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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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über dem Herzen, Blut … Blut … Sie sah ihre eigene Hand, ihre Finger, an Lyreshas Handgelenk. Nackte Haut auf nackter Haut. Sie zerrte sie von Christian weg. Weckte ihre Gabe. Anders als sonst. Da war ein Teil von ihr, der es nicht wollte. Der andere Teil tat es. Es war nicht schwer. Der Boden schüttelte sich und stöhnte. Lyresha riss den Kopf herum, starrte sie an. Es fühlte sich falsch an und zugleich richtig. Und dabei hatte sie ihre Gabe niemals auf diese Art einsetzen wollen. Lyresha heulte, zerrte an ihrer Hand. Jemand brüllte ihren Namen … Zerrte … zerrte … kreischte … Sie ließ los …
    … alles geschah gleichzeitig. Ella bekam einen Stoß und wurde im gleichen Moment zurückgerissen. Der Boden bäumte sich heulend auf, brach. Sie sah Lyresha fallen, sah, wie Christian sich nach vorne warf, als wollte er sie festhalten. Hörte seinen Schrei. Betonbrocken lösten sich aus der Decke. Stalaktiten zersplitterten um sie herum. Dann war er über ihr, drückte sie mit seinem ganzen Körper zu Boden. Nur um sie in der nächsten Sekunde wieder in die Höhe zu zerren und gegen Mac zu stoßen, der sich eben seinerseits aufrappelte.
    »Schaff sie hier raus!«, brüllte er über das Krachen und Ächzen des Fundamentes über ihren Köpfen, die Hand auf die Brust gepresst.
    Macs Hand schloss sich um Ellas Arm, sein Blick ging an Christian vorbei, zu der Spalte im Boden. Wieder brach ein Stück in die Tiefe, die Schwärze fraß sich über ihren Rand. Immer weiter. Unaufhaltsam.
    »Das kannst du nicht allein, Havebeeg«, schrie er in derselben Lautstärke dagegen.
    »Was ich kann und was nicht, lass meine Sache sein, MacCannan.« Mit einem Fluch riss Kristen einen Arm über den Kopf, duckte sich vor einer Kaskade aus Staub und Betonbrocken, wich zurück, stolperte, ging in die Knie, fing sich im letzten Moment. Ein Eisenträger krachte zwischen ihnen hinab. Ella schrie auf. Mac packte sie am Arm, zerrte sie zurück. »Schaff sie aus dem Gebäude! Und nimm den Jungen mit!« Noch mehr Beton und Stahl von oben zwangen Christian dazu, weiter zurückzuweichen, den Arm immer noch halb über dem Kopf. »JETZT!«
    Verzweifelt stemmte Ella sich gegen Macs Griff. »Christian, nein!«
    Er schüttelte den Kopf, wies mit einer brüsken Bewegung zum Ausgang der Kaverne. »Geh!«
    Mac ließ ihr diesmal gar keine andere Wahl, als genau das zu tun. Sosehr sie sich auch dagegen sträubte. Er schleifte sie einfach vorwärts. Vorbei an ganzen Bruchstücken des Fundaments. Zwischen denen verdreht die Leiche der blonden Hexe lag. Und ein Stück weiter Aarons.
    David hatte Mikah im Genick und schob ihn vor sich her. Ohne sich darum zu kümmern, dass er sich wild wehrte. Die Zähne gebleckt. Aus einer Platzwunde lief ihm Blut übers Gesicht.
    Abermals stemmte Ella sich gegen Macs Griff, warf einen hilflosen Blick zurück. Christian stand neben der Spalte, die Hände halb erhoben, die Finger zu Klauen gekrümmt, starrte in die Tiefe. Ein Ruck. Sie taumelte gegen Mac, prallte gegen seine Brust. »Lass mich …« Ihre Stimme kippte.
    »Vergiss es! Komm schon!«
    Mac zerrte sie aus der Höhle und die Treppe hinauf. Risse fraßen sich unaufhaltsam durch den Beton um sie her. Klafften immer weiter auseinander.

  39
     
    Der Havreux Tower war mit der Präzision einer professionellen Sprengung senkrecht in sich zusammengestürzt.
    Nach Annahme der Feuerwehrleute mussten die beiden riesigen ›Stein‹-Sphinxen vor dem Eingang unter der Druckwelle regelrecht pulverisiert worden sein. Zumindest fehlte von ihnen jede Spur.
    Umso mehr erschien es wie ein Wunder, dass die umliegenden Gebäude nicht weiter in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Sah man einmal von der schwarz-zähen, fast schmierigen Staubschicht ab, die alles in weitem Umkreis bedeckte, oder der ein oder anderen durch umherfliegende Trümmerbrocken zerschmetterten Scheibe.
    Worte wie ›Nine-Eleven‹ und ›Terroranschlag‹ geisterten von Mund zu Mund und tauchten immer wieder in den Live-Berichterstattungen der unzähligen Reporter auf, die sich mit ihren Kamerateams außerhalb der Absperrung herumdrückten.
    Es war wahrscheinlich pures Glück gewesen, dass der Büroturm erst in dem Moment endgültig eingestürzt war, als auch der Letzte der Angestellten von Havreux Enterprises es ins Freie geschafft hatte – wobei keiner von ihnen wirklich sagen konnte, was sie mitten in der Nacht überhaupt noch dort gewollt hatten.
    Es gab Schocks und Leichtverletzte, aber

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