Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
Vom Netzwerk:
verabscheute wie Holly, die sich zwischen sie gedrängt hatte. Holly und Amanda waren grausam zu ihr, und Sasha und Tommy duldeten sie nur höflich. Silvana selbst war anscheinend die Einzige im Zirkel, die ein wenig Mitgefühl für Karis schwierige Lage aufbrachte.
    Silvana tippte ihr auf die Schulter und sagte: »Kari, wir müssen gehen.«
    Kari fuhr so abrupt herum, dass sie im Schnee beinahe ausrutschte. Ihr Gesicht war vom Weinen gerötet. »Hast du ihn gesehen?«
    »Ja. Ja, ich habe ihn gesehen«, sagte Silvana besänftigend und breitete die Arme aus.
    Kari blieb jedoch, wo sie war, schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. »Er sieht aus wie ein Monster!«
    »Ich weiß, Kari.«
    »Das wäre alles nie passiert, wenn Holly nicht nach Seattle gekommen wäre«, fuhr Kari fort. »Wir waren glücklich zusammen. Wir haben studiert, uns geliebt ...«
    Silvana hatte sie damals noch nicht gekannt. Aber sie hatte ganz deutlich den Eindruck, dass Jer Karis schon müde geworden war, bevor Holly auf der Bildfläche erschien. Doch das erwähnte sie jetzt natürlich nicht. Sie versuchte es mit einer anderen Schiene. »Kari, wir dürfen nicht hier draußen bleiben. Es ist zu gefährlich. Die Bussarde suchen überall nach uns. Jetzt, da ... das passiert ist, werden unsere Feinde noch intensiver nach uns suchen.«
    »Das ist mir egal!«, schrie Kari. »Ich habe das alles so satt!«
    »Kari, bitte«, versuchte Silvana es noch einmal. »Wir müssen vorsichtig sein.«
    »Warum? Wir werden doch sowieso alle sterben! Eddie ist tot, und Kialish, und Amandas und Nicoles Mutter ... Die erledigen uns einfach, einen nach dem anderen.« Ihre Stimme hob sich zu einem dünnen, schrillen Kreischen. »Ich halte das nicht mehr aus!«
    Dann brach sie zusammen und begann heftig zu schluchzen, und diesmal erlaubte sie Silvana, sie hochzuziehen und in den Arm zu nehmen. Niemand auf der Straße bemerkte sie - der Schutzzauber hält wohl immer noch, dachte Silvana dankbar. Die Passanten machten einfach unbewusst einen Bogen um die Stelle, an der sie standen.
    Dennoch hatte Silvana Angst davor, sich im Freien aufzuhalten. Ihr Herz hämmerte, und sie suchte immer wieder die Umgebung ab, während sie darauf wartete, dass Kari sich ein wenig beruhigte. Auf der Straße herrschte reges Treiben, denn die Leute erledigten eilig letzte Weihnachtseinkäufe. Silvana verspürte einen kurzen Stich der Sehnsucht nach vergangenen Weihnachtsfesten - einfacheren Zeiten. Dann ermahnte sie sich streng, dass Selbstmitleid ein Luxus sei, den sie sich nicht leisten konnte. Und sie durfte auch Kari nicht erlauben, sich allzu lange darin zu wälzen.
    »Kari ...«, begann sie erneut, dann erstarrte sie und lauschte.
    Sie glaubte, ein seltsames Scharren an der Backsteinfassade des Gebäudes hinter ihnen zu hören.
    Sie wandte sich um und sah einen Schatten rasch an einer Regenrinne emporklettern. Es war zu dunkel, um ihn genau zu erkennen, doch als sie den Kopf hob, um dem Schemen zu folgen, hörte sie das Rauschen von Flügeln über dem Dach.
    »Wir müssen gehen«, drängte sie, und ihr Tonfall sagte Kari offenbar, dass sie es ernst meinte.
    Die junge Frau hob den Kopf und spähte angestrengt zum Dach hinauf. Ihre Lippen teilten sich, und sie wies mit einem Nicken zum Dach. Sie musste etwas gesehen haben, denn ihre geschwollenen Augen weiteten sich, und sie wandte den Blick voller Furcht Silvana zu.
    Es beobachtet uns, formte Silvana mit den Lippen.
    Kari schluckte schwer und nickte.
    Ja, sagte Silvana lautlos.
    Sie eilten zusammen zu Roses Haus zurück, was in dem matschigen grauen Schnee ziemlich mühsam war. Silvana blickte über die Schulter zurück, sah jedoch nichts Seltsames mehr.
    Kari öffnete die Tür, und Silvana schob sich hinter ihr nach drinnen, schloss die Tür und lehnte sich dagegen, als könnte sie mit ihrem Körpergewicht die Schatten und die Gefahr draußen halten.
    »Hast du etwas gesehen?«, fragte sie Kari.
    Kari schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich glaube, ich habe etwas gehört ... einen Vogel?«
    »Ich auch«, sagte Silvana grimmig.
    »Die Bussarde der Deveraux«, murmelte Kari. »Oder sonst etwas vom Obersten Zirkel. Du hast ja versucht, mich zu warnen. Ich bin wieder mal ausgerastet und habe damit den gesamten Zirkel in Gefahr gebracht«, sagte sie bitter.
    »Sie haben uns bis jetzt noch nie erwischt«, erinnerte Silvana sie. »Aber wir müssen Holly Bescheid sagen.«
    »Oh Gott«, stöhnte Kari, zog ihre Jacke aus und hängte

Weitere Kostenlose Bücher