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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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sich und verließ Gregors Büro. Aus ihren Träumen . Schön. Das erklärte im Grunde gar nichts.
     
    Ein starker Windstoß blies Marla und Ted entgegen, ein von den Häuserschluchten kanalisierter Luftstrom, der ihnen den Schnee ins Gesicht peitschte. »Verdammte Scheiße!«, rief Marla. Sogar durch ihre fest zusammengekniffenen Augenlider konnte sie den schwarzen Turm sehen, der plötzlich ein paar hundert Meter weiter vor ihnen aufgetaucht war, mitten auf der Straße. Das war eindeutig Reaves Turm, der Turm aus einem ihrer kleinen Intermezzos bei Genevieve. Dabei befand sie sich im Moment gar nicht in deren Traumwelt - dies hier war eine echte Straße in einer echten Stadt, in ihrer Stadt. Ein halbes Dutzend sich spontan materialisierender Orangenbäume war nichts dagegen.
    Marla packte Ted am Arm und zog ihn hinter sich her. »Das … wie … was«, stotterte er nur. »Was ist das?«, fragte er schließlich.
    »Ein riesiger Haufen Hundescheiße mitten in meiner Stadt«, erwiderte Marla wütend. Der Anblick verhieß nichts Gutes. Es war helllichter Tag, sie befanden sich mitten im Zentrum der Stadt, und auch wenn mittlerweile
der angekündigte Schneesturm tobte, waren die Straßen belebt. Hunderte von Normalen würden in diesem Moment zu ihrem Bürofenster hinaussehen und dieses unmögliche Ding mitten auf der Straße erblicken. Marla sah keine Passanten, und die Seitenstraße, auf der sie sich gerade befanden, war nur wenig befahren, aber ein paar Straßen weiter würde die Sache schon ganz anders aussehen. Sie hörte bereits das Hupen der Autos - was sie seltsamerweise beruhigte: Selbst wenn sie damit konfrontiert waren, dass sich eine Festung aus schwarzem Fels mitten auf einer der Hauptverkehrsstraßen materialisierte, waren die Bürger Felports hauptsächlich damit beschäftigt, sich darüber aufzuregen, wie dieses eigentlich unmögliche Ereignis den Verkehr aufhielt. Sie hoffte bei den Göttern, dass das Ding niemanden zerquetscht hatte.
    Als sie näher an den Turm herankam, sah Marla, dass die Dinge sowohl besser als auch schlechter standen, als sie erwartet hatte. So groß, wie der Turm war, hatte sie angenommen, dass er regelrecht zwischen den umliegenden Wolkenkratzern eingekeilt sein musste, tatsächlich war jedoch jede Menge Platz um ihn herum.
    Unglücklicherweise kam dieser Platz jedoch daher, dass jemand hier den euklidischen Raum ordentlich verbogen hatte. Der Turm hatte sich irgendwie … Luft verschafft. Die Straße verlief zu beiden Seiten um den Turm herum, achtspurig wie immer, nur vier von diesen Spuren links, die anderen vier rechts des Turms. Das Gebäude war nicht einfach in Marlas Stadt geplatzt wie der Fußabdruck eines Elefanten - es hatte ein Stück aus seiner eigenen Realität mitgebracht, einen Flecken Erde aus Genevieves Traumwelt.

    Es war große Magie, einen Turm inmitten einer belebten Stadt zu materialisieren, aber mit der nötigen Vorbereitung hätte Marla das auch hingekriegt. Den physikalischen Raum so zu verändern, um in einer Großstadt den Platz zu schaffen, damit der Turm sich sozusagen nahtlos in die bereits bestehende Umgebung einfügte, lag jenseits ihrer Möglichkeiten. Es lag jenseits aller Möglichkeiten, außer man war ein Manipulator, jemand, der die Realität dazu bringen konnte, alle viere von sich zu strecken und sich tot zu stellen. Jemand wie Genevieve.
    »Marla, was tun wir jetzt?« Ted stand da und starrte zu dem Turm hinauf. Immer mehr Autos blieben stehen, und die Fahrer stiegen aus, um ebenfalls den Turm anzustarren - genau das, was Marla eigentlich verhindern sollte. Die Albträume einer Verrückten fielen in die wirkliche Welt ein. Ein paar Orangenbäume, ja sogar sich seltsam bewegende Kreaturen, die sich gerne in den Schatten versteckten, konnte man noch ignorieren. Aber ein schwarzer Turm, der sich mitten in der City materialisierte, stellte eindeutig einen Frontalangriff auf die allgemein vorherrschende Realität dar. In der ganzen Stadt gab es nicht genug Vergissmeinjetzt-Tropfen, um dieses Problem zu lösen.
    Marla hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Sie musste Genevieve finden, klar, aber was war mit dem momentan dringlichsten Problem, dieser Überdosis Surrealität mitten in Felport? Egal. Vor ihr stand also ein Turm, der dort nicht hingehörte. Sie würde ihn einfach stürmen und sich dann mit dem auseinandersetzen, was sie darin vorfand.
    Dann verschwand der Turm mit einem lauten Donnerknall, den die Luft erzeugte, als sie wieder

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