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Hexengewitter

Hexengewitter

Titel: Hexengewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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wir keine Zeit. Das Schiff wird bald dasein!«
    »Sehr richtig«, lobte Gerrek und versetzte Ranky einen wohlgemeinten Schlag in den Rücken. Sie lachte schallend und erwiderte die Geste auf ihre Weise.
    Als Gerrek sich fluchend erhob, trugen bereits jeweils zwei Inselweiber ein Boot. Sie mußten sie auf dem Landweg zum Lagerplatz bringen, denn jedes von ihnen hatte nur Platz für vier, höchstens fünf Menschen. Mythor, Gerrek, Kalisse, Scida und die drei Amazonen der Burra folgten ihnen. Tertish schüttelte den Kopf.
    »Wir müssen in zwei Gruppen zu diesem Schiff, wenn es überhaupt erscheint. Einmal hinüberrudern hätte mir mehr als gereicht. Die Küstengewässer sind tückisch und unberechenbar.«
    »Ihr solltet euch eher Sorgen darüber machen, was die ersten von uns, die das Schiff betreten, dort erwarten wird!« rief Ranky. »Die Große Mutter sei mein Zeuge, ich habe euch davor gewarnt!«
    »Darf man vielleicht bald erfahren, wer diese Große Mutter ist, von der du andauernd redest?« rief Gerrek zurück.
    »Ja, bald! Und ich wünschte mir, sie wäre jetzt bei uns!«
    »Warum?«
    »Vielleicht könnte sie das Verderben von uns abwenden! Denn sie beherrscht die Lüfte, das Wasser und das Land!«
    Gerrek schnaufte mürrisch.
    »Aberglaube«, knurrte er.
*
    Sie mußten warten, bis die Sonne ihren Höchststand erreicht hatte. Noch immer wetterleuchtete es im Süden, und ganz schwach drang Donnerhall an die Ohren der Abgeschnittenen.
    Gudun, Gorma und Tertish waren schweigsam und hielten sich etwas abseits von den anderen. Ein Blick in ihre Gesichter zeigte Mythor, wie sehr sie sich trotz der Gewalten, die unvorstellbare magische Kräfte dort über der Flotte entfesselt hatten, auf die Südwind zurücksehnten. Dort war ihr Platz, an der Seite der Kriegerinnen. Zudem wußten sie Burra bei der Zaem und mochten ahnen, in welche Nöte die Amazonenführerin durch ihre Unaufrichtigkeit der Zaubermutter gegenüber geraten war. Vielleicht fürchteten sie gar um ihr Leben.
    Dann endlich erschien das erwartete Schiff. Kalisse sah es zuerst. Sie hatte eine der Klippen erklommen.
    Kalisse blieb auf ihrem Beobachtungsposten, während das Schiff näher kam und es wahrhaftig so aussah, als triebe es steuerlos in den Wellen. Schon bald war erkennbar, daß es in einiger Entfernung an Rakiav vorbeisegeln würde.
    »Wir müssen in die Boote«, sagte Mythor. »In jedes fünf von uns.«
    Sogleich rannten alle auf einmal los. Mythor und Burras Amazonen hatten Mühe, die Inselweiber zurückzutreiben, bis Ranky ein Machtwort sprach. Scida und Gerrek eroberten sich einen Platz und hielten einen weiteren für Kalisse frei. Mythor stand aufrecht in einem der beiden anderen Boote und winkte der Amazone, daß sie herunterkommen sollte.
    »Wartet!« rief diese. »Ich glaube, ich kann…«
    »Was?« Gerreks Stimme klang schrill. Es war offensichtlich, daß er danach trachtete, die Fahrt über das verhaßte und gefürchtete Wasser so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. »Was kannst du?«
    »Halt doch endlich einmal den Mund! Mythor, dieses Schiff! Es ist…« Sie schüttelte fassungslos den Kopf und breitete die Arme weit aus. »Das ist… die Sturmbrecher!«
    Gudun wechselte einen schnellen Blick mit Gorma und Tertish.
    »Unsere Sturmbrecher? Kalisse, du mußt dich irren! Tausend Schiffe sind zum Hexenstern aufgebrochen. Und ausgerechnet die Sturmbrecher soll hier und jetzt…?«
    »Es ist sie! Seht doch genau hin!«
    Kalisse machte sich an den Abstieg, und als sie die Boote erreichte, gab es auch für die anderen keinen Zweifel mehr.
    »Dann haben wir mehr Glück, als wir erwarten durften«, rief Tertish freudig aus. »Mit der Sturmbrecher werden wir bald wieder bei der Flotte sein! Worauf warten wir noch?«
    Sie schob ihr Boot gemeinsam mit Gorma ins Wasser, sprang hinein und ergriff mit der gesunden Hand eines der Ruder. Mythor blickte sie unsicher an, dann wieder zum Schiff hinüber. Es war die Sturmbrecher, doch weshalb kam sie nicht näher heran? Weshalb fuhr sie diesen seltsamen Kurs, und warum antwortete niemand auf die Rufe der Amazonen?
    Kalisse stieg zu Scida, Gerrek und zwei Inselweibern ins Boot.
    Mythor spürte, wie sich etwas um sein Herz legte. Rankys Warnungen kamen ihm wieder in den Sinn, und er zweifelte nicht mehr daran, daß sie wahrhaftig etwas Ungeheuerliches aus ihren Orakelknochen gelesen hatte.
    Sie wich seinem Blick aus, trotzig, als ob sie sagen wollte: Hättet ihr nur auf mich gehört! Nun seht selbst, wie

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