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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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immer sehr zuvorkommend. Wie können wir Euch das je vergelten?«
    »Das ist doch selbstverständlich.« Er deutete eine neuerliche Verbeugung an. Geziert reichte ihm Adelaide die Hand. Es blieb ihm keine Wahl, sie höchstpersönlich zu ihrem Wagen zu geleiten. Ein triumphierender Blick aus Adelaides schwarzen Augen traf Magdalena. Sie verzog keine Miene. Adelaide reckte die Nase nach oben, spitzte den Mund und schritt würdevoll an Helmbrechts Seite an ihr vorbei.
    Statt ihr jedoch selbst in den Wagenkasten zu helfen, winkte er Rudolf herbei. Nicht eben erfreut trottete der näher. Karl grinste frech, auch Mathias wirkte belustigt über das Zwischenspiel, das seine Mutter da bot. Adelaide reagierte mit einem empörten Schnauben, traute sich allerdings nicht, Beschwerde einzulegen. Gerade noch rechtzeitig war ihr aufgefallen, dass die Pohlmann’schen Damen neugierig die Nasen aus dem Wagen streckten.
    »Die nächste Herberge befindet sich gut zwei Stunden von hier«, wandte Helmbrecht sich unterdessen an Magdalena. »Ich hoffe, Ihr ertragt es, dass wir heute länger als üblich unterwegs sein werden.«
    »Solange wir noch vor Anbruch der Dunkelheit ein offenes Haus finden, in dem man mir ein heißes Bad bereitet, bin ich einverstanden«, schaltete sich Adelaide ungefragt ein.
    »Wie immer stets zu Euren Diensten.« Helmbrecht lächelte, als er mit den Fingern an die Hutkrempe tippte. Galant bot er Magdalena die Hand und ermöglichte ihr, über einen kleinen Fußtritt den Wagen zu besteigen. Die zierliche Carlotta hob er schwungvoll mit beiden Händen nach oben.
    »Ein weltgewandter Mann, unser lieber Helmbrecht. Findest du nicht?« Adelaide sprach ihre Worte mitten ins Rumpeln der anfahrenden Fuhrwerke und sah Magdalena beifallheischend an. »Mir scheint, den Guten bringt nichts so schnell aus der Ruhe. Es sei denn …« Mitten im Satz brach sie ab, richtete die schwarzen Augen träumerisch in weite Fernen und lächelte. Ihre Brust hob und senkte sich. Eine leichte Röte huschte über ihre Wangen. Es brauchte nicht viel Phantasie, sich vorzustellen, was sie hatte sagen wollen.
    Magdalena schmunzelte. Lernte die Base nie dazu? Eben erst waren ihre Bemühungen, Helmbrecht zu umgarnen, ganz offensichtlich gescheitert. Allerdings, musste sie sich nach weiterem Überlegen eingestehen, erst im zweiten Anlauf. Die ersten Köder, die sie ausgeworfen hatte, hatte er fast geschluckt. Lediglich die Katze auf dem Dach hatte das Spiel unterbrochen. Bei nächster Gelegenheit würde Adelaide einen weiteren Versuch unternehmen. Vorschnelles Aufgeben war ihre Sache nicht.
    Ein lautes Seufzen durchbrach ihre Gedanken. Adelaide drückte sich die Hände gegen die Brust. »Ach, meine Teure, warten wir ab, was unsere Reise noch an Überraschungen für uns bereithält. Doch wollen wir vor allem hoffen, dass wir alle unser Ziel wohlbehalten erreichen.« Sie beugte sich vor und schenkte Carlotta einen sanften Händedruck. Als das Mädchen sie verdutzt ansah, nickte sie aufmunternd und lehnte sich dann zurück. Versonnen sah sie durch den Ausschnitt der Plane nach vorn auf den Weg.
    »Ein frommer Wunsch«, stimmte Magdalena zu und musterte die Base unauffällig. Etwas im Ausdruck ihrer schwarzen Augen schien verändert. Vielleicht war es auch der hämische Zug um die Mundwinkel, der sie verwirrte.

11
    Dieses Mal verfehlte das gleichmäßige Rumpeln des Fuhrwerks seine einschläfernde Wirkung. Zwar sehnte Carlotta nichts sehnlicher herbei, als an der Schulter ihrer Mutter in tiefen Schlaf versinken zu können. Doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Schließlich gab sie es auf. Die feuchtwarme Luft ließ den Stoff ihres Kleides schwer auf der Haut kleben. Ihr rotes Haar hing träge herab, von der sonst so üppigen Lockenpracht war wenig zu ahnen. Immer wieder trank sie einen kleinen Schluck Wasser aus einem Krug und versuchte, dem Nass in der Kehle lange nachzuspüren. Wasser war kostbar. So bald würden sie den Vorrat nicht auffüllen können.
    Erschöpft lehnte Carlotta sich gegen die Seitenwand. Der Kopf dröhnte, die Augen brannten. Das nervenaufreibende Rattern der Eisenräder tat ein Übriges. Sie presste die Fingerspitzen fest gegen die Schläfen. Das verschaffte zumindest vorübergehend Linderung. Das Surren einer Fliege lenkte sie ab. Lauter und lauter tönte es in ihrem Ohr. Sie suchte das Insekt mit den Augen, entdeckte es aber nicht. Großzügig rieb sie sich mit einer stark duftenden Tinktur ein. Die Mutter mischte sie aus

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