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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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weniger verwirrt als sie. Hastig wandte sie sich wieder den Besuchern zu. »Wie kommt Ihr dazu, das zu behaupten? Welcher Art soll diese Schuld sein? Nennt mir außerdem einen triftigen Grund, wieso er am Kontor vorbei mit Leuten wie Euch Geschäfte abgeschlossen haben sollte! Gewiss hätte er mir davon erzählt. Eure Namen sind in diesem Haus aber nie gefallen. Also lügt Ihr. Schämt Euch, eine arme Witwe wie mich zu belästigen und das Andenken meines Gemahls derart in den Schmutz zu ziehen.« Sie schluchzte und genoss die Tränen, die ihr im richtigen Moment über die Wangen zu laufen begannen.
    »Es wird sich rasch herausstellen, ob wir lügen. Eins jedenfalls steht mit Sicherheit fest: Euer Gemahl hat Euch nicht über alle seine Unternehmungen unterrichtet.« Castorp schien nicht bereit, auf die Gefühle einer frisch verwitweten Frau Rücksicht zu nehmen.
    »Wer seid Ihr wirklich?« Adelaide sprach mit leiser Stimme, in der ein drohender Unterton mitschwang. »Wer bürgt dafür, dass Ihr keine Betrüger seid? Dass Ihr mir Eure wahren Namen genannt habt und auch sonst die Wahrheit sagt? Keiner der mir bekannten Frankfurter Kaufleute hat je von Euch gesprochen. Dabei ist Mainz nicht sehr weit.« Sie legte eine bedeutungsvolle Pause ein. »Das Beste ist, ich lasse den Büttel holen und Euch abführen.« Sie holte tief Luft und streckte den Rücken durch.
    »Statt Euch Gedanken darüber zu machen, wer wir wirklich sind, solltet Ihr eher darüber nachdenken, wer Euer Gatte wirklich war.« Willibald Gruber zeigte sich unbeeindruckt. Spielerisch glitt seine linke Hand durch die lange Fallkrause auf seiner Brust. Hohn lag auf seinem Gesicht, als er den Kopf nach hinten warf und das aschblonde Haar in den Nacken schüttelte. Dabei suchte er herausfordernd ihren Blick. Er spitzte die Lippen, um voller Genuss mit heller Stimme zu verkünden: »Niemand ist der, den man seit langem zu kennen meint. Euer vortrefflicher Gatte hat Euch wohl nicht die volle Wahrheit gesagt, was seine bürgerliche Herkunft anbetrifft. Unvorstellbar, eine ehrenwerte Frau wie Euch derart schamlos zu hintergehen.«
    »Ich warne Euch!« Adelaide stemmte die Hände in die Hüften. »Hütet Eure Zunge, mein Lieber. Mir scheint, Ihr wisst nicht, von wem Ihr sprecht.«
    Ungerührt sprang Castorp seinem Gefährten bei: »Hat sich Eric Grohnert vor einigen Jahren nicht viel zu auffällig als Vetter Eures Gemahls offenbart? Und das genau zum rechten Zeitpunkt? Dank des unerwarteten Verwandten kam Euer Gemahl wenigstens noch an einen Teil der fetten Hinterlassenschaft seines Oheims selig. Fast wäre die ihm nämlich ganz entgangen, und er wäre obendrein seiner bürgerlichen Ehre verlustig gegangen, weil seine uneheliche Herkunft ruchbar wurde.«
    »Hört auf mit diesen Unverschämtheiten!« Wütend fuhr sie herum. Dabei erspähte sie aus den Augenwinkeln, wie Mathias das Gespräch mit entsetzter Miene verfolgte. Der Junge hatte doch keine Ahnung, worum es wirklich ging! »Mir reicht es. Ich hole den Büttel.« Wieder eilte sie zur Tür, zögerte allerdings, die Drohung in die Tat umzusetzen.
    Castorp klopfte mit den Fingerknöcheln auf die Unterlagen. »Tut, was Ihr glaubt, tun zu müssen. Die zwielichtigen Verwandtschaftsverhältnisse und Erbansprüche interessieren uns eigentlich nicht. Dafür aber wird der Rat der Stadt gern erfahren, dass wir mehr darüber wissen. Wenn Ihr den Büttel holt, können wir gleich darum bitten, vor den hohen Herren vorzusprechen.«
    Adelaide drehte sich wieder um. »Das wagt Ihr nicht.«
    »Warum nicht?« Geradewegs schaute Castorp sie an. »Wir haben nichts zu verlieren. Im Gegenteil.«
    »Also gut«, lenkte sie ein und ging näher ans Pult. »Was wollt Ihr?«
    Zufriedenheit spiegelte sich auf Castorps Gesicht. »Es geht, wie gesagt, um die Geschäfte Eures Gatten, die er jenseits des Kontors getätigt hat.«
    »Ich habe es Euch schon gesagt: Davon höre ich zum ersten Mal.« Verzweifelt rang sie um Haltung. Nicht allein Mathias’ wegen musste sie stark bleiben, auch wenn sie nicht begriff, was geschah. So hilflos hatte sie sich noch nie gefühlt, zumindest nicht, seit sie Vinzent kennengelernt hatte.
    »Euer Gemahl hat Euch gegenüber also kein Wort über die gewaltigen Verluste seiner jüngsten Geschäfte verloren?«, fragte Gruber.
    »Werft einfach einen Blick in diese Unterlagen«, schlug Schlüter vor. »Dann werdet Ihr begreifen, worum es geht.« Theatralisch legte er die rechte Hand vor die Brust und vollführte

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