Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexengewitter

Hexengewitter

Titel: Hexengewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
die Narein, klammerte sich an das Seil und wurde von den Amazonen im Rettungskorb hochgezogen. Die erschöpfte Kriegerin folgte ihr, dann erst Skasy.
    Die Kriegsstrategin begegnete finsteren, ablehnenden Blicken von Amazonen, deren Haartracht, Gesichtsbemalung und Kleidung keinen Zweifel daran ließen, welcher Sippe sie angehörten.
    »Horsiks!« entfuhr es Skasy. »Jetzt begreife ich. Du hast es gewußt, Taukel.«
    Die Hexe lachte höhnisch.
    »Und ich weiß noch mehr, stolze Narein! Ich weiß, daß die Seejungfrau mehr Glück hatte als die Südwind und daß Lacthy nur darauf wartet, sich dein Gewäsch anzuhören.«
    Skasy schwieg betroffen. Noch drei Überlebende wurden in den Korb geholt, bevor dieser stieg und Kurs auf ein Seeschiff nahm, dessen Segel von magischen Winden gebläht wurden.
    Ohne deren Bemalung bereits erkennen zu können, wußte Skasy auch so, daß es sich um die Seejungfrau handelte. Kurz nur wunderte sie sich über den unglaublichen Zufall, der die Südwind direkt im Kurs des anderen Schiffes hatte kentern lassen. Aber war es überhaupt ein Zufall?
    Der Rettungskorb stieg höher, als die magischen Winde den Ballon emporhoben, und bald bot sich der Narein ein Bild, das sie Lacthy und Taukel vorübergehend vergessen ließ.
    Unter ihr war die Luft klar. Zu beiden Seiten aber wuchsen die blitzdurchzuckten Wolkenbänke scheinbar bis ins Unendliche. Wo sie aufrissen oder auseinanderstoben, glaubte Skasy über ein endloses, wild zerklüftetes Gebirge zu schauen, das in blutrotes Licht getaucht war.
    Und wie eine Schlucht lag die von Zaems Magie geschaffene Schneise dazwischen. Die Wände dieser Schlucht waren steil und vollkommen glatt. Tobende Gewalten warfen sich gegen die magische Grenze, doch weder Kälte noch Stürme vermochten sie zu durchbrechen.
    Es mochten an die hundert Luft- und mehrere Dutzend Seeschiffe sein, die unter Zaems Schutz die Schneise in südlicher Richtung durchfuhren, wo sie sich bis ins Endlose zog.
    Skasy mußte mehrmals schlucken, als sie den ganzen Umfang dessen begriff, was hier geschah. Dort, jenseits der Schneise, tobten die von Zahda und deren Verbündeten entfesselten Naturgewalten. Hier bliesen allein die von den Hexen herbeigerufenen Winde, die die Flotte zum Hexenstern bringen sollten.
    Viele Schiffe hatten den Hexensturm nicht überstanden. Nun aber wurde offenbar, daß die Zaem schon vor ihrem neuerlichen Aufruf an ihre Dienerinnen ihre schützende Hand über große Teile der Streitmacht gehalten haben mußte.
    Ein Schatten huschte über Skasys Gesicht.
    Warum hatte sie nicht auch die Südwind gerettet?
    Das schnelle Absinken des Ballons lenkte Skasys Aufmerksamkeit wieder auf die Seejungfrau. Taukel beobachtete die Narein aus den Augenwinkeln heraus, schwieg jedoch, bis die Aufgefischten auf dem vom Eis befreiten Deck des Schiffes standen und der Rettungsballon zu seinem Luftschiff zurückkehrte.
    Lacthy ließ es sich nicht nehmen, sie höchstpersönlich willkommen zu heißen. Ein kaltes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie, von Horsik-Amazonen umgeben, mit über der Brust verschränkten Armen und hoch erhobenem Kopf Skasy und die vier Narein-Kriegerinnen musterte. Taukel gesellte sich wie selbstverständlich sofort zu ihr. Unhörbar für die anderen flüsterte sie ihr etwas ins Ohr, woraufhin die Befehlshaberin der Narein-Horsik-Flotte nickte - offenbar sehr befriedigt.
    »Sie kann ruhig laut reden!« sagte Skasy heftig. »Oder hast du Angst davor, Lacthy? Fürchtest du, daß deine Kriegerinnen davon erfahren, daß du Taukel auf die Südwind schicktest, damit sie das Schiff in die vorbereitete Falle lockte? Und…«
    Sie stockte. Plötzlich fiel ihr das ein, was im verzweifelten Überlebenskampf in Vergessenheit geraten war. Sie kniff die Augen zusammen und betrachtete Lacthys Gestalt, an der sie keine Spuren erlittener Verletzungen feststellen konnte, nicht einmal eine Schramme.
    »Du… wolltest dich mit Scida auf Rakiav duellieren. Es will mir nicht scheinen, daß du dein Wort gehalten hast, Lacthy! Nie und nimmer hätte sich Scida von dir so leicht besiegen lassen. Und die Seejungfrau dürfte noch gar nicht wieder bei der Flotte sein.«
    Lacthy lachte schallend.
    »Wohl erkannt, Narein!« rief sie aus und blickte sich beifallheischend unter ihren Kriegerinnen um. »Ich will dir sagen, wie es um die Aufrichtigkeit des alten Weibes steht. Scida dachte nie daran, einen ehrenhaften Kampf gegen mich auszutragen. Sie, ihre Freunde und die Inselweiber hatten

Weitere Kostenlose Bücher