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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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zurück in das vorübergehend
entstandene Vakuum strömte. »Oh, den Göttern sei Dank.«
    »Was werden all die Leute denken?«, fragte Ted.
    Marla schüttelte den Kopf. »Das Ding war nicht einmal eine Minute lang zu sehen. Die Leute werden denken, es wäre eine Illusion gewesen, eine Art Massenhysterie, eine Luftspiegelung, ein aggressiver Marketing-Gag für ein neues Computerspiel, was auch immer. Sie werden sich schon eine Erklärung ausdenken, das tun sie jedes Mal.«
    »Und wenn es eine Stunde lang dageblieben wäre?«, entgegnete Ted.
    »Dann hätten wir ein ernsthaftes Problem gehabt. Der Bürgermeister und die anderen Magier werden mich sowieso anrufen. Ich wünschte, ich wüsste, was ich ihnen erzählen soll. Aber bis jetzt ist das alles halb so wild, solange nur …«
    Ein weiterer Turm materialisierte sich vor ihren Augen, und während der erste die Gesetze der Physik wie mit einem Vorschlaghammer außer Kraft gesetzt hatte, schien dieser hier sich eher ins Straßenbild einzuschleichen, er fällte sich aus der Luft wie ein Kristall aus einer mineralischen Lösung und schob die umliegenden Gebäude ganz sachte zur Seite. Die einzige merkliche Veränderung in der Luft war eine sanfte Brise, die ihnen ins Gesicht hauchte. Leute schnappten nach Luft und deuteten mit den Fingern, absurderweise applaudierten manche sogar, als wäre der Turm ein besonders gelungener Special Effect. Gemauert aus schimmerndem Stein, durchsetzt von spitzen Fensterbögen und silbernen Fahnenmasten mit gelben Bannern daran, erhob er sich bis hoch in die Lüfte wie das Schloss einer Prinzessin aus einem Märchen.

    Marla hatte bereits einmal tatenlos dabei zugesehen, wie sich ein Turm vor ihr wieder entmaterialisierte, es würde ihr kein zweites Mal passieren. »Ich gehe rein«, sagte sie entschlossen.
    »Ich komme mit«, erwiderte Ted.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich da drinnen vorfinden werde. Es könnte sein, dass Sie von Riesenspinnen verspeist werden oder etwas in der Art.«
    »Ich bin Ihr Sekretär«, sagte Ted nur, und nachdem Marla sich nicht lange damit aufhalten wollte, ihn in seine Schranken zu weisen, seufzte sie nur kurz, rannte los und hoffte, dass er ohnehin nicht würde mithalten können. Aber Ted hatte flinke Beine und fiel nur unmerklich zurück - das Krebsmedikament hatte anscheinend gewirkt. Sie preschte durch das weit offen stehende Tor, hinein in eine marmorne Halle, deren zahllose Säulen in allen Farben des Regenbogens schillerten. Der Boden war so glatt poliert, dass sich die gewölbte Decke darin spiegelte. Ted keuchte hinter ihr her und kam schlitternd zum Stehen. Beide drehten sie sich um und warfen noch einmal einen Blick durch den Torbogen nach draußen, wo genau in diesem Moment die verdutzten Passanten auf der Straße mitsamt ihren kreuz und quer geparkten Autos verschwanden und vom Blau des Himmels und bauschigen, weißen Wolken ersetzt wurden. Im Inneren des Turms herrschte kein Winter, es war warm, zu warm für ihre dicken Mäntel und Handschuhe, derer Marla und Ted sich sofort entledigten. Sie konnten sich jederzeit neue besorgen, sobald sie wieder in Felport waren - das heißt, falls sie es dorthin zurück schaffen sollten.
    »Wir sind drinnen«, sagte Marla und ließ ihre Aufmerksamkeit
von dem Haufen abgelegter Kleidung wieder zu dem Gebäude wandern, in dem sie sich befanden. »Wollen wir uns mal ansehen, was wir hier finden.«
    Ted starrte sie mit weit offenstehendem Mund an. »Wie, was? Ich meine, wie kommen wir jetzt wieder zurück?«
    »Darüber machen wir uns Gedanken, wenn wir hier fertig sind. Eins nach dem anderen.«
    Ted sah sich um. »In welche Richtung sollen wir jetzt gehen?«
    »Wir sind in einem Turm, Ted. Nach oben.« Allerdings sah sie nicht einmal den Ansatz eines Weges hinauf. Ihre Absätze klackerten über den Marmorboden, während sie in der Halle umherwanderte und im Geist durchging, welche Mittel ihr zur Verfügung standen. Sie hatte ihren Amtsdolch dabei und ihre Stiefel - aufgemotzt mit Stahlkappen mit magisch erhöhter Massenträgheit, damit sie damit auch in eine Betonwand ein Loch treten konnte, falls nötig -, und ihren Verstand. Mehr nicht. »Versuchen Sie mal, ob das Handy hier funktioniert.«
    »Naja. Es zeigt nur einen Balken an, und der flackert.«
    »Mist. Dieses Handy hat einen magischen Verstärker. Langford behauptet, es würde sogar auf dem Mond funktionieren.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Ted und steckte das Handy wieder ein.
    Marla

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