Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
Vom Netzwerk:
haben, was Ihr wollt«, sagte Gregor. »Wann werde ich diesen Mann kennenlernen, meinen neuen Freund?«
    »Warum? Planen Sie, irgendwohin zu gehen?« Der Clown lachte wieder. Er warf seinen Kopf in den Nacken und hielt sich mit beiden Händen den Bauch - ein Lachkrampf dieser Art hielt bei ihm normalerweise die halbe Nacht lang an.
    Gregor verließ den Raum, und Nicolette folgte ihm. »Soll ich ein Auge auf die Tür haben, Boss, wegen eventueller Überraschungsgäste?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Gregor und stieg in den Aufzug. »Ich weiß nicht einmal, was davon ich glauben soll.«
    »Er hat sich noch nie geirrt«, erwiderte Nicolette. »Er spricht ziemlich verworren, klar, aber letztendlich sind wir noch jedes Mal dahintergekommen, was es zu bedeuten hatte.«
    »Vielleicht ziehen diese Hafercookies seine Gabe in Mitleidenschaft.«

    Sie gingen zurück in Gregors Büro. Jemand stand vor dem Fenster, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und starrte hinaus auf den eisigen Regen und die Lichter der Stadt. Blitzschnell zog Nicolette eine Kette aus aneinandergehängten Büroklammern aus einer ihrer Hosentaschen - eine Miniaturpeitsche, an deren Ende eine Nadel mit einer diamantenen Spitze befestigt war -, aber Gregor legte ihr eine Hand auf den Unterarm, noch bevor sie ihren garstigen Zauber durch den Raum schnellen lassen konnte. Die Gestalt vor dem Fenster trug einen schwarzen Vinyl- oder Plastikmantel. Um die Hüfte herum war er eng zusammengezogen, darunter flatterte er weit um die Beine des Mannes. Sein kahler Kopf war weiß wie der eines Albinos und sah so weich aus wie frisch angerührter Kuchenteig. Vielleicht auch wie ein Champignon. Er drehte sich um und nickte Gregor zu. Die Farbe seiner Augen war irgendwie unnatürlich, als hätte er Gelbsucht im Endstadium. »Guten Abend«, sagte er. »Mein Name ist Reave.«
    »Ich habe Sie erwartet«, erwiderte Gregor. »Ich glaube, es ist uns bestimmt, Freunde zu werden.«

6
    Um ein Haar hätte Marla an die Tür ihres eigenen Büros geklopft, besann sich aber gerade noch rechtzeitig eines Besseren und platzte einfach hinein. Sie war sich nicht sicher, was sie erwarten würde - Ted, wie er in sich zusammengesunken hinter ihrem Schreibtisch saß, mit einer Nadel im Arm; oder schlafend auf der alten, durchgewetzten Couch; oder vielleicht übte er auch gerade ihre Unterschrift in ihrem Scheckbuch. Was sie tatsächlich vorfand, überraschte sie. »Was ist aus meinen ganzen Papierstapeln geworden?«
    Ted stand vor den Ablageschränken an der Wand und drehte sich zu ihr um. »Ich habe sie einsortiert.«
    Marla musste kurz nachdenken. »Diese Wandschränke waren bis oben hin voll mit Teppichmustern und ausgeschnittenen Comics aus fünfzig Jahre alten Zeitungen.«
    Ted nickte. »Die habe ich in ein paar Hängeregisterkästen einsortiert, die mir Mr. Rondeau freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Ich war nicht sicher, ob Sie sie behalten wollen oder nicht, deshalb …«

    Marla wedelte mit der Hand. »Nein, nein, die waren noch von der Frau, der dieser Club einmal gehörte, ich hab es bisher nur nicht geschafft, sie auszusortieren.« Marla musste zugeben, dass sie den ganzen Müll eigentlich recht angenehm gefunden hatte. Sie gehörte zwar nicht zu der Art Magier, die sich von Müll und Chaos ernährten - das war eher Ernestos Spezialität und lag auch diesem Mädchen, das zu Gregor gehörte -, aber vom rein ästhetischen Standpunkt her gefielen ihr etwas ungeordnetere, geheimnisvollere Umgebungen einfach besser. Andererseits war ein Büro, in dem es aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen, weit weniger angenehm als anstrengend, und wenn sie den Kuschelfaktor von unsortiertem Müll genießen wollte, konnte sie immer noch nachhause in ihre Wohnung gehen.
    »Dann werfe ich sie draußen in den Müll«, meinte Ted. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, aber ich habe auch den Rollschreibtisch dort in der Ecke ein bisschen aufgeräumt und ein zweites Telefon angeschlossen, damit ich einen Arbeitsplatz habe.«
    Marla ging hinüber zu der Ecke und betrachtete den Schreibtisch. »Wow, da war also die ganze Zeit ein Tisch unter dem … was lag noch mal darauf?«
    »Stoffreste größtenteils«, antwortete Ted. »Ich habe sie …«
    »In die Hängeregister einsortiert, klar.« Sie sah sich um. Das Büro war aufgeräumt. Nicht gerade picobello - in den Regalen lagen immer noch jede Menge exotische Steine, blinde Glasflaschen, handgebundene Bücher und der obligatorische

Weitere Kostenlose Bücher