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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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verriet, wie gern er mit seinen Gästen beim Wein zusammenhockte.
    »Trag endlich das Essen auf!«, rief er seiner Frau zu, die in einem gewaltigen Kupferkessel über dem offenen Herdfeuer rührte. Dicht daneben brutzelten über einem zweiten Feuer ein paar Hühner an einem Spieß. Als Magdalena mit Adelaide und Carlotta an der Kochstelle vorbeikam, spürte sie den eisigen Blick, den die Wirtin ihnen zuwarf. »Ganz geheuer ist mir das schwarze, große Weib da nicht«, hörte sie die Frau hinter vorgehaltener Hand zur Magd raunen. »Denk nur an das schamlose Bad, das sie eben in der Kammer genommen hat!« Hastig schlug sie ein Kreuz vor der Brust. »Und für die haben wir drei Hühner geopfert! Ich will nicht wissen, was die im Schilde führt.« Aufgeregt nickte das Mädchen.
    Unauffällig schob Magdalena sich zu der rundlichen Frau und legte ihr beruhigend die Hand auf den nackten Unterarm. Die brave Wirtin erschrak. »Keine Angst«, beschwichtigte Magdalena sie leise. »Meine Base mag Euch etwas wunderlich erscheinen. Doch sie ist nur eine arme Witwe, die den Tod ihres Mannes nicht verwinden kann. Mit Waschen und Schrubben meint sie, der Trauer zu entkommen. So hat eben jeder sein Päckchen zu tragen.« Für die Worte erntete sie einen misstrauischen Blick. All ihren Liebreiz legte sie in das Lächeln, das sie der Wirtin daraufhin schenkte, und rückte noch ein wenig näher an die Kochstelle. »Hm, das duftet verführerisch aus Euren Töpfen. Mir scheint, Ihr habt die Hühner dick mit Salzwasser abgerieben. Eine gute Entscheidung. Das gibt eine besonders knackige Kruste.« Sie zwinkerte der Köchin zu. Die Frau musterte Magdalena eine Weile, dann breitete sich ein Lächeln auf dem runden Gesicht aus. Erleichtert atmete Magdalena auf und begab sich zum Tisch.
    Carlotta wich nicht von ihrer Seite. So anhänglich hatte sie das Mädchen lange nicht mehr erlebt. Etwas stimmte nicht mit dem Kind. Bevor sie dazu kam, ihre Tochter darauf anzusprechen, trat Helmbrecht zu ihr. »Kommt, Verehrteste, ich führe Euch zum Tisch.«
    Magdalena erschrak, als sie den Blick sah, mit dem Carlotta ihren galanten Begleiter musterte. Es versetzte ihr einen Stich, zu erkennen, dass die Tochter offenbar an ihrer Treue zu Eric zweifelte. »Komm schon, Liebes. Helmbrecht hat recht. Es ist besser, er bahnt uns den Weg.« Damit zog sie Carlotta mit sich.
    Der Geruch nach dicker Suppe und knusprig gebratenem Fleisch ließ den Gästen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ungeduldig rutschten sie auf ihren Bänken hin und her. Als Helmbrecht sie aufforderte, ein wenig beiseitezurücken, um die Damen durchzulassen, taten sie das nur unwillig.
    »Der warme Kochdunst treibt einem den Schweiß auf die Stirn«, stellte Helmbrecht fest. »Doch so heiß mir ist, verkündet mir mein Bauch deutlich, wie sehr ihm nach einer Stärkung verlangt. Wie geht es Euch, Verehrteste?«
    Endlich hatten sie den Tisch erreicht, der ihrer Reisegesellschaft zustand. »Ihr habt recht«, sagte Magdalena und schob Carlotta auf die Bank, bevor sie selbst Platz nahm. »Es wird höchste Zeit, etwas zu essen, ganz gleich, ob heiß oder kalt.« Sie lächelte Carlotta an. Das Mädchen wirkte blass und verstört. »Geht es dir nicht gut?«, flüsterte sie leise ihrer Tochter zu. Die aber schüttelte nur heftig den Kopf. Schon tischten die Wirtsleute das Essen auf. »Sieh nur, was es alles gibt!« Aufmunternd stieß sie Carlotta in die Seite. »Ich komme mir vor wie bei Hofe!« Verzückt betrachtete sie die dampfende Schüssel Suppe vor sich. Selbst ein trockener Kanten Brot wäre ihr in diesem Moment nicht weniger köstlich erschienen, so hungrig fühlte sie sich auf einmal.
    Nach der Suppe zauberten die Wirtsleute frisch geräucherte Spreefische herbei, alsbald folgten die gebratenen Hühner, gespickt mit Nelken und den ersten Waldbeeren. Magdalena langte kräftig zu und tunkte die köstliche Soße mit einer Scheibe röschen Brots. »Hier, nehmt noch ein bisschen!« Immer wieder schöpfte die Wirtin ihr eine besonders gute Portion, warf ihr hin und wieder sogar ein Lächeln zu. Die Zweifel, die ihre Person betrafen, schienen besiegt. Für Adelaide hatte sie getan, was in ihrer Macht stand. Ob es nutzte, würde sich zeigen. Doch die Magd überwand zumindest allmählich ihre Angst vor der schwarzhaarigen Frau. Als sie zum krönenden Abschluss eine süße Grütze verteilte, traute sie sich gar, Adelaide direkt die Schüssel zu reichen. Artig knickste sie dazu. Die Base aber bedankte

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