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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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eine Sekunde später tauchte Reave auf dem höchsten Balkon auf, nahm Anlauf und sprang .
    Der Sprung war eindeutig zu weit für einen normalen Menschen. Zealand hätte ihn mit der Hilfe seines Mooses schaffen können, aber Reave hatte offensichtlich seine eigenen Tricks, denn er schaffte die Entfernung locker und landete kauernd direkt vor ihnen auf der Brüstung. »Ich werde deinem Helden hier die Augen herausreißen«, brüllte er, und Genevieve taumelte kreischend zurück. Zealand stemmte sich gegen Reave und versuchte, ihn von der Brüstung zu stoßen, aber er bewegte sich keinen Millimeter. Gerade eben war er noch leicht wie eine Feder gewesen, und jetzt war er schwer wie Marmor.
    »Genevieve, Sie gehen nach drinnen!« Wenn sie nicht sah , wie er stärker wurde, dann würde sie ihn vielleicht auch nicht stärker werden lassen . Zealands einzige Waffe war das Moos, während Reave seine beiden Messer hatte, die jetzt blitzend nach ihm schlugen. Zealand tänzelte zur Seite, trotzdem erwischten die Klingen ihn immer wieder. Aber diesmal war sein grüner Schutzengel vorbereitet, schlang
sich um Reaves Handgelenke, behinderte ihre Bewegungen und unterband sie schließlich ganz. Das Moos breitete sich aus, kroch hinauf bis zu Reaves Gesicht und knebelte ihn. Reave wiederum kaute darauf herum und spuckte immer wieder grünen Brei aus - beinahe schnell genug, um sich freizubeißen. Dann trat Zealand ihm ins Knie, so fest er konnte; er hörte ein sattes Knacken. Der König der Albträume geriet ins Wanken, konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel Zealand praktisch in die ausgebreiteten Arme. Er musste jetzt an die dreihundert Kilo wiegen, und Zealand brauchte seine ganze magische Körperkraft, um ihn hochzustemmen und über die Brüstung zu werfen. Reave stürzte ins Leere. Er brüllte noch etwas, nachdem das Moos in seinem Mund zu Staub zerfallen war, und verschwand zwischen den Wolken.
    Zealand dachte keine Sekunde lang, dass Reave tot sein könnte. So einfach würde es leider nicht gehen. Aber zumindest zog der schwarze Turm sich schaukelnd zurück und verschwand schließlich am Horizont; Genevieves Armee löste sich auf wie Tau in der Morgensonne. Zealand ging nach drinnen und stellte fest, dass er nicht mehr im obersten Stockwerk war - von Genevieve war ebenfalls weit und breit nichts zu sehen. Also schleppte er sich zur Bibliothek, wo er auf Austen traf.
    »Sie haben ihn über die Brüstung geworfen«, sagte Austen. »Genevieve ist zutiefst beeindruckt.«
    »Hm. Wie oft werde ich das noch mit ihm machen müssen, bis Genevieve begreift, dass er keine wirkliche Bedrohung ist, und sie ihm seine Macht entzieht?«
    »Nun«, erwiderte Austen, »das ist die Frage.«

    Joshua und Rondeau saßen an dem ramponierten Tisch vor Marlas Büro und würfelten, weil es das einzige Spiel war, »bei dem er mich nicht nach Strich und Faden bescheißen kann«, wie Rondeau es ausgedrückt hatte. »Wenn es nicht ein totales Glücksspiel ist, dann kann er seine Spielchen mit mir spielen. Das macht mir zwar nichts aus, ich mag es, wenn er Spielchen mit mir spielt, aber so macht es mehr Spaß.« Marla saß daneben und wartete ungeduldig auf Langfords Anruf. Es war noch nicht einmal Mittag, also blieb noch genug Zeit, aber Marla hatte die Schnauze voll davon, untätig herumzusitzen. Sie hatte einige Anrufe gemacht, geprüft, wie ihre Geschäfte liefen, vorsichtshalber ein paar Runen geworfen, um bei ihren ganzen anderen Pflichten halbwegs auf dem Laufenden zu bleiben, alles in allem aber nicht viel erreicht - die ganze Magierwelt war mit dem Genevieve-Problem beschäftigt.
    Sie ging nervös auf und ab und steckte ihren Kopf schließlich zu Ted ins Büro, der gerade an ihrem Schreibtisch saß und telefonierte. »Hey, Ted, ich gehe nach oben, um nochmal einen Blick auf die Stadt zu werfen. Wollen Sie mitkommen?«
    Ted legte eine Hand über den Hörer. »Das würde ich wirklich sehr gerne, aber ich versuche gerade, ein paar Dinge zu klären, und ich bin schon ganz nah dran, also lieber nächstes Mal, okay?«
    »Klar«, sagte Marla ein wenig beleidigt, was sie sich natürlich nicht anmerken lassen wollte. Gestern noch hatte es ihm fast die Sprache verschlagen beim Anblick der Stadt zu ihren Füßen, aber jetzt wollte er lieber telefonieren. Marla fragte sich, an was er da wohl gerade arbeitete, aber sie war
stolz darauf, eben kein Kontrollfreak zu sein, und Ted hatte seine Vertrauenswürdigkeit bereits zur Genüge unter Beweis

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