Hexengift
weniger.
Marla drückte auf den Summer, und mit einem Klicken sprang die Tür auf. Sie war überrascht. Eine von Langfords Spezialitäten war, dass er Insekten mit seinen Sinnen verband und sie zur Überwachung einsetzte, und Marla hatte eigentlich erwartet, dass sie wegen der Kälte im Haus bleiben würden, was sie aber nicht taten, sondern munter um ihre Köpfe herumschwirrten. Dann fiel ihr eine gläserne Linse in der Wand auf: eine stinknormale Kamera. Langford arbeitete immer mit Netz und doppeltem Boden. Sie ging hinein, Ted mit Genevieves Habe auf dem Arm hinterher.
Drinnen gab es nur einen einzigen, großen und ziemlich chaotischen Raum; die Innenwände hatte Langford alle herausgerissen. Überall standen Metallregale, lange Bänke und Labortische wie zufällig verteilt im Raum herum. Die Rückwand war voll und ganz von aufeinandergestapelten Käfigen verdeckt, darunter so kleine, dass gerade mal ein Chihuahua hineingepasst hätte, bis hin zu einem, in dem man bequem ein Berggorillapärchen hätte unterbringen können. Sie waren alle leer, bis auf einen. Ein gelbäugiger
Kojote lief in seinem Käfig auf und ab, und Marla fragte sich, ob es wohl ein Gestaltwandler war oder nur ein ganz normales Tier. Langford selbst saß summend an einer der Werkbänke. Er hatte einen Haufen kleiner, glänzender Metallteilchen vor sich ausgebreitet und lötete irgendetwas zusammen. Vielleicht saß er schon seit Stunden so da. Er arbeitete gerne, und soweit Marla wusste, war das so ziemlich das Einzige, was er gerne tat. Er war ein seltsamer Typ, dieser Langford, der Leute manchmal anstarrte, als spiele er gerade mit dem Gedanken, sie zu sezieren. Aber er arbeitete schnell und effektiv, und Marla zählte auf ihn. Wahrscheinlich war er genauso mächtig wie die meisten der großen Magiernummern dieser Stadt, aber politische Machenschaften, große Geschäfte oder organisiertes Verbrechen interessierten ihn einfach nicht, also mischte er sich auch nicht ein.
»Das ist nicht Rondeau«, sagte er, ohne aufzusehen. »Hast du einen neuen Lehrling?«
»Das ist Ted, mein Sekretär«, antwortete Marla. »Hör zu, du musst etwas für mich erledigen, und das schnell.«
»Bei dir muss es immer schnell gehen«, sagte Langford. »Dein Sekretär weiß doch, dass er hier nichts anfassen darf, oder? Ich weiß noch, dass es bei Rondeau eine Weile gedauert hat, bis er es kapierte.«
Rondeau hätte beinahe einen Finger verloren, als er einmal wieder neugierig die Regalreihen inspiziert hatte. Seitdem steckte er seine Nase nicht mehr in jeden Käfig und jedes offene Gefäß.
»Ted ist grundsolide«, sagte Marla. Sie ging zu Langford hinüber und schnippte vor seiner Nase mit den Fingern. »Hey, hier steht ein Mensch, der gerne mit dir sprechen
würde. Könntest du mir kurz deine werte Aufmerksamkeit schenken?«
»Ich kann mich durchaus auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren«, sagte Langford. Trotzdem hob er den Kopf und sah zu Marla auf. Seine Augen glänzten silbern. Langford hatte einen riesigen Vorrat farbiger Kontaktlinsen, jedes Set magisch präpariert, um seine Sicht auf bestimmten Wellenlängen zu schärfen. Marla hätte gerne gewusst, wofür die silbernen wohl gut waren, aber wenn sie Langford gefragt hätte, würde er nur wieder einen ellenlangen Vortrag halten, und dafür hatte sie einfach keine Zeit. »Um was für einen Notfall geht es denn diesmal?«, fragte er. Marla blickte kurz zu Ted hinüber, der mit dem Schuhkarton unter dem Arm dastand und den Kojoten anstarrte. »Hey, Ted, lassen Sie den Karton einfach hier, und warten Sie im Wagen auf mich, okay?«
Ted nickte und verließ diskret den Raum.
»Hier«, sagte Langford, stand auf, ging hinüber zu einer seiner Edelstahlkühlboxen und nahm eine kleine Ampulle mit einer klaren Flüssigkeit darin heraus. »Misch das in Teds Essen. Er hat Prostatakrebs, und ohne das hier wird er bald sterben.«
Marla blinzelte ihn an. »Äh, was ?« Aber sie nahm die Ampulle.
Langford zeigte auf seine Augen. »Das sind Diagnoselinsen. Sie machen Wucherungen und Dichteschwankungen in Geweben sichtbar, unter anderem. Krebs sieht man damit sofort.«
»Ja, das hab ich schon kapiert. Aber du hast ein Heilmittel gegen Krebs? Scheiße, Langford, warum steht das nicht schon längst in jeder Apotheke im Land?«
Langford zuckte mit den Achseln. »Es ist nicht gerade ein Produkt der Schulmedizin. Oder zumindest nur teilweise. Es programmiert die Krebszellen neu, macht aus ihnen
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