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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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leckte mit der schrundigen Zunge darüber. »Danke, Kleiner, dass du die Göre heiß gemacht hast«, sagte er zu Mathias. »Aber der erste Stoß gebührt einem erfahrenen Mann wie mir.«
    Noch bevor sie aufspringen und flüchten konnte, griff Karl sie an den Schultern und drückte sie zu Boden. »Wegrennen gilt nicht! Ich will gleich auch noch meinen Spaß mit dir, mein Täubchen.«
    »Lasst sie!«, schrie Mathias und versuchte, den kräftigen Kutscher wegzuzerren. Dazu aber war er viel zu schwach. Karl grölte vor Schadenfreude und streckte den Zeigefinger aus. »Schau dir an, wie dein Pimmel schrumpft. Mit dem Zwerg zerreißt du eh nichts mehr!«
    »Ist eben doch besser, wenn zwei erwachsene Männer das übernehmen. Kleine Jungs sollten warten, bis sie groß genug dafür sind.« Schon nestelte Rudolf an seinem Gürtel. Das riesige Ding, das kurz darauf vorwitzig aus seiner Hose ragte, flößte Carlotta Furcht und Abscheu ein. Sie wollte schreien, doch er hielt ihr den Mund zu.
    Schreiend warf Mathias sich auf den breitschultrigen Kutscher und schlug mit den Fäusten auf ihn ein. Doch der widerliche Kerl schob sich ungerührt zwischen ihre Beine. Sie spürte bereits das harte, kalte Glied auf ihrem Unterleib. Ihr wurde schwarz vor Augen.
    Da schallte lautes Gebrüll aus der Scheune herüber. Carlotta schreckte hoch. Auch Karl fuhr zusammen, Rudolf ließ sie gar vor Überraschung los. Mathias hörte auf, auf den Mann einzuprügeln. Das Gebrüll wurde schriller. Fürchterliches musste geschehen sein.
    »Zu Hilfe! So kommt doch jemand zu Hilfe! Helmbrecht stirbt!«
    Im nächsten Augenblick sprang der Kutscher in die Höhe, knöpfte sich hastig die Hose zu. Bevor er sich umwandte und zur Scheune rannte, um nach seinem Herrn zu sehen, sah er Carlotta und Mathias drohend an. »Kein Wort zu niemandem, oder ihr werdet eures Lebens nicht mehr froh! Vergesst nicht, in welcher Lage wir euch hier vorgefunden haben.« Damit winkte er Karl, ihm zu folgen.
    Carlotta schnappte sich ihr Kleid und krabbelte unter eines der Fuhrwerke. Sie zitterte am ganzen Leib. Groß war die Versuchung, noch weiter nach hinten zu kriechen und für immer unter dem Wagen zu bleiben.
    »Komm schon raus«, rief Mathias. »Von dem Lärm da draußen wird deine Mutter wach werden. Überall wird sie dich suchen.«
    Er hatte recht. Sie konnte sich nicht einfach verkriechen. Die Rufe aus der Scheune ebbten nicht ab. Gewiss eilte die Mutter dorthin und brauchte ihre Hilfe. Jemand war in Not, verlangte nach Beistand. Sie bezwang ihre Furcht, kleidete sich an und flocht sich die Zöpfe.
    Wenig später kroch sie aus dem Versteck. Mathias wartete davor. Sie wollte ihn anschreien, auf ihn einprügeln, ihn zumindest mit aller Kraft beiseiteschubsen. Zu nichts davon war sie fähig. Kaum wagte sie, den Kopf zu heben.
    Als sie sich endlich dazu durchrang, ihn anzusehen, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass eine entscheidende Wandlung mit ihm vonstattengegangen war. Silbriger Mondschein beleuchtete sein Gesicht, das Entsetzen und Schuldbewusstsein widerspiegelte. Er streckte beide Hände nach ihr aus. »Carlotta – ich weiß nicht … Verzeih!«, stammelte er, ließ die Arme sinken und sah zu Boden. Nach einer Weile fügte er leise hinzu: »Es tut mir leid. Ich wollte das alles nicht. Es ist so furchtbar.«
    Sie schwieg.
    »Kannst du mir noch einmal verzeihen?« Er ging vor ihr auf die Knie, hielt den Kopf aber weiterhin gesenkt. Dieses Mal streckte er nur die rechte Hand nach vorn.
    Sie verweigerte ihm den Handschlag. Seine Zerknirschtheit bereitete ihr zwar Genugtuung, aber das reichte nicht. Starr sah sie an ihm vorbei.
    Aus der Scheune kamen immer noch wirre Rufe. Im Gasthaus wurden Fenster geöffnet, Köpfe schauten heraus. Der Wirt kam aus dem Haus und rannte mit einer Laterne in der Hand zur Scheune.
    »Ist ein Medicus da oder ein Priester?«, war Pohlmanns Stimme zu vernehmen. »Wir brauchen jemanden, der in der Heilkunde bewandert ist.«
    »Und du meinst, damit ist es dann erledigt?« Carlotta wandte sich Mathias zu. Sie wunderte sich selbst über die Ruhe, die in ihrer Stimme lag. Am liebsten hätte sie ihn gepackt, kräftig geschüttelt und geschlagen für all das, was er ihr angetan hatte. Stattdessen fühlte sie eine ungeahnte Kraft in sich, aufrecht zu bleiben, keine Schwäche zu zeigen und ihn damit umso mehr zu beschämen.
    Vorsichtig zog er die Hand zurück, steckte sie zusammen mit der anderen in die Hosentaschen. Unentschlossen zuckte er

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