Hexengift
zog kleine Glassplitter heraus. »Das kleine Glasfläschchen, das Sie mir gegeben haben, mit der Spinne darin«, sagte er beinahe entschuldigend. »Sie hatten doch gemeint, ich sollte es zerquetschen, falls wir auf Genevieve oder den gescheiterten Attentäter treffen würden …«
Marla packte Ted an den Schultern und küsste ihn auf die Lippen, was ihn derart verstörte, dass er einen kleinen, piepsenden Laut von sich gab. »Sie bekommen eine Gehaltserhöhung!«, rief sie. »Rondeau, kümmer dich drum, dass der Mann eine Gehaltserhöhung kriegt! Hast du das gesehen? Er hat es tatsächlich getan! Einfach so« - sie schnippte mit den Fingern - »hat er den Insekt-in-Bernstein-Spruch auf Zealand losgelassen und den Wichser mitten im Sprung erwischt.«
»Guter Schuss«, meinte Rondeau. »Aber glaubst du nicht, wir sollten ihn fesseln oder so, bevor die Wirkung nachlässt?«
»Ja, sicher«, sagte Marla. »Aber wir haben noch ein paar Minuten, und seine Bewegungsenergie ist dahin, er wird einfach runterfallen wie ein Stein, wenn die Wirkung vorbei ist.« Sie ging wieder zu Zealand und befühlte das Moos. Stirnrunzelnd zog sie sein Hemd aus der Hose und warf einen Blick darunter - sein ganzer Körper war mit dem Zeug bedeckt. »Hast du dich mit einer Kräuterhexe eingelassen?«, fragte sie. »Das … wundert mich. Mir wurde gesagt, du wärst kein großer Fan von Magie.« Marla stellte sich wieder vor Zealands Gesicht, zog ihren Amtsdolch heraus und schnitt die Killerranken von seinen Fingern. Die abgetrennten Stränge wurden sofort braun und zerfielen innerhalb von Sekunden zu Staub, der so fein war, dass er ihr zwischen den Fingern hindurchrieselte. Marla blickte Zealand fragend in die Augen. »Warum bist du so wild entschlossen, mich umzubringen? Zahlen sie dir wirklich so viel? Ich verstehe ja, wenn man stolz auf sein Handwerk ist, aber wenn du so weitermachst, werde ich dich töten müssen, allerdings erst, nachdem dir mein Freund Langford seinen hässlichen Helm
zum Gedankenlesen aufgesetzt hat. Er bringt dich nicht um, wenn er dir deine Gedanken aus dem Schädel saugt, aber du wirst dir wünschen , du wärst tot - es fühlt sich an wie ein Kater hoch hundert.«
»Sie können sie nicht töten«, sagte Zealand durch seine geschlossenen Zähne. »Ich werde es nicht zulassen.«
»Wen töten?«, fragte Marla. »Wovon redest …« Marla verstummte. »Scheiße.«
»Der grüne Ritter«, sagte Ted.
»Ja, du bist also der grüne Ritter«, meinte Marla nachdenklich. »Du arbeitest für Genevieve? Wie kann sie dich angeheuert haben? Ich kam erst vor ein paar Stunden auf die Idee, sie eventuell zu töten!«
»Sie hat ihn nicht angeheuert«, unterbrach Rondeau. Marla fuhr herum - diese Information aus seinem Munde kam einigermaßen überraschend. »Zumindest nicht als Erste. Ich habe ihn zunächst nicht erkannt, mit diesem Grünzeug im Gesicht, aber er war heute bei Gregor, als Nicolette mich an diesen Stuhl gefesselt hatte. Dann schleppte sie ihn an, damit er mich foltert oder zumindest so tut als ob, damit ich mir in die Hosen scheiße vor Angst.«
»Nun, das ist interessant. Du arbeitest für Gregor ?«
»Ursprünglich.« Er konnte seinen Mund jetzt ein Stückchen weit öffnen, was bedeutete, dass der Bannzauber bereits nachließ. »Jetzt nicht mehr. Er arbeitet mit Reave zusammen, und ich werde auch nicht zulassen, dass sie Genevieve etwas antun.«
»Das ist doch wohl nicht zu fassen«, fluchte Marla. Sie hatte Gregor nie ganz über den Weg getraut, aber sein Spezialgebiet war Zukunftsvorhersage - er mochte ein hochnäsiger
Hellseher sein, der es zu beträchtlichem Reichtum gebracht hatte, indem er sich mithilfe seiner Kenntnisse auf dem Aktienmarkt bediente, aber sie hätte ihm nie und nimmer einen Königsmord zugetraut. »Was ist denn in den gefahren? Verbündet sich mit meinen Feinden und versucht, mich um die Ecke zu bringen? Kein Wunder, dass er nicht zurückgerufen hat. Andererseits, wenn er ein bisschen Grips in der Birne hätte, hätte er sich ein wenig mehr Mühe gegeben, die Fassade aufrechtzuerhalten. Sei’s drum. Das ändert natürlich alles. Hör zu, Mr. Z., du und ich, wir müssen keine Feinde sein. Wir haben ein gemeinsames Ziel: Wir beide wollen diesen Reave aufhalten.«
Eine gewisse Verunsicherung flackerte in Zealands Augen auf, aber nur für einen kurzen Moment. Das Moos auf seinen Händen begann sich bereits wieder zu bewegen, wenn auch nur ganz leicht. »Sie lügen. Sie wollen Genevieve
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