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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Bekanntschaft gemacht. Ich werde sie gleich zu dir rufen. Sie brennt darauf, dich in die Arme zu schließen. «
    »Sich gleich überall nützlich zu machen sieht ihr ähnlich.« Stolz klang in Erics Worten durch. »Sie ist ein kluges Mädchen.«
    »Sie ist unsere Tochter.« Magdalena drückte seine Hand und versank abermals in seinen Augen. Sie beide waren sich einig, was Carlotta ihnen bedeutete. Viele weitere Kinder hatten sie sich einst gewünscht. Keines aber war mehr lebend aus Magdalenas Leib herausgekommen. Zuletzt hatte sie gleich gar keines mehr von Eric empfangen können.
    »Wie habt ihr den weiten Weg von Frankfurt nur hierher nach Königsberg geschafft? Das ist nicht gerade eine Spazierfahrt für verwöhnte Kaufmannsgattinnen.« Erneut gelang ihm das vertraute Schmunzeln.
    »Eine Spazierfahrt war es beileibe nicht. Davon aber erzähle ich dir ein anderes Mal.« Sie atmete tief durch. »Keine Sorge, Liebster. Ich weiß, diese Gelegenheit wird es für uns beide ganz sicherlich geben. Unsere gemeinsame Geschichte ist nicht ausgerechnet in dem Moment vorüber, in dem ich meine wahre Heimat gefunden habe.«
    »Du hast deine wahre Heimat gefunden?« Während er ihre Worte spitz wiederholte, zog er die dünn gewordenen Augenbrauen nach oben. »Zum ersten Mal in meinem Leben höre ich das aus deinem Mund. Was ist geschehen?«
    »Sehr viel, aber vor allem eins: Gleich bei meiner Ankunft hatte ich das Gefühl, hier richtig zu sein. Seit zehn Tagen sind Carlotta und ich im Kneiphof. Stell dir nur vor, es ist sogar dieselbe Straße, in der auch meine Ahnen gewohnt haben! Das Haus meiner Vorfahren steht gar nicht weit von hier. Das muss ein Wink des Schicksals sein, denkst du nicht? Carlotta und ich haben zufällig hier im Grünen Baum Quartier bezogen. Das muss ein weiterer Fingerzeig von oben gewesen sein, denn stell dir vor: Die Wirtin kannte meinen Onkel und hat die unglückselige Geschichte miterlebt, die unsere beiden Väter einst aus der Stadt getrieben hat. Sie hat uns viel über die Königsberger Gepflogenheiten erzählt. Bei all dem Schönen gab es nur eine Enttäuschung.« Sie schluckte und musterte ihn. Es schien ihm an diesem Morgen wirklich besser zu gehen, stellte sie beruhigt fest. »Dich aber haben wir leider erst einige Tage später gefunden, in einem Hospital draußen vor der Stadt. Unser Kutscher Hermann hat dich dort aufopfernd gepflegt. Die treue Seele! Weil man dich nicht in die Stadt hineinlassen wollte, ist deinen Kaufmannsgefährten nichts anderes übrig geblieben, als euch beide dort draußen zurückzulassen. Da wussten sie zumindest Wundärzte und heilkundige Frauen um dich herum. Hermann ist dir nicht von der Seite gewichen. Das Fieber hatte dich die gesamte letzte Woche fest im Griff.
    Nachdem Carlotta und ich dich endlich aufgespürt hatten, haben wir dich hierher in den Grünen Baum bringen lassen. Hier kann ich dich selbst pflegen und umsorgen. Mit Apotheker Heydrich habe ich vereinbart, die notwendigen Mittel dazu direkt von ihm beziehen zu können. Dank der Fürsprache Feuchtgrubers und der anderen erkennt er mich als Wundärztin an. Laut einer kurfürstlichen Verordnung dürfen nämlich nur Wundärzte und Doktoren hier in Königsberg den Apothekern Anweisungen für Arzneien erteilen. Es besteht also zum Glück kein Grund zur Sorge, nicht die richtigen Arzneien für deine Genesung auftreiben zu können. Du wirst sehen, bald schon stehst du auf und hast das Schlimmste überstanden.«
    »Wie du meinst, Liebste«, sagte er zärtlich. Doch sie sah ihm an, dass er ihre Zuversicht nicht teilte. Verzweiflung erfasste sie wieder. Woher rührte das? Er durfte sich nicht aufgeben! Am liebsten hätte sie ihn angeschrien und kräftig geschüttelt. So viel war er ihr noch schuldig, so vieles stand noch zwischen ihnen. Vorhin hatte es so ausgesehen, als wäre das Schlimmste überwunden. Daran musste er sich klammern, nicht zu früh loslassen, sonst war es nicht zu schaffen.
    »Ich erinnere mich dunkel, mit Hermann in einem Hospital gewesen zu sein.« Eric räusperte sich. Magdalena reichte ihm den Becher mit verdünntem Wein. Mühsam trank er drei kleine Schlucke. »Am Stadttor haben sie mich weggeschickt, kaum dass ich meinen Namen genannt habe. Diehl, Imhof und Feuchtgruber aber durften rein. Ein Beschluss des Rates wollte es angeblich so. Ein Grohnert, so sagten sie, dürfe nicht mehr in den Kneiphof. Eine alte Geschichte mit den Singeknechts wäre da noch offen. Ist das nicht unfassbar? Nach

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