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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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wollte, lehnte es ab. Dabei hatte die Alte ein recht freundliches Aussehen: Weder eine krumme Nase, Warzen oder auffallend faule Zähne, nicht einmal ein übler Geruch konnte ihr zur Last gelegt werden.
    »Schaust du wieder die Alte mit den Kräutern an?« Erschrocken fuhr Magdalena herum und sah sich der großen, ganz in Schwarz gekleideten Gestalt der Base gegenüber. Die glatten, ebenfalls schwarzen Haare trug sie zu einem schlichten, strengen Knoten frisiert. Ihre schmalen Lippen wirkten seltsam weich, überhaupt erschienen ihre Gesichtszüge viel milder als sonst. Magdalena schluckte. Seit zwei Wochen lebte Adelaide zusammen mit Mathias in ihrem Haus. Statt sich an ihre Anwesenheit zu gewöhnen, empfand Magdalena die dunkle, sich lautlos durch das Haus bewegende Base immer stärker als bedrohlichen, düsteren Fingerzeig des Schicksals. Als stete Mahnung an ihre glücklose, längst vom Tod dahingeraffte Familie, insbesondere an Kusine Elsbeth, die ihr das Glück mit Eric und Carlotta nicht weniger geneidet hatte, als Adelaide es seit Vinzents Ableben täglich tat. Umso mehr erstaunte sie der Gemütswandel an diesem Morgen. Adelaide wirkte regelrecht aufgekratzt.
    »Ein seltsames Weib.« Adelaides dunkle Augen leuchteten, als sie über Magdalenas Schulter hinweg nach draußen sah. Ein Lächeln huschte über das ebenmäßige Gesicht. Die bereits um diese frühe Stunde rot bemalten Lippen kräuselten sich belustigt. »Sie hat so gar nichts Besonderes zu bieten. Alle Kräuter aus ihrem Korb kann man vor den Stadttoren selbst pflücken. Die räudigsten Hunde streichen ihr um die Röcke, die buckeligsten Katzen schmiegen sich an sie, aber die Kinder schlagen einen großen Bogen um sie. Trotzdem kommt man nicht umhin, sie mit Wohlwollen zu betrachten.«
    »Das sagst ausgerechnet du?«, wunderte sich Magdalena.
    »Sie tut mir halt leid.« Adelaide zuckte mit den Schultern und wandte sich zum Tisch. Aufmerksam wanderte ihr Blick über die Frühstückstafel. Sie rückte an dem Krug mit dem warmen Bier, zählte die Brotscheiben im Korb und richtete das saftige Stück Schinken auf dem Brett mittig aus. Die Schale mit der süßen Brombeerpaste stand zu nah am Rand. Rasch plazierte sie sie in der Tischmitte. Zwei Kerzenleuchter warfen ihren flackernden Schein auf das reichhaltige Angebot an Speisen. Der Käse duftete mit den rotbackigen Äpfeln um die Wette. Trotz des schlechten Wetters war der Winter noch weit und das Obst noch frisch und glatt. Zum Abschluss der Kontrolle zupfte Adelaide am Tischtuch. Das frisch gestärkte Leinen leuchtete in dem düsteren Raum. Sie nahm das Messer, das rechts neben dem Teller an Erics Platz lag, und polierte die Klinge nach.
    »Stimmt was nicht?« Unbemerkt war Hedwig in die Stube getreten, in der Hand einen Krug dampfender Milch. Die kleinen, hellen Augen der Köchin ruhten argwöhnisch auf Adelaide, während sie den Krug abstellte.
    »Messerklingen sollten glänzen. Schmierig werden sie beim Frühstück von allein.« Adelaide gab sich keinerlei Mühe, ihre Abneigung gegenüber der gedrungenen Wirtschafterin zu verbergen. »Um das zu sehen, muss man natürlich wissen, wie man bei Tisch isst.«
    »Danke, Hedwig, dass du an die Milch gedacht hast«, schaltete Magdalena sich ein. »Haben wir auch noch genug Honig?« Damit wollte sie der Köchin einen Grund liefern, die Stube zu verlassen, ohne vor Adelaide das Gesicht zu verlieren. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, merkte sie jedoch, wie wenig das half. Sauertöpfisch verzog Hedwig das sonst so gütige Vollmondgesicht.
    »Hört das denn nie auf?«, entfuhr es Magdalena. »Euer tägliches Geplänkel über so unwichtige Dinge wie fehlende Speisen bei Tisch, fleckige Wäsche unten im Waschraum oder schmutzige Fensterscheiben im Kontor kostet mich einfach zu viel Kraft. Immerzu muss ich auf der Hut sein, dass ihr beide nicht zu heftig aneinandergeratet. Ich weiß«, richtete sie das Wort direkt an Hedwig und legte ihr die Hand beschwichtigend auf den Arm, »in deinen Augen überlasse ich der Steinackerin viel zu viele Aufgaben, die mir als Hausherrin anstehen. Andererseits bin ich meiner Base dankbar, dass sie sich dieser Dinge annimmt. Es war noch nie meine Erfüllung, mich um die Vorräte oder den Essensplan für die ganze Woche zu kümmern. Umso mehr freut es mich, wenn Adelaide das tut, denn es tröstet sie ein wenig über den Verlust ihres geliebten Gemahls hinweg.«
    »Es ist Euer Haus, Herrin«, stellte Hedwig trocken fest. »Ihr

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