Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
Selbst von ihr zu sprechen hatte er ihr verboten. Ohne dass sie den Grund dafür verstanden hatte. Bis heute nicht. »… er war mit einem Mal ein … anderer. Fast wie ein Fremder.«
    »Das tut mir leid.« Havreux’ Blick forschte in ihrem. »Sie haben sie gesucht?«
    »Ja. Hinter dem Rücken meines Vaters. Sobald ich auch nur irgendwie in der Lage war, Geld zu verdienen, um die Suche zu finanzieren. Ich war vierzehn, als ich den ersten Privatdetektiv engagiert habe. Seitdem habe ich immer wieder versucht, sie zu finden. Jedes Mal ohne Erfolg.« Ella wich seinen Augen aus. »Sie muss … tot sein. – Ich versuche, es zu akzeptieren.« Plötzlich brauchte sie etwas, an dem sie sich festhalten konnte, und legte die Hände um ihr Glas. »Aber trotzdem … ertappe ich mich ständig dabei, dass ich auf der Straße nach ihr Ausschau halte. Oder unter meinen Patienten im Krankenhaus. Manchmal glaube ich, sie inmitten von wildfremden Menschen zu erkennen, so wie gerade …« Sie schüttelte erneut leicht den Kopf, schaute ihn wieder an. »Warum erzähle ich Ihnen das eigentlich?«
    Er hob die Schultern. »Weil ich Ihnen zuhöre?«
    Mit einem bitteren kleinen Lachen strich sie mit dem Daumen durch die Kondenswasserperlen an ihrem Glas. »Vermutlich halten Sie mich jetzt für rührselig und sentimental.«
    »Nein. Warum sollte ich?« Ohne sie aus den Augen zu lassen, lehnte er sich ein bisschen weiter auf seinem Stuhl zurück.
    »Weil ich …« Sie löste die Hand für einen Moment in einer wegwerfenden Geste von ihrem Glas. Und legte sie sofort wieder darum. »Vergessen Sie’s. – Was ist mit Ihnen? Ihrer Familie? Haben Sie Geschwister?«
    »Einen Bruder und eine Schwester. – Beide tot. Wie auch meine Eltern.«
    »Das tut mir leid.«
    »Muss es nicht. Es ist schon sehr lange her.« Etwas in seinen Worten, der Art, wie er es sagte, weckte ein seltsames Gefühl in ihrem Inneren.
    »Verheiratet?«
    Für eine Sekunde schien ein Schatten über seine Züge zu huschen. Nur um im nächsten Moment schon wieder vergangen zu sein. »Verwitwet.«
    Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte.
    Havreux kam jeder möglichen Reaktion zuvor. »Haben Sie ein Bild von Ihrer Mutter, Dr. Thorens?«
    Ella blinzelte irritiert. »Ja … natürlich. Aber … warum?«
    »Zeigen Sie es mir?«
    »Warum wollen Sie …?«
    »Bitte.« Sein Blick und sein Lächeln schickten ein Kribbeln ihren Rücken hinunter. Zu ihrer eigenen Überraschung griff sie in ihre Tasche, holte ihre Geldbörse hervor und zog das alte Foto aus einem der Seitenfächer. Die Ränder des Papiers faserten schon auseinander.
    »Das ist eines der wenigen, die ich von ihr habe.« Die ihr Vater nicht verbrannt hatte.
    »Darf ich?« Als sie nicht widersprach, nahm Havreux es ihr behutsam aus der Hand, betrachtete es mehrere Sekunden. »Sie sehen ihr ähnlich. – Würden Sie mir das Foto für ein paar Tage überlassen?«
    »Weshalb?«
    »Ich stehe in Ihrer Schuld, Dr. Thorens. Vielleicht schaffe ich ja, was Ihnen bisher nicht gelungen ist.«
    »Sie wollen sie für mich suchen?«
    Er nickte. »Wenn ich darf.«
    Ella schüttelte den Kopf. »Die Leute, die ich engagiert hatte, waren gut.«
    In einem unübersehbaren Anflug von Arroganz verzog er die Lippen. »Das will ich nicht bestreiten. Aber ich denke, ich verfüge über ganz andere Mittel – und andere Kontakte – als ein normaler Privatdetektiv.«
    Das glaubte sie ihm sofort. »Das Bild ist über zwanzig Jahre alt.«
    »Das ist kein Problem. – Sie bekommen es absolut unbeschädigt zurück. Versprochen.«
    Unsicher sah Ella auf die Fotografie. Seine Hände wirkten fast noch bleicher als zuvor.
    »Was haben Sie zu verlieren, Dr. Thorens? Geben Sie mir nur ein paar Tage.« Er zog die Brieftasche aus dem Jackett. »Ich schulde Ihnen mein Leben. Da ist das mindeste, was ich für Sie tun kann, ein paar Kontakte spielen lassen und die ein oder andere Erkundigung einholen.« Behutsam legte er das Foto zwischen seine Papiere.
    »Also gut.« Ihr Nicken hatte etwas Abruptes, Gezwungenes, während sie beobachtete, wie Havreux die Brieftasche wieder in die Innentasche seines Jacketts zurücksteckte.
    »Danke. – Verraten Sie mir noch den Mädchennamen Ihrer Mutter? Vielleicht hat sie ihn ja wieder angenommen.«
    »Monaghan.« Es fühlte sich seltsam an, den Namen auszusprechen.
    »Und ihr Vorname?«
    »Claire.«
    »Claire Monaghan also.« Diesmal zuckte Ella zusammen, als er seine Hand über ihre legte. ›Eiskalt‹ war

Weitere Kostenlose Bücher