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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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schwarzen Schal. Der Schnee um sie herum schmolz, während sie ausdruckslos in die Ferne starrte. Marla zögerte - sollte sie zu ihr hinüberlaufen und ihr etwas zurufen, das Risiko eingehen, sie zu verscheuchen? Wenn sie nahe genug herankam, könnte sie es mit einem Insekt-in-Bernstein-Zauber versuchen. Er würde zwar nicht so stark wirken wie der, mit dem Ted Zealand mitten im Sprung aufgehalten hatte, aber um Genevieve ein paar Augenblicke lang zu lähmen, müsste es reichen. Sie rannte los und versuchte, so schnell wie möglich zu laufen und dabei gleichzeitig Ausschau nach Nicolettes Tretminen zu halten. Bei den Göttern, Nicolette hatte sie ganz schön hereingelegt. Das hier war schlimmer als schlimm. Aber immer noch zu retten.
    Bis zu dem Moment, als Nicolette hinter einem der Bäume beim Pavillon hervortrat, das Betäubungsgewehr in der Hand, und abdrückte. Genevieve drehte sich halb um die eigene Achse, dann fiel sie in den geschmolzenen Schnee. Obwohl sie es eigentlich besser wusste, hoffte Marla, Genevieve würde jeden Moment wieder verschwinden. Aber wie Dr. Husch zu ihr gesagt hatte, schien Genevieve in dieser Welt festzuhängen, solange sie sediert war. Unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln träumte sie ganz einfach nicht.
    Nicolette winkte Marla zu, ließ das Gewehr fallen und hob sich Genevieve auf die Schultern. Marla fluchte und legte
noch einen Zahn zu. Sie dachte kurz daran, ihren Umhang zu wenden, um sich in eine lebende Waffe zu verwandeln, unempfänglich für Schmerz oder Mitleid. Sie würde Nicolette in Stücke reißen - aber Genevieve wahrscheinlich auch. Und sie hatte sich verpflichtet, genau das nicht zu tun, deshalb rannte sie einfach weiter. Etwas knackte unter ihren Stiefeln wie ein vertrockneter Zweig. Flammen hüllten sie ein.
     
    »Ich hab das Miststück einfach abgefackelt«, krähte Nicolette triumphierend, als sie wieder in Gregors Bunker war. »Das hättest du sehen sollen, sie ging in Flammen auf wie ein explodierender Treibstofftank.«
    »Ist sie tot?«, fragte Gregor. »Bitte sag mir, dass sie tot ist.«
    »Sie hatte diesen Umhang an«, sagte Nicolette und schüttelte den Kopf. »Einen Moment lang dachte ich, ich wäre im Arsch, dass sie das Ding einfach wenden würde, die violette Seite nach außen, und mich in Stücke reißt.« Marlas Umhang war eine Legende. Es ging das Gerücht, sie wäre nur Magieroberhaupt von Felport geworden, weil sie zufällig dieses mächtige Artefakt besaß, was Nicolette wiederum für eine zu einfache Erklärung hielt. Marla verwendete ihren Umhang so gut wie nie, außerdem musste man ein guter Kämpfer sein, um diese Waffe überhaupt einsetzen zu können. Nicolette hatte nichts gegen Marla, sie bewunderte sie sogar ein wenig. Im Moment verfolgten sie nur leider unvereinbare Ziele. »Aber auch die weiße Seite hat ungeheure Kraft. Sie wird ihre Verbrennungen heilen.« Marla würde nicht verbrennen, solange sie diesen Umhang trug, aber das Feuer hatte sie gebremst und würde ihr entsetzliche Schmerzen bereiten. »Trotzdem, wir haben Genevieve, also
haben wir gewonnen.« Gregor nickte, sah aber nicht besonders glücklich dabei aus. »Ich werd mal den Clown fragen, ob das irgendwas an der Situation verändert«, fuhr Nicolette fort. »Vielleicht ist Marla jetzt keine Gefahr mehr für dich, und du kannst hier raus, ohne dass du gleich Angst haben musst, dabei draufzugehen.«
    »Vielleicht«, erwiderte Gregor. »Aber das Gleiche dachte ich schon, als Reave in meinem Büro auftauchte. Der Clown blieb jedoch bei seiner Prophezeiung - sobald ich mich nach draußen wage, wird Marla mich töten.«
    »Schon morgen wird Marla tot sein«, sagte Reave. Genevieve lag bewusstlos neben ihm und wimmerte leise. »Heute Nacht tritt eine neue Weltordnung in Kraft.«
    »Wenn Genevieve wieder aufwacht - oder einschläft oder was auch immer«, fragte Nicolette, »warum macht sie sich dann nicht einfach wieder davon in ihren Palast? Das alles ist doch ihr Traum, oder? Sie kann alles tun.«
    »Sie wird aufwachen und sich in meiner Gewalt wiederfinden. Sie wird glauben , sie wäre in meiner Gewalt, dass sie mir ausgeliefert ist und nichts mehr sie retten kann. Und dadurch wird es wahr.« Reave klang unerschütterlich in seiner Überzeugung. Was ein essenzieller Bestandteil des Ganzen war, wie Nicolette vermutete.
    »Was werden wir als Nächstes tun?«, fragte Gregor.
    »Ich bringe Genevieve in meinen Turm. Sie wird aufwachen und erkennen, wo sie ist. Dann wird sie sich

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