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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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Hightech-Geräte heraus, mit denen er arbeitete: eine winzige Glasfaserkamera mit Weitwinkeloptik. Er schob das flexible Objektiv durch den Spalt unter der Schranktür und verband das Übertragungskabel der Kamera mit einem kleinen Dreieinhalbzoll-Monitor. Das Bild war gestochen scharf und gab Marlas dunkles Schlafzimmer erstaunlich kontrastreich wieder. Jetzt brauchte er nur noch den geeigneten Zeitpunkt abzuwarten - was allerdings noch eine ganze Weile dauern konnte. Marla arbeitete oft unterschiedlich lange, und bei seinem Glück würde sie wahrscheinlich gerade heute erst um vier Uhr morgens nachhause kommen. Egal. Gregor zahlte ihm eine Menge Geld für seine Geduld. Zealand machte es sich erst einmal gemütlich.
     
    Es war mit Abstand das Sinnlichste, was Marla jemals erlebt hatte, Joshua auf dem Rücksitz der Limousine zu küssen - besser als die erste Caterpillar Roll in ihrem Lieblings-Sushirestaurant, besser als ein heißes Bad nach einem harten
Workout, besser als eine Viertelstunde allein im Bett mit einem zerlesenen Porno und ihrem Hitachi Magic Wand. Ihn zu küssen war so, wie sie sich das Küssen in ihren Schulmädchenphantasien vorgestellt hatte - ein köstliches Fest, eine sinnliche Sensation.
    Sie schaffte es, sich loszureißen - um ein Haar wäre sie mit einem langen Luststöhnen förmlich zerschmolzen, doch sobald das geschah, wäre sie wie alle anderen, die seinem Zauber erlagen, und warum sollte er sich dann noch länger für sie interessieren? Die Ironie des Ganzen war ihr natürlich voll bewusst: Sie hatte sich alle Mühe gegeben, Joshua möglichst gleichgültig bis herablassend zu behandeln, um ihm zu demonstrieren, dass sie immun gegen seinen Charme war, und jetzt, da er sich von genau dieser Gleichgültigkeit angezogen fühlte, versuchte sie, ihn auf dieser Schiene zu verführen. Marla verstand selbst nicht ganz, wie sie in dieses verwirrende Techtelmechtel hineingestolpert war, aber sie fühlte sich verdammt gut dabei, und deshalb war sie, zumindest für den Moment, entschlossen, die Dinge einfach laufen zu lassen.
    »Sie küssen höllisch gut, Joshua Kindler«, sagte Marla und strich ihm kurz über die Wange. Dann ließ sie sich vorsichtshalber wieder in ihren Sitz zurückfallen. Es raubte ihr fast den Verstand, auf so engem Raum mit ihm zusammen zu sein. Die Limousine fuhr langsam und bedächtig über die vereisten Straßen, und es würde wohl noch ein paar Minuten dauern, bis sie bei Marlas Apartment ankamen. Ob es ihr gelingen würde, sich zu beherrschen und ihn nicht schon vorher zu besteigen? Marla öffnete das Fenster einen Spaltweit und ließ etwas frische, kalte Luft herein. Wurde sie
tatsächlich wieder etwas klarer im Kopf? Vielleicht basierte seine Anziehungskraft ja wirklich auf Pheromonen. »Ich habe gehört, dass die meisten Liebesflüsterer einem einfach die Zunge in den Hals stecken und sich weiter nicht viel Mühe geben. Sie hingegen scheinen einige Arbeit in Ihre Technik investiert zu haben.«
    »Es scheint Sie immer wieder zu überraschen, dass ich kein Monster bin. Ich kenne niemanden, der ähnliche Kräfte besitzt wie ich. Hamil sagte mir, dass Liebesflüsterer im Allgemeinen nicht besonders gut miteinander auskommen, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, warum eine Bienenkönigin keine andere Königin neben sich duldet - wobei ich weder eine Biene noch eine Königin bin, wie Sie hoffentlich bald feststellen werden. Trotzdem finde ich es traurig, dass die meisten meiner Kollegen anscheinend so gleichgültig sind.Vielleicht wurde ich auch nur besser erzogen als sie.«
    »Tut mir leid, Joshua. Sie scheinen ein liebenswerter Mensch zu sein, aber andererseits ist das ja sozusagen Ihr Beruf , oder nicht? Allein die Tatsache, dass ich Sie schätze und Ihnen vertraue, gibt mir allen Grund, Sie abzulehnen und Ihnen zu miss trauen, verstehen Sie?«
    Er seufzte und setzte sich ein wenig anders hin, was für Marla so aussah, als beobachte sie eine ohnehin schon meisterhafte Skulptur dabei, wie sie sich in eine noch perfektere Pose warf. »Ich kann nichts dafür, dass ich so bin, wie ich bin, Marla. Ich habe nicht bei Mitternacht an irgendeiner dunklen Straßenkreuzung meine Seele an den Teufel verkauft, um so zu werden. Und ich bin mehr als nur ein Liebesflüsterer. Ich bin auch ein Mensch. Mir ist öfter langweilig, als Sie
vielleicht glauben. Sie sind seit einer schieren Ewigkeit der erste Mensch, den ich wirklich interessant finde.«
    »Menschen, die nur zu fragen brauchen,

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