Hexenfluch: Roman (German Edition)
empfehlen. Außerdem hätte die Küche Ziegenkäse mit Orangenhonig und Pfefferpfirsichen zu bieten. Oder würden Sie Gänseleberpastete an sauren Kirschen, mit kandierten Pistazien und Gelee von weißem Portwein bevorzugen? Danach eventuell Hähnchenbrust in Parmesankruste mit Basilikum-Limonen-Butterschaum an Artischockenherzen? Oder einen wunderbaren Arktischen Saibling auf Burgundertrüffel-Crumble? Außerdem hätten wir heute Abend ein exquisites Lammkarree auf Zitronen-Chili-Spiegel mit Sojabohnenpüree. Oder lieber gedünsteten Hummer auf Salbeibutter? Als Desserts hätten wir Zitronengras-Soufflé mit gesalzenem Karamell und kandierten Mandelsplittern auf Grapefruitspiegel. Des weiteren hätten wir da ein traumhaftes Blutorangen-Sorbet an Bitterschokolade-Macarons. Oder vielleicht ziehen Sie weiße Mousse au chocolat auf Himbeer-Coulis vor?« Claude blickte von Ella zu Havreux. Der sah ebenfalls zu ihr, hob fragend eine Braue. »Gibt es etwas, das Sie nicht essen, Dr. Thorens?«
»Abgesehen von Insekten und Maden? – Sagen wir so: Solange es nichts mit Muscheln, Schnecken, Tintenfisch oder Fröschen zu tun hat, bin ich in dieser Beziehung eigentlich recht pflegeleicht.«
Für den Bruchteil einer Sekunde entgleiste Claudes höflich-zuvorkommende Miene. Um Havreux’ Mundwinkel zuckte es. »Tatsächlich?« Er räusperte sich. »Vertrauen Sie mir?«
Ella schaute zwischen den beiden Männern hin und her. Schließlich nickte sie.
»Sie werden es nicht bereuen.« Havreux lächelte ihr zu. »In Ordnung, Claude, dann nehmen wir als Erstes den Ziegenkäse mit Orangenhonig und den Pfefferpfirsichen. Ich denke, wir machen weiter mit dem Lammkarree und nehmen anschließend den Hummer … Und das Dessert … Ich würde ja das Blutorangen-Sorbet mit den Macarons vorschlagen, aber vielleicht warten wir mit dieser Entscheidung noch … – Trinken Sie Wein, Dr. Thorens?«
»Nein.«
»Dann für mich auch nur Wasser.«
»Sie müssen nicht …« Ellas Protest wurde überhört. Sie drückte die Hand flach auf den Tisch, um ihren Ärger zu beherrschen. Ihren vorletzten Freund hatte sie in die Wüste geschickt, weil auch er irgendwelchen Einwänden ihrerseits nie Beachtung geschenkt hatte. Ein Abendessen, und Havreux würde wieder aus ihrem Leben verschwinden!
»Mit oder ohne Kohlensäure?« Claudes Miene war wieder undeutbar.
Mit einem Blick gab Havreux Claudes Frage an Ella weiter.
»Ohne, bitte.« Sie bemühte sich um einen leichten Ton.
Der MaÎtre d’ nickte. »Zitrone?«
»Ja. Gern.«
»Sehr wohl, Madame. – Monsieur Havreux?«
»Keine Zitrone für mich. Und ohne Kohlensäure.«
»Sehr wohl.« Claude verneigte sich erneut. »Pierre wird Ihnen sofort die Getränke bringen. Und zögern Sie bitte nicht, nach mir zu rufen, sollten Sie noch irgendeinen Wunsch haben.«
»Danke, Claude.«
Eine weitere kleine Verbeugung, und der MaÎtre d’ zog sich zurück.
Wieder mit Havreux allein, kam das Unbehagen zurück. Unauffällig ließ sie den Blick durch den Raum gleiten. Eleganz und Luxus pur und absolut nicht ihre Welt. Obwohl sie beileibe nicht schlecht verdiente, wäre es ihr nicht einmal in ihren kühnsten Träumen eingefallen, hier essen zu gehen. – Die Aussicht auf das nächtliche Los Angeles jenseits der Fenster war allerdings atemberaubend.
Christian Havreux hatte sich auf seinem Stuhl lässig zurückgelehnt, beobachtete sie schweigend. Und hob fragend eine Braue, als sie wieder zu ihm hinsah.
»Kommen Sie oft hierher?« Sie nahm die Hände beiseite, damit der herbeigeeilte Kellner das Glas vor ihr abstellen und ihr eingießen konnte. »Danke.« Ihr Lächeln wurde mit einer angedeuteten Verbeugung beantwortet, bevor er um den Tisch herumging und auch Havreux sein Wasser brachte.
»Von Zeit zu Zeit. Wenn ich mal wieder gut französisch essen will.« Er bedankte sich mit einem kurzen Nicken bei dem jungen Mann, griff nach seinem Glas und prostete ihr zu. »Allerdings bisher noch nie in Begleitung. Und schon gar nicht in weiblicher.«
Ella hatte ebenfalls ihr Glas gehoben. Und verschluckte sich jetzt bei seinen Worten fast an ihrem Wasser. Beinah panisch sah sie sich um. Suchte nach Fotografen. Havreux lachte. »Fürchten Sie eine Schlagzeile, Dr. Thorens?«
»Eine ehrliche Antwort?«
»Ich bitte darum!« Verschwörerisch beugte er sich vor.
»Ja.«
»Keine Sorge. Diskretion wird hier großgeschrieben. Wer versucht, im Chez Frédéric auf Skandaljagd zu gehen, bekommt ernsthafte Probleme.
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