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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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geben. Der Zeitattentäter fing an, sich an dem Türschloss zu schaffen zu machen. Er konnte einen Menschen auf tausend verschiedene Arten töten, von blitzschnell bis bizarr, aber im Schlösserknacken hatte er es nie zu besonderen Fähigkeiten gebracht. Zealand hätte die Tür auch einfach aufbrechen können, aber er wollte Marla auf keinen Fall warnen.
    Schließlich bekam er das Schloss auf und betrat das Apartment. Von draußen drang von der einzigen noch funktionierenden Straßenlaterne etwas Licht herein, und Zealand
knipste seine Taschenlampe an: Überall standen gestapelte Kisten herum, auf einem kleinen Rundgang entdeckte er alte Klamotten und Taschenbücher, kunterbunt durcheinandergewürfeltes Geschirr und allerlei anderen Kram. Marla schien dieses Apartment als Lagerraum zu benutzen.
    Zealand ging ins Schlafzimmer und hörte, wie ein paar Mäuse sich in die Ecken verkrochen. Er öffnete den Wandschrank und fand ihn leer vor. Wozu ihn einräumen, wenn das ganze Apartment als Wandschrank diente? Er klopfte gegen die Rückwand und lächelte: Billige Wohnungen, dünne Wände. Zealand griff in seine Tasche und zog Hammer, Meißel und eine kleine Säge heraus, dann stemmte er den Meißel gegen die Rückwand und schlug mit dem Hammer ganz leicht dagegen. Der Meißel durchschlug die Wand sofort. Er arbeitete schnell, horchte zwischendrin immer wieder auf etwaige Geräusche aus Marlas Apartment und schnitt gleich über dem Boden des Wandschranks ein großes, rechteckiges Loch in die Rückwand. Als das Loch groß genug war, dass er hindurchpasste, fing er an, die zuckerwatteartige Isolation herauszureißen. Er zog probeweise an ein paar Kabeln, die unter der Isolation zum Vorschein gekommen waren, und befand, dass er sich mühelos dazwischen hindurchzwängen konnte, ohne sie abzureißen.
    Mit Meißel und Säge bearbeitete er nun die Rückwand von Marlas Wandschrank. Gleich würde er zu ihrem Schlafzimmer durchbrechen, zu ihrer Wohnung, die exakt den gleichen Grundriss hatte wie diese hier. Zealand entfernte das ausgesägte Stück Gipskarton und leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Schrank dahinter.
    An Bügeln aufgehängte Kleider, mehrere Paar Schuhe
und Stiefel. Zealand zwängte sich in den Wandschrank, griff nach dem Türknauf und drückte die Schranktür ganz vorsichtig ein Stück weit auf. Er lauschte angestrengt auf jedes noch so kleine Geräusch, aber es war nichts zu hören, nicht einmal das Quietschen der Schranktür. Gut. Er brauchte die Scharniere also nicht zu ölen.
    Jetzt betrat er das Schlafzimmer und untersuchte es mit seiner Taschenlampe. Es war völlig unaufgeräumt, in der Mitte ein riesiges Bett mit einem schweren, eisernen Gestell, natürlich ungemacht. An der Wand hing ein großer Spiegel mit fein gearbeiteten Verzierungen am Rahmen, der dringend einmal geputzt werden musste. Auf der billigen Kommode lagen Kleiderhaufen, die wie Wasserfälle in die halb geöffneten Schubladen darunter hinabflossen. Auf dem Nachttisch neben dem Bett lagen mehrere dicke Schwarten, daneben ein völlig verstaubtes Glas mit Wasser und ein blauer Vibrator. Das einzige wirklich Schöne in dem Raum war ein großer Holzschrank, reich verziert mit aufwendig geschnitzten Schlangen und Rebenmustern, der an der gegenüberliegenden Wand gleich neben der Tür stand. Fasziniert ging Zealand darauf zu und entdeckte gleich neben den Türgriffen ein paar Runen, die denen am Türstock der Eingangstür ganz ähnlich sahen. Er traute sich nicht näher heran und fragte sich nur, welche Schätze hinter diesen Türen wohl verborgen sein mochten. Wahrscheinlich ohnehin nichts, mit dem er etwas anzufangen gewusst hätte. Magierkram.
    Er ging weiter ins Wohnzimmer und war überrascht, wie leer dieses war. Ein billiges Sperrholzregal bedeckte die eine Wand, über und über gefüllt mit in Leder gebundenen
Büchern, sonst nichts. Selbst der Teppich fehlte. Dann das Badezimmer. Sprünge in der Kloschüssel und ein Waschbecken mit jeder Menge Wasserflecken - so ziemlich das, was er erwartet hatte. Der Wandschrank im Schlafzimmer war eindeutig das beste Versteck. Dort würde er sich verkriechen und abwarten. Vielleicht konnte er Marla sogar töten, während sie schlief.
    Er ging zurück ins Badezimmer, sorgsam darauf bedacht, keinen der Stapel von Kleidern und alten Magazinen zu berühren, und kletterte wieder in den Wandschrank. Dort setzte er sich hinter die aufgehängten Kleider, öffnete seine Tasche und zog eines der wenigen

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