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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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beruhigenden Kräutertropfen aufbewahrte, doch schenkte ihr die Suche eine willkommene Ablenkung. Doktor Petersens Theriak fiel ihr in die Hände. Es würde nicht schaden, ihm auch davon einige Tropfen zu verabreichen. »Ihr hattet schreckliche Krämpfe und habt darüber das Bewusstsein verloren«, fuhr sie fort. »Wir hielten es für das Beste, Euch hier oben zu pflegen. Sobald Ihr wieder bei Kräften seid, könnt Ihr natürlich aufstehen. Doch vorerst rate ich Euch dringend, im Bett zu bleiben.«
    Sie träufelte einige Tropfen der Kräutertinktur in einen Becher, gab noch ein Dutzend Tropfen Theriak hinzu, füllte mit frischem Wasser aus einem bereitstehenden Tonkrug auf und reichte Helmbrecht den Trunk.
    »Ich hatte Krämpfe?« Verwundert sah er sie an. »Welcher Art? Seltsamerweise kann ich mich nicht im Geringsten an gestern Nacht erinnern. Was ist das?« Argwöhnisch äugte er in den Becher. »Ihr werdet mir doch wohl kein Gift reichen wollen?«
    »Nur einige beruhigende Tropfen, vermischt mit reichlich Wasser.« Sie lächelte aufmunternd. »Natürlich kann man die auch mit Branntwein mischen, es scheint mir jedoch nicht die Zeit für solche Genüsse.«
    »Oh«, entfuhr es ihm, und er trank vorsichtig, verzog den Mund, schüttelte sich und prustete leicht. »Kaffee schmeckt auch nicht schlimmer, allerdings ziehe ich ihn diesen Tropfen sogar vor.«
    »Ich glaube kaum, dass wir in diesem entlegenen Winkel des Landes für Euch Kaffee auftreiben könnten. Wahrscheinlich wissen die Wirtsleute nicht einmal, was das ist.« Sie nahm ihm den Becher aus der Hand und stellte ihn auf den Schemel neben dem Bett. Leer getrunken hatte er das bittere Wasser noch nicht. Nachher würde sie ihm noch einmal davon geben. »Ihr müsst also mit meinen bitteren Tropfen vorliebnehmen, um munter zu werden. Auf lange Sicht sind sie sicherlich weitaus gesünder. Das musste sogar mein Kaffee liebender Gemahl eingestehen.«
    Sie versuchte sich in einem spitzbübischen Zwinkern. Zunächst hatte er die Hand nach der ihren ausgestreckt. Bei der Erwähnung ihres Gatten zog er sie wieder zurück. »Wie sehne ich mich danach, Euren verehrten Herrn Gemahl in Königsberg endlich kennenzulernen! Wir scheinen einiges gemeinsam zu haben, auch wenn ich den Kaffee noch nicht ganz so sehr schätze wie er. Eine mehrtägige Kur mit Euren Tropfen wird das jedoch rasch ändern. Uns steht also nichts im Wege, sofort gute Freunde zu werden. Darauf freue ich mich schon jetzt, Verehrteste.«
    »Die Freude wird ganz auf seiner Seite sein.« Erleichtert nickte sie. Ihre Beziehung zueinander war damit ein für alle Mal geklärt. Helmbrecht hatte verstanden, dass sie nie von Eric lassen würde. Er schien ihr nicht der Mann, der gegen ihren Willen einen weiteren Versuch wagte, mehr als freundschaftliche Gefühle bei ihr zu wecken.
    »Ich höre Stimmen, also geht es unserem Patienten bereits besser.« Ohne anzuklopfen, betrat Adelaide die Kammer. In der Hand trug sie ein Holzbrett, auf dem sich eine Schale dampfender Suppe sowie ein Kanten Brot und ein dickes Stück Käse befanden. Ihre Blicke trafen sich. Das Flackern in Adelaides schwarzen Augen hatte etwas Bedrohliches. Unsinn, schalt sich Magdalena. Dann aber bemerkte sie, wie sich ihre Base rasch nach allen Richtungen umsah. Es war, als wollte sie sich vergewissern, dass niemand sonst in der Kammer war. Draußen grollte der Donner. Der stärker werdende Luftzug ließ eine Tür im Haus knallen.
    »Wen suchst du? Der Pfarrer ist bislang nicht aufgetaucht«, sagte Magdalena.
    »Ihr habt bereits nach dem Pfarrer geschickt?« Helmbrecht erblasste. »Stand es so schlimm um mich? Bitte sagt mir die Wahrheit, verehrte Frau Grohnert. Nehmt keine Rücksicht. Ihr müsst mich nicht schonen.«
    »Nein, nein«, beeilte sich Magdalena zu versichern. Sanft klopfte sie auf die Bettdecke. »Es besteht nicht der geringste Anlass zur Sorge. Den Pfarrer zu holen, habe gewiss nicht nur ich als übertrieben empfunden. Doch angesichts Eurer Krämpfe und der Bewusstlosigkeit gab es gewisse Überlegungen …« Mitten im Satz brach sie ab, warf Adelaide einen flüchtigen Blick zu und entschied sich, die Darstellung der Vorkommnisse der letzten Nacht nicht mehr weiter zu vertiefen.
    Adelaide nutzte das kurze Zögern. »Den Pfarrer habe ich ins Spiel gebracht. Der nächste Medicus ist schlechterdings zu weit entfernt von hier. Eurer raschen und vollständigen Genesung zuliebe aber sollte meiner Ansicht nach nichts unversucht bleiben.

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