Hexengold
Schließlich wollen wir alle nur das Beste für Euch, mein lieber Helmbrecht.« Sie neigte den Kopf und lächelte ein unwiderstehliches Lächeln. Das dämmrige Licht zauberte glitzernde Flecken auf ihr schwarzes Haar.
»Danke für Eure große Anteilnahme.« Helmbrecht zog sich in die Kissen zurück. Es war ihm anzumerken, dass er keinen Wert darauf legte, von Adelaide umsorgt zu werden, auch wenn die von ihr offen dargebotenen Reize nicht seiner Aufmerksamkeit entgingen. »Ich brauche weder einen Medicus noch einen Pfarrer. Die bislang beste Behandlung habe ich durch die verehrte Frau Grohnert erfahren. Ihr habe ich es zu verdanken, wieder bei Sinnen zu sein. Über Stunden hat sie bei mir gewacht und keine Mühen gescheut, mich wiederherzustellen.«
Er griff nach Magdalenas Hand und drückte sie. Seine Augen suchten die ihren und hielten ihren Blick fest. Vorsichtig entzog sie sich und spähte zu Adelaide.
»Ja, meine liebe Base Magdalena hat ganz allein bei Euch ausgeharrt. Niemand anderen wollte sie um sich haben, wenn sie Euch ihre Tropfen verabreichte.« Bei diesen Worten huschte ein Anflug von Triumph über Adelaides Gesicht. Im nächsten Augenblick schmunzelte sie. »Wie ich sehe, geht es Euch bereits viel besser, mein Lieber. Diese kleine Stärkung wird Euch vollends auf die Beine helfen.«
Unsanft drängte sie Magdalena beiseite und plazierte das Tablett auf dem Schemel neben dem Bett. Dabei fiel der Becher mit den bitteren Tropfen hinunter und zerbrach. »Herrje!«, entfuhr es Adelaide. »Wie ungeschickt von mir! Verzeiht das Malheur. Wartet, ich helfe Euch gleich, Euch aufrecht hinzusetzen, damit Ihr die Suppe trinken könnt.«
Schon beugte sie sich vor und zupfte an dem Kissen herum, das Helmbrecht sich als Stütze in den Rücken gesteckt hatte. Wie zufällig schaukelte ihr Busen dabei dicht vor seinem Gesicht. Er drehte den Kopf beiseite. Sie drängte noch näher heran. Seine lange Nasenspitze berührte ihren Busen. Sie stieß einen überraschten Schrei aus, sein Gesicht färbte sich glutrot. »Entschuldigt«, murmelte er verwirrt. Plötzlich ruderte Adelaide mit den Armen durch die Luft, tat, als verliere sie das Gleichgewicht und fiel direkt auf ihn.
»Oh Gott!« Magdalena schwankte, ob sie lauthals loslachen oder empört aufschreien sollte. Adelaide hatte die verfängliche Situation mit voller Absicht herbeigeführt. Von ihrem Posten am Fußende des Bettes hatte sie das genau beobachtet. Der arme Helmbrecht ahnte jedoch nichts und suchte vergeblich, sich aus der prekären Lage zu befreien. Hilflos fuchtelte er mit den Armen. Entschlossen stürzte Magdalena hinzu und zog Adelaide unsanft von ihm weg. Als die Basen einander ansahen, runzelte sie die Stirn, um ihrem Missfallen Ausdruck zu verleihen.
Statt verschämt die Augen niederzuschlagen, entschied sich Adelaide für ein triumphierendes Naserecken. Die rot geschminkten Lippen glänzten feucht. Langsam fuhr sie sich mit der Zunge darüber. Aufreizend verschränkte sie die Arme vor der Brust. Im Ausschnitt ihres Mieders zeichneten sich die Ansätze ihres drallen Busens deutlich ab. »Danke dir für deine Hilfe, meine Liebe. Wie ich sehe«, sie wandte sich an Helmbrecht, der noch immer damit beschäftigt war, seiner Verwirrung Herr zu werden, »hast du dich bereits gut um unseren Patienten gekümmert. Ich denke, du hast dir eine Erholung verdient. Geh hinunter und ruhe dich aus. Die nächsten Stunden werde ich bei unserem Patienten wachen.«
Ohne Magdalenas Antwort abzuwarten, rückte sie sich einen Stuhl zurecht und setzte sich kaum eine Armlänge entfernt von Helmbrecht neben das Bett. Das schwarze Haar trug sie streng zurückgesteckt. Das gewittrige Licht, das durch die Luke fiel, warf einen geheimnisvollen Schimmer darauf.
Helmbrecht wagte noch immer nicht, sich zu rühren. Unentschlossen ging Magdalena zum Fußende des Bettes zurück und blieb dort stehen. Adelaides Blick wanderte durch die niedrige Kammer, dabei fächelte sie sich mit der Hand Luft zu. Die stickige Luft wurde unerträglich. Schon grollte abermals ein langgezogenes Donnern aus der Ferne heran.
Schritte näherten sich. Energisch klopfte es gegen die Tür. Im selben Moment sprang Adelaide vom Schemel auf und rief entsetzt aus: »Schäm dich! Du warst allein mit ihm. Über Stunden hast du ganz allein bei ihm in der Kammer gesessen. Weißt du nicht, was sich geziemt? Hast du denn keinen Anstand? Was wird dein Gemahl dazu sagen?«
Sie rannte zur Tür und riss sie auf, ehe die
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