Hexengift
auch Karten«, sagte Marla und setzte sich mit einem Stück Pizza in der Hand zu ihnen an den Tisch.
Um halb drei kam Langfords Anruf und setzte Rondeaus Bettelei, sie mögen doch endlich Strip-Poker spielen, ein Ende. Er wollte den ganzen Joshua sehen, und obwohl Marla gegen diesen Anblick auch nichts einzuwenden gehabt hätte,
wäre Joshua mit Sicherheit der Letzte gewesen, der noch mit allen Kleidern am Leib am Tisch saß - man glaubte ihm eben alles , auch wenn er bluffte, und deshalb würde er keine einzige Runde verlieren.
»Genevieve wird in dreiundzwanzig Minuten im Fludd Park sein, in der Nähe des Musikpavillons. Sie wird nur für etwa fünf bis sieben Minuten bei Bewusstsein sein. Das Zeitfenster, bis sie wieder ins Traumland verschwindet, ist also nicht besonders groß«, sagte Langford. Der Fludd Park war nicht weit weg, und angesichts des momentan praktisch nicht vorhandenen Verkehrs mussten sie es eigentlich in zehn Minuten bis dorthin schaffen.
»Dafür bekommst du’ne Kiste Orangen von mir«, sagte Marla und legte auf. »Ted, rufen Sie Hamil an, und sagen Sie ihm, er soll seine Jungs rüberschicken. Dann telefonieren Sie mit den anderen Magiern und erklären ihnen, was los ist. Rondeau, hol das Betäubungsgewehr, und Joshua, mach dich schon mal bereit für deinen Einsatz. Und jetzt los.« Marla warf sich ihren Umhang über, nur für den Fall, dass Reave auftauchen sollte. Sie hasste es, ihn zu tragen, aber er war nun einmal die mächtigste Waffe, die sie hatte. Der Preis, den sie dafür bezahlen musste, war nicht wichtig, solange ihr nur gelang, ihre Stadt zu retten.
Zehn Minuten bevor Langford mit Marla telefonierte, blickte Gregor von seiner Quecksilberschale auf. Bilder flackerten auf der Oberfläche der giftigen Flüssigkeit, daneben lag eine raffinierte, künstlerische Nachbildung des Taj Mahal in Trümmern - der Effekt der Unordnung, die Nicolette in das detailgetreue Modell aus Zahnstochern umgeleitet hatte.
»Genevieve wird im Stadtpark sein, in der Nähe des Musikpavillons, in dreißig Minuten.«
»Ich kann in fünf Minuten dort sein«, sagte Nicolette. Einer der Fluchttunnel führte zum Park, er endete direkt neben dem Ententeich.
»Dir bleiben ungefähr zwanzig Minuten, bevor Marla und ihr Team dort ankommen«, sagte Gregor.
Nicolette grinste und wuchtete sich einen schweren Rucksack mit netten, kleinen Überraschungen darin auf den Rücken. »Das reicht locker.«
»Wir sollten uns nicht auf Nicolette verlassen«, sagte Reave aus einer dunklen Ecke. Etwas schien ihm letzte Nacht die Laune verdorben zu haben, er wollte aber nicht verraten, was. Nicolette beachtete ihn gar nicht. Der König der Albträume mochte bald die Stadt übernehmen, aber sie hielt es für wenig wahrscheinlich, dass ihm das auch mit dem Rest der Welt gelingen würde - und schmiedete bereits Pläne für eine Palastrevolution. »Ich sollte selbst gehen und mir Genevieve holen.«
»Wenn Genevieve auch nur das geringste Anzeichen für deine Anwesenheit spürt, wird sie sofort wieder verschwinden«, entgegnete Gregor. Er saß jetzt mit dem Rücken an einen Stapel von Aluminiumkisten gelehnt - ein Vorrat von Notrationen für eventuelle Katastrophen in der oberirdischen Welt. »Diese Prophezeiung hat keine Gesetzesgewalt, sie ist lediglich eine Empfehlung und beschreibt das, was höchstwahrscheinlich eintreten wird. Sie ist sogar so wahrscheinlich, dass ich sie fast als Gewissheit bezeichnen würde, aber deine Gegenwart könnte alles über den Haufen werfen. Es ist besser, Nicolette geht. Genevieve kennt sie nicht,
deshalb wird ihre Anwesenheit sie auch nicht sofort in die Flucht schlagen.«
»Wenn sie versagt, werde ich sie töten«, sagte Reave.
»Du kannst’s ja versuchen, Glatzi«, erwiderte Nicolette.
»Wir verschwenden unsere Zeit«, sagte Gregor. »Geh jetzt. Ich will, dass das hier endlich vorbei ist, damit ich dieses verfluchte Gebäude verlassen und nach draußen gehen kann.«
Es passte Marla zwar nicht, aber sie musste Rondeau das Gewehr überlassen und sich mit ihm hinter den Bäumen versteckt halten. Rondeau war der bessere Schütze, und Genevieve vertraute ihr nicht, also war es besser, wenn Marla sich nicht blicken ließ oder auch nur ihren Geist zu sehr in Genevieves Nähe brachte. Marla spähte durch ihr Fernglas und sah, wie Joshua zu dem Pavillon ging, bei dem Genevieve auftauchen sollte. Er würde sie ansprechen, beruhigend auf sie einreden, und dann würde Rondeau sie mit dem
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