Hexenfluch: Roman (German Edition)
bitte?«
Wieder ein Schulterzucken. »Erstens kann man eine Puppenspielerin nicht dazu zwingen, ihre Gabe so zu gebrauchen, wie man das will, und zweitens wirkt Magie deutlich stärker, wenn sie freiwillig eingesetzt wird.« Er rieb sich über den Mund. »Und drittens machen Gefühle Menschen unglaublich manipulierbar. Jeden Menschen.« Plötzlich war ein saurer Geschmack auf Ellas Zunge. Sie schluckte ihn hinunter. »Als ich dich aus dem Krankenhaus abgeholt und nach Hause gebracht habe, habe ich eines deiner Holztierchen aus Afrika … ausgeborgt und bin damit zu einem kleinen Scharlatan gegangen, der gut darin war, sichtbar zu machen, was die Figur ›gesehen‹ hatte … Wie zum Beispiel die Männer, mit denen du eine Beziehung hattest, und was mit ihnen wie abgelaufen ist.« Fassungslos starrte sie ihn an. Der Hauch eines Zögerns. »Und danach … Mit 800 Jahren Erfahrung in diesem Spiel aus Sex und Intrigen warst du leichte Beute für mich.«
Leichte Beute. Sie schloss die Finger fester um das Tablettenfläschchen, schluckte abermals gegen den sauren Geschmack an, bemühte sich, den Schmerz aus ihrer Stimme herauszuhalten. »Dann war alles wirklich nur eine Täuschung? Du wolltest mich benutzen und mehr … war da nicht? Alles Berechnung? Keine Gefühle?«
»Ja.«
Ella sog den Atem ein. Wenigstens war er ehrlich. Sie wandte den Kopf ab, damit er nicht sah, wie weh es tat. Bis er wieder sprach. Sehr, sehr leise.
»Am Anfang zumindest.«
Unvermittelt saß ein Zittern in ihrem Innern.
»Dann ist alles aus dem Ruder gelaufen.« Schwerfällig lehnte er sich ein kleines Stück vor, stützte die Ellbogen auf die Knie. »Ich wollte dich in mich verliebt machen, dafür sorgen, dass du mir aus der Hand frisst. Dir geben, was die anderen Idioten dir nicht gegeben haben … und irgendwann hätte ich dir eine herzerweichende Geschichte über den Bannfluch und Lyresha erzählt.« Ein kurzes, irgendwie … bitteres Lächeln glitt über seine Lippen. »Das genaue Gegenteil ist passiert. Ich habe mich in dich verliebt. Und es im ersten Moment gar nicht bemerkt. Erst als es zu spät war.« Er sah sie an, erneut spielte dieses bitter-bedauernd-spöttische Lächeln um seinen Mund. »Ironie des Schicksals, was?«
»Und dann?« Die Worte klangen seltsam schwach. Das genaue Gegenteil ist passiert. Ich habe mich in dich verliebt. Und es im ersten Moment gar nicht bemerkt.
»Seit du damals zum ersten Mal in die Schatten gewechselt bist, wusste Lyresha, dass eine Puppenspielerin in der Stadt war. Ich sollte sie ihr bringen. Allerdings hatte ich ja meine eigenen Pläne mit dir. Also habe ich sie hingehalten. Und dann war das alles plötzlich absolut keine Option mehr. Als wir miteinander geschlafen haben … an dem Morgen ist mir so einiges klar geworden. Ich habe dich damals angerufen, um mit dir Schluss zu machen. Etwas Besseres ist mir nicht eingefallen, um dich aus der Schusslinie zu bekommen. Ich hab’s nicht geschafft.« Er blickte auf das Glas in seiner Hand. »Den Rest kennst du.«
Ella nickte. Oh ja. Zumindest das, was Mikah ihr erzählt hatte. Und mehr … ›Details‹ …? – Nein. Sie wollte nicht mehr von dem erfahren, was dieses Weib ihm noch angetan hatte, außer ihm ›die Haut in Fetzen geschnitten‹ zu haben – geschweige denn von dem, was sie in den Tagen nach der Sache auf dem Friedhof mit ihm gemacht hatte. Zumindest nicht jetzt. Für den Moment hatte sie andere Prioritäten. Auch wenn die nach wie vor mit ›Christian Havreux‹ zu tun hatten.
»Und jetzt gibst du so einfach auf.«
Er rieb sich übers Gesicht, drückte wie zuvor ganz kurz die Hand gegen die Stirn, bevor er sie wieder sinken ließ. »Das hat nichts mit Aufgeben zu tun.« Als er sie diesmal ansah, bemerkte sie den seltsamen Glanz in seinen Augen. Fieber. Natürlich. Das Einzige, womit sein Körper sich gegen das wehren konnte, was mit ihm geschah. Anscheinend lief ihm die Zeit immer schneller davon. Und damit auch ihr.
»Mit was dann? Es gibt niemanden mehr, der dich daran hindern könnte, diesen Bannfluch, oder was von ihm übrig ist, endgültig zu brechen. Hier sitzt eine Puppenspielerin, die durchaus bereit wäre, dir dabei zu helfen … Aber du verkriechst dich hier und wartest auf … das Ende. Gottergeben. Wie ein Lamm auf der Schlachtbank. Der Mann, vor dem so ziemlich jeder, der auch nur irgendwie mit ›echter‹ Magie zu tun hat, eine Wahnsinnsangst hat …«
»Ella …«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich
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