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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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entgegenstellen. Aber Gregor war die geborene Memme, ein Schleicher und Heimlichtuer, deshalb hatte er auch Zealand angeheuert, um Marla heimtückisch zu ermorden. Und deshalb war es nur natürlich, wenn er davon ausging, dass andere ebenso handelten. »Ich habe Sie über Marlas Verschwinden informiert, weil Sie darauf bestanden haben, dass ich Sie über jede noch so kleine Abweichung auf dem Laufenden halte. Ich bin es gewöhnt, in Eigenregie zu arbeiten, und Sie bezahlen mich für meine Fähigkeiten - warum vertrauen Sie dann nicht darauf? Ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit, Leute zu töten.«
    »Er hat Archibald Grace umgebracht«, sagte Nicolette und trommelte mit den Absätzen ihrer Stiefel gegen die Stuhlbeine. »Ich meine, der alte Knacker war eine mindestens doppelt so harte Nuss wie Marla.«
    »Durchaus«, sagte Gregor und verstummte für eine Weile. »In Ordnung«, sagte er schließlich mit einem Seufzen. »Machen Sie weiter. Ich entschuldige mich dafür, dass ich … wie nennst du es doch gleich, Nicolette?«
    »Du so ein verbohrter Kontrollfreak bist?«, fragte Nicolette. Sie zwinkerte Zealand zu; eine freundliche Geste, die er, wenn sie von ihr kam, widerlich fand. »Gregor fährt voll auf Präzision ab, so laufen die Dinge bei ihm nun mal, und meistens funktioniert es auch. Aber das Chaos hat auch seine Vorzüge.« Sie schüttelte ihre klappernde Plastikmähne. »Wann genau, sagten Sie, wollten Sie Marla beseitigen?«

    »Heute Nacht. Oder morgen. Vielleicht auch erst in zwei Tagen. Es ist besser, wenn niemand den genauen Zeitpunkt kennt, nicht einmal ich selbst. Sie sagen die Zukunft vorher, Gregor, sicher wissen Sie dann auch, wie wichtig Diskretion sein kann.«
    »Je früher, desto besser«, erwiderte Gregor.
    »Ich muss ihre Gewohnheiten kennen, ihren Tagesablauf, herausfinden, wann sie alleine ist und am wenigsten auf der Hut. Sie ist schließlich keine gewöhnliche Zielperson. Ich beobachte sie erst seit einer Woche und habe nicht die Absicht, selbst zum Opfer zu werden. Aber machen Sie sich keine Sorgen, bis jetzt scheint sie einen sehr beständigen Tagesablauf zu haben.«
    »Mir ist da ein Gerücht zu Ohren gekommen«, meinte Gregor. »Ein paar Ihrer alten Geschäftspartner sind in der Stadt und suchen nach Ihnen?«
    »Ja«, sagte Zealand. »Das wird unser Geschäft jedoch nicht beeinträchtigen.«
    »Sehen Sie zu, dass es das nicht tut.« Gregor bedeutete ihm mit einem Wink, dass er entlassen war.
    Zealand verließ das Büro und blickte in beiden Richtungen den Gang entlang, bevor er sich auf den Weg zum Aufzug machte. Gregors Sicherheitsvorkehrungen waren exzellent, aber nichts, mit dem ein Zeitattentäter nicht zurechtgekommen wäre; ein weiterer Grund, diesen Auftrag möglichst schnell zu erledigen. Seine Exkollegen zogen die Schlinge um ihn immer weiter zu. Jahrelang hatten sie ihn stillschweigend ignoriert, aber einer seiner letzten Aufträge, in Dublin, hatte ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn gezogen. Er hatte einen ihrer Agenten getötet, wenn auch
eher als Nebenprodukt eines anderen Auftrags, aber seitdem waren sie fuchsteufelswild, und Zealand musste um einiges wachsamer sein als sonst.
    Während er mit dem Aufzug nach unten fuhr, fragte er sich, ob er sich vielleicht deshalb ausgerechnet einen Zeitattentäter als Opfer ausgesucht hatte, weil es ihm Spaß machte, wenn sie ihm auf den Fersen waren. Wegen des zusätzlichen Nervenkitzels. Zealand wurde langsam älter, und sein Leben und seine Arbeit begannen ihn zunehmend zu langweilen. Doch dann beschloss er, nicht allzu genau über seine Beweggründe nachzudenken - ein Mann brauchte ein paar Geheimnisse, sogar vor sich selbst.
     
    Nicolette setzte sich auf die Kante von Gregors Schreibtisch. »Denkst du, wir hätten ihn töten sollen?«
    Gregor seufzte. »Ich komme mir vor wie in einem Haifischkäfig, Nicolette. Ich traue mich kaum, eine Hand nach draußen zu strecken, aus Angst, sie könnte sofort abgebissen werden. Ich dachte, ich könnte den Prophezeiungen des Clowns ein Schnippchen schlagen, wenn ich Marla aus dem Weg räumen lasse, aber alles läuft schief.«
    »Zealand soll der Beste sein.Vielleicht tötet er sie ja heute Nacht oder morgen.«
    »Sobald Marla den Verdacht schöpft, dass jemand sie verfolgt, wird sie ihren Tagesablauf ändern.« Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte den Kopf in die Hände. »Ich war vollkommen glücklich und zufrieden mit meiner Position. Was kümmert es mich, wenn Marla das

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