Hexenfluch: Roman (German Edition)
Augenblick, in dem sie sich mit aller Kraft gegen seine Mauer geworfen hatte, hatte er sie regelrecht in ihrem eigenen Kopf eingeschlossen. Aber als ihre Gabe am besten zu spüren gewesen sein musste … Er hatte Mac und den anderen eine Spur gegeben und sie dann in dem Moment gehen lassen, als sie nahe genug waren, dass sie eine Chance hatte, zu ihnen zu flüchten, bevor … Bevor was? Hatte er gewusst, dass die Macht dieser Dämonin seine letztlich doch überstieg? Dieses fürchterliche Heulen, das sie gehört hatte, nachdem seine Magie nicht mehr da gewesen war, war das Christian gewesen? Der Schmerz darin … Schaudernd presste sie die Lider aufeinander. Oh Herr im Himmel.
»Warum geht er nicht fort?«, flüsterte sie nach einem Moment.
Als der junge Mann, Mikah, nicht antwortete, sah sie ihn wieder an. Eine Sekunde lang erwiderte er ihren Blick mit einem Ausdruck, den sie nicht deuten konnte, dann senkte er den Kopf. »Er kann nicht. Er …« Er verlagerte das Gewicht, fixierte die Ecke der Bank neben ihrer Schulter, nickte zum Havreux Tower hin. »Sie sagen, sie hat ihn mit einem Bannfluch belegt, über den sie ihn kontrolliert. Und zu sich rufen kann, wann immer sie will.« Er zog die Schultern hoch. »Oder ihn … bestrafen, wenn er mehr von seiner Macht einsetzt, als sie ihm erlaubt. Oder etwas tut, was ihr nicht passt. – Das war vor 800 Jahren.« Sein Blick huschte zu ihr. Beinah … Verzeihung heischend. »Wenn sie ihm einen Befehl gibt, kann er sich nicht widersetzen, sonst weckt sie den Bannfluch.«
Und wenn er es doch wagte … Sie mochte sich die Konsequenzen nicht vorstellen. Nicht, nachdem sie die Schnitte gesehen hatte. Bedeutete das, Christian war diesem Monster seit 800 Jahren auf diese Weise ausgeliefert? Achthundert Jahre?! Heiliger Himmel.
Ella schloss die Augen. Plötzlich machte so vieles Sinn.
Du wirst tun, was man dir sagt. Wann man es dir sagt. Egal, was es ist. – So wie ich. –– Ein ›Nein‹ wird es nach heute Nacht nicht mehr für dich geben. – Wie für mich. –– Sich zu wehren ist völlig zwecklos … Er hatte versucht, ihr klarzumachen, dass er keine andere Wahl hatte, als ihr das anzutun. Auch wenn sie es damals nicht verstanden hatte.
»Er wollte das auch nicht, mit den drei Weibern.«
Irritiert sah sie ihn an.
»Die drei Hexen in dem Club, mit denen Sie uns gesehen haben. Er sollte die eine einbrechen und auch die anderen beiden unterhalten. Mit mir.«
Ella schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht …«
In der Andeutung eines Knurrens hob er die Oberlippe. »Er sollte mit ihnen schlafen.«
Sie starrte ihn an.
Für eine Sekunde schienen Scham und Qual über die Züge des Jungen zu huschen. Dann waren sie hart und abweisend. »Wir sind ihre … Huren.«
Ein undefinierbarer Laut kam aus Ellas Kehle. Sie musste sich verhört haben.
»So nennen sie ihn. ›Lyreshas Hure‹.« Der Zug um seinen Mund wurde für eine Sekunde gehässig. »Nicht, dass es eine wagen würde, das laut vor ihm zu sagen. Zumindest nicht, wenn sie nicht lebensmüde ist.« Er schien die Zähne zusammenzubeißen. » Sie schickt ihn in die Betten ihrer Dämoninnen oder der anderen Hexen-Miststücke, die ihr dienen, wann immer ihr danach ist. Oder von jedem anderen ihrer ›Verbündeten‹, der die entsprechenden Vorlieben hegt und der ihr gerade passt. Egal, ob er will oder nicht. Der Bannfluch lässt ihm keine andere Wahl.« An seiner Wange zuckte es. »Er hasst es.«
›Lyreshas Hure‹. Ihr war übel. Schwach schüttelte sie den Kopf. »Das geht nicht. Wenn ein Mann nicht will, dann …« Sie verstummte.
Mikah schwieg. Sein Blick war dafür umso beredter. Galle stieg in Ellas Kehle empor. O Himmel. Nach einem Moment schnitt die Hand des jungen Mannes abrupt durch die Luft. »Aber das ist es nicht, was ich Ihnen sagen wollte. – Ganz abgesehen davon, dass er wahrscheinlich nie wollen würde, dass Sie es erfahren.« Ellas Herz zog sich zusammen. Natürlich. Welcher Mann wollte schon, dass irgendjemand davon erfuhr, dass er so missbraucht wurde. Seit 800 Jahren. »Sie müssen mit Ihren Freunden von diesem Zirkel reden. Sie und Alexander haben irgendetwas vor. Ich weiß nicht genau, was, aber sie sagten etwas von einem letzten Stein, den sie legen müssten, und einem Pentagramm, das sich dann schließen sollte. Und dass sie dann endlich dafür sorgen würde, dass die ganze Hexenbrut, die sich ihr widersetzt, aus L.A. verschwindet.« Für eine Sekunde sah er zum
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