelangweilter, boshafter Kinder begonnen hatte, wuchs sich zu einer Epidemie der Angst und Paranoia aus. Doch vor allem wurde daraus ein Schachspiel, das Jonathan gegen Abigail Cathers führte.
    Als er in Salem angekommen war, hatte er schockiert festgestellt, dass hier eine Nachfahrin der Familie Cahors lebte, unter neuem Namen und ohne Erinnerung an die Blutfehde, die ihre Ahnin aus deren Heimat Frankreich vertrieben hatte. Abigail Cathers war eine Hexe, doch sie ahnte nicht einmal, dass er, Jonathan Deveraux, ein Hexer war.
    Also spielte sie monatelang sein Spielchen mit, ohne jedoch ihren Gegner zu kennen. Brachte er einen Bürger Salems in Position, um sie als Hexe zu denunzieren, wehrte sie seinen Angriff ab, indem sie dafür sorgte, dass eine andere an ihrer Stelle beschuldigt wurde. Sarah Osborne, Margaret Jacobs und Elizabeth Proctor waren sämtlich Bauernopfer gewesen, die Abigail dazu benutzt hatte, um den Verdacht von sich abzulenken. Die braven Bürger ahnten nichts davon, wie die beiden Gegner ihre Gedanken manipulierten.
    Doch am Ende hatte er sie schachmatt gesetzt. Heute würde man sie vor das Anhörungsgericht stellen. Den sechs Richtern des »Oyer and Terminer«-Tribunals, des Gerichts, das der Gouverneur eigens für die Hexenprozesse gebildet hatte, würde gar nicht anderes übrig bleiben, als sie für schuldig zu befinden.
    Er wünschte nur, er könnte dabei sein und ihr Gesicht sehen, wenn das Urteil verkündet wurde. Bedauerlicherweise war die Öffentlichkeit jedoch von dem Tribunal ausgeschlossen. Sein Kristall würde also genügen müssen.
    Als die kleine Elizabeth Parris langsam und ernst ihre Anschuldigungen gegen Abigail Cathers vortrug, wurde die Frau kreidebleich. Drei Mädchen saßen vor den Richtern, mit grimmigen Mienen, aber schadenfroh glitzernden Augen. Wie viele Menschen waren ihretwegen schon gestorben?
    »Und sie hat meine Hündin verflucht, so dass sie keine Welpen bekommen konnte. Jedes Jahr hat sie Junge gehabt, nur dieses Jahr nicht. Und das ist alles wegen Abigail Cathers. Doggie hat Abigail angebellt, und da hat Abigail sie mit einem bösen Blick angesehen und gesagt, sie würde nie wieder Junge bekommen, die andere Leute anbellen.«
    »Ich habe nichts Böses getan«, sagte Abigail und erhob sich. »Diese Kinder haben so viele Menschen fälschlich beschuldigt, und Ihr habt bereitwillig jedes ihrer Worte geglaubt. Hört doch nur, was sie da sagen: Das ist lächerlich. Weshalb sollte ich einen Hund dafür verfluchen, dass er das tut, wozu er da ist? Dieses Gericht hat Dutzende unschuldige Menschen zum Tode verurteilt. Meine Freundin, die brave Mary Shiflett, war unter ihnen ...«Ihre Stimme versagte. Tränen traten ihr in die Augen. »Und Ihr habt sie ertränkt! Ihr habt sie ertränkt !«
    »Sie wurde mehrfach beschuldigt«, erwiderte Richter Samuel Sewall.
    Abigail reckte das Kinn. »Wahrhaftige Hexen hätten gar nicht zugelassen, dass Ihr sie tötet. Eine echte Hexe hätte diese Mädchen da zum Schweigen gebracht und nicht ihre elenden Köter.«
    Sie setzte sich wieder hin, und die eisernen Ketten, mit denen sie gefesselt war, schepperten laut in der Stille. Die Aussagen wurden fortgesetzt. Die vorgebrachten Beweise waren sämtlich lachhaft, die angeblichen Indizien an den Haaren herbeigezogen, und doch glaubten die Richter jedes Wort.
    Schließlich explodierte Abigail. Noch einmal sprang sie auf. Ihre Augen begannen zu leuchten, und sie schrie: »Ihr dummen kleinen Mädchen. Ihr habt keine Ahnung, wozu eine Hexe fähig ist!«
    Die Wand hinter ihr explodierte und schleuderte Trümmerteile durch die Luft. Männer schrien auf, als Steinbrocken auf sie herabregneten. Staub erfüllte den Raum. Dann war sie verschwunden, und ihre Fesseln fielen mit lautem Scheppern zu Boden. Die Mädchen lagen unter dem Gewicht herabgefallener Steine begraben.
    Tiefes, schreckliches Schweigen senkte sich über die versammelten Männer. »Ist das möglich?«, fragte Samuel in die Stille hinein. »Kann es wirklich wahr sein, dass wir viele Unschuldige verurteilt haben, aber die eine wahrhaftige Hexe entkommen ließen?«
    Gouverneur Phips erhob sich. Er war bleich und zitterte am ganzen Leib. »Meine Herren, ich kenne die Antwort auf Mr. Sewalls Frage nicht. Aber ich löse dieses Gericht mit sofortiger Wirkung auf.«
    »Aber, Sir, wie könnt Ihr auch nur daran denken, nachdem wir das eben alle gesehen

Weitere Kostenlose Bücher