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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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nimmer. Der lebt ewig.« Nicolette schien der Gedanke zu amüsieren. »Das hat er uns doch selbst gesagt, oder?« Sie schob mit ihrem Stiefel die klapprige Tür am Ende des Flurs nach innen und drückte sie mit einem Quietschen auf. Gregor zuckte wieder zusammen. »Hey, Witzbold! Fütterungszeit!«
    Gregor blickte sie fragend an.
    »Er steht auf Hafercookies«, meinte Nicolette nur und
tätschelte eine der unzähligen Taschen auf ihrer Hose. »Ich habe ihm ein paar mitgebracht.«
    »Mir ist vollkommen entgangen, dass ihr beiden euch so nahesteht«, sagte Gregor.
    »Ich hatte eine Zeit lang mal einen Hund, damals, als ich noch auf der Straße lebte. Irgendwie erinnert mich der Clown an diesen Hund: dämlich, aber treu, verstehst du? Auch wenn mein Hund weit weniger gruselig war als der hier.«
    »Natürlich.« Gregor atmete noch einmal tief durch das Taschentuch ein, dann betrat er den Raum, um dem Clown gegenüberzutreten. Oh ja, natürlich hatten sie schon mehrere Male versucht, ihn einzusperren, ihn in einem Käfig oder einer Art Gummizelle zu halten, wo er keine Verwüstungen und andere Schweinereien anrichten konnte, aber all ihre Versuche waren fehlgeschlagen. Der Clown ließ sich nicht einsperren. Er verfügte über Möglichkeiten, die Gregor nicht verstand, Fähigkeiten, die über alles hinausgingen, mit dem Gregor sich jemals befasst hatte. Sie sperrten ihn ein, nur um ihn am darauffolgenden Tag vor seiner Zelle hockend vorzufinden, gerade damit beschäftigt, mit seiner Scheiße Comicfiguren auf den Boden zu schmieren, farblich akzentuiert mit dem Rotz aus seiner Nase; die Tür war dabei jedes Mal genauso fest verriegelt gewesen wie noch am Tag zuvor. Und er kicherte natürlich. Überwachungskameras versagten, sobald sie ihn ins Bild bekamen, Wärter schliefen unweigerlich ein, wenn sie ihn bewachen mussten. Es war eine seltsame Macht, die den Clown berührt hatte, und wenngleich diese Berührung ihn zerstört hatte, so hatte sie auch etwas hinterlassen.

    Der Clown musste im Chaos leben. Sein letzter Besitzer hatte das begriffen, und mit der Zeit sah auch Gregor es ein. Der Clown brauchte die Unordnung für sein fragiles geistiges Wohlbefinden und, wichtiger noch, für seine Arbeit. Worin Gregor nur undurchdringliches Chaos sah, erkannte der Clown die Struktur des Universums.
    Nicolette tippte auf einen Schalter, und kaltes Neonlicht durchflutete den Raum. »Wenigstens hat er die noch nicht zerstört.« Vor ihnen erstreckte sich der Wohnbereich des Clowns: ein Stapel Decken, eine Karaffe mit Wasser und eine Packung Trockenbrezeln, die neben seinem Kissen lag. Der Clown selbst war nirgendwo zu sehen.
    Gregor hatte den Clown von Sauvage geerbt, dem ehemaligen Magieroberhaupt der Stadt, wobei »gestohlen« wahrscheinlich das bessere Wort war. Sauvage war es zu diesem Zeitpunkt schon egal gewesen, und für den Clown spielte es keine Rolle, wohin man ihn brachte, solange es dort nur genügend Kissen gab, genügend Essen und genügend Dinge, mit denen er sich beschäftigen konnte. Kleine Tiere zum Ausweiden. Teeblätter, um darin herumzuwühlen. Distelstängel. Antike Münzen. Kleine Knochen von Kinderskeletten und Eidechsen. Er hatte sogar ein völlig verdrecktes und abgegriffenes Set Tarotkarten, die er jedoch nie in einem Muster auslegte, von dem Gregor jemals gehört hatte. Er hatte riesige Bögen Farbkarton, auf die er seine Nasenpopel schmierte und sie dann an die Wand klebte, um immer wieder darauf zu deuten, während er zu Gregor sprach wie ein Marketingexperte, der bei einem Meeting Grafiken und Kurven erläutert. Gregor stand in der Mitte des Raumes, möglichst weit weg von dem halb verwesten Katzenfell an
der Wand, möglichst weit weg von dem Regal mit den völlig veralgten Aquarien, möglichst weit weg von den Holzkisten voller Pilze, von denen der Clown manche aß und andere für Vorhersagen benutzte.
    Der schwarze, ausgefranste Vorhang am Ende des Raumes bewegte sich und wurde schließlich beiseitegeschoben. Dahinter stand der Clown und zog gerade seine verdreckten Cordhosen hoch. Er trug ein überraschend sauberes, weißes Unterhemd, auf das er mit schwarzem Filzstift Dutzende kreisrunde Augen gemalt hatte. Er zog seinen Hosenbund zusammen und grinste seine Besucher an. Sein schwarzes Haar war fettig wie immer, und die verstopften Poren seiner Haut schienen groß genug, um mit einem Sattelschlepper hindurchzufahren. Mit der einen Hand wischte er sich seine chronisch laufende Nase ab, während er mit

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