Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
jede Begünstigung und Unterstützung zu geben und auch das andere zu tun, wie es in der Bulle ausführlicher geschrieben steht. Maximilianus, von göttlicher Gnade König der Römer, immer kaiserliche Majestät, Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund, Lothringen, Brabant, Limburg, Luxemburg und Geldern, Graf von Flandern etc. Gegeben in unserer Stadt Brüssel, unter unserem Siegel am 6. November anno Domini 1486 im ersten Jahre unserer Regierung.«
Institoris hätte einen Luftsprung machen können. Nun hatte er es auch noch von einem der mächtigsten Fürsten des Abendlandes schriftlich, dass sich alle ihm zu fügen hätten. Fast liebevoll strich er über das am Pergament herabhängende rote Siegel mit dem Abdruck in blauem Wachs.
In seiner Kammer raffte er eilig seine Habseligkeiten zusammen und suchte danach eine Schänke auf, wo er sich einen Krug Wein kommen ließ und diesen sogar auch noch selber bezahlte. Für den Rückweg nahm er die Kutsche, da es ja ein Besuch bei einem Fürsten war und ihm dies bei etwas großzügiger Auslegung der Ordensregel auch erlaubt war.
Nach vier Tagen traf er wieder in Speyer ein und marschierte unverzüglich in die Druckerei, wo ihn bereits ein wütender Peter Drach erwartete.
»Es ist ein einziges Durcheinander, das reine Chaos! Wie sollen wir so mit dem Setzen der Lettern anfangen? Kraut und Rüben!«, schrie dieser und knallte ein paar der eng beschriebenen und mit Randverbesserungen übersäten Papierblätter auf den Tisch.
»Dann verschwindet Ihr einfach sang- und klanglos von hier und kommt mit einem ganzen Packen neuer Einfügungen zurück, wo doch noch fast der ganze Teil für die Richter fehlt!«
»Bei diesem Abschnitt werde ich mich weitgehend an Eymericus halten, mein Comoer Amtsbruder ist da weitgehend der gleichen Ansicht wie ich. In so schwer wiegenden Fällen müsste der Richter frei nach der Schwere des Verdachtes ein Urteil fällen können, ebenso werde ich begründen, warum im Einzelfall von einer Appellation an den Heiligen Stuhl abzuraten ist, da die Juristen in Rom Deppen sind, aber das kann ich natürlich nicht so schreiben. Weiters kommt noch …«
»Das interessiert mich alles keinen feuchten Dreck!«, schrie ihn Drach an. »Ich verfasse das Buch nicht, ich bin nur der Drucker! So, und nun nehmt das ganze Zeug mit und bringt es in Ordnung! Da habt Ihr auch schon die ersten Druckfahnen, soweit wir aus dem Durcheinander schlau geworden sind!« Er langte über den Tisch und drückte dem nun doch recht kleinlauten Bruder Heinrich einen Stapel Papier in die Hand. »Und beeilt Euch! Schließlich kann ich nicht den halben Betrieb stillstehen lassen!«, rief er noch nach, als Institoris durch die Türe auf die Straße trat.
Im Kloster erfuhr der Mönch von Wimpfeling, der Kaiser Friedrich sei immer noch nicht hier gewesen, werde aber für Anfang Dezember in Speyer erwartet.
»Jetzt seid Ihr also umsonst nach Brüssel gereist«, meinte der Domprediger dann bedauernd.
»Nein, es war nicht umsonst. Seht mal, was ich mitgebracht habe!«, lächelte Heinrich überlegen und holte das gerollte Pergament aus der Tasche.
In den nächsten Monaten hätte er auch keine Zeit für Majestätsbeleidigungen gehabt und wenn ihm ein Bekannter über den Weg gelaufen wäre, so wäre das mehr als Zufall gewesen. Bruder Heinrich hatte sich regelrecht in seiner Zelle vergraben, wo er nun einen Teil seiner eigenen Predigten in das Werk einbrachte, worüber der Drucker aber wiederum alles andere als erfreut war.
»Das Ganze ist – mit Verlaub – ein einziger Saustall«, tobte Drach, »da, schaut Euch einmal die Gliederung an. Da heißt es, es werden achtundvierzig Fragen zur Erörterung gestellt, aber plötzlich ist das Buch dann in achtzig Kapitel unterteilt. Das sind nur die Fehler, die mir aufgefallen sind. Uns läuft die Zeit davon und wir werden es jetzt so drucken, wie es ist! Fertig und aus! Es liegen schon einige Bestellungen vor und ich kann die Leute auch nicht ewig vertrösten!« Drach ließ nicht mehr mit sich reden. »Nach den Feiertagen Anfang Januar werden die ersten Exemplare ausgeliefert! Darauf könnt Ihr Gift nehmen!«, blaffte er böse, als Institoris einen Einwand wagte.
Als »Tractat gegen die Zaubernisse« hatte Drach es in seine Auslieferungslisten eingetragen, den Titel »Malleus Maleficarum« konnte er sich einfach nicht merken und wie das Ding wirklich hieß, war ihm herzlich gleichgültig. Für ihn zählten nur die Zahlen unter dem Strich
Weitere Kostenlose Bücher