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Hexenhatz im Monsterland

Hexenhatz im Monsterland

Titel: Hexenhatz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Unser Bursche entschloß sich, jede seiner Verkleidung entsprechende Rolle, welche es auch sein mochte, mit Bravour zu spielen, so daß die Jungfrau stolz auf ihn sein würde.
    Die blickte sich rasch um. »Wir haben nicht gerade viel an Requisiten zur Verfügung. Wir müssen etwas von meinem Haar benutzen.«
    »Müssen wir?« fragte Wuntvor, ein wenig überrascht von dieser Entwicklung. Sollte ein tapferer Soldat etwa lange blonde Haare haben? Auch einem schlichten Mann des Waldes würden diese nicht eben besser anstehen.
    »Leider ist das alles, was uns im Moment bleibt«, beschied ihn die Maid. »Aber mach dir keine Gedanken. Ich werde es nicht vermissen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schnell es wächst! Hubert! Leih mir doch mal bitte eine Klaue.«
    Entgegenkommend kniete der Drache sich hin und trennte genügend Strähnen des güldenen Jungfernhaares mit seinem reptilischen Zeigefinger ab.
    Die Schöne griff sich mit einem Lächeln in die Locken. »Jetzt brauchen wir noch einige Ellen Sackleinen, das wir dir um die Taille wickeln, so daß man deine Hosen nicht mehr sieht. Hubert, könntest du wohl schnell in die Speisekammer des Turms zurückfliegen, um nachzusehen, was wir dort noch haben?«
    Der Drache nickte und eilte von dannen.
    »Also.« Die Liebliche biß sich vor Konzentration auf die perfekt geformten Lippen, während sie Wuntvors Schädel einer eingehenden Untersuchung unterzog. »Wir werden meine Schärpe als Stirnband zweckentfremden, um dein neues Haar am Kopf zu befestigen.«
    »In der Tat?« bemerkte der Bursche zögernd. »Darf ich fragen, als was ich verkleidet werde?«
    »Du wirst eine schöne Jungfrau darstellen…« Sie runzelte die Stirn. »Nun, jedenfalls eine Jungfrau, so lange, bis du weit genug von hier geflohen bist. Das Haar ist so lang, um deinen Oberkörper zu verdecken, und der Rock sollte deine unteren Extremitäten verstecken. Hast du erst einmal die Östlichen Königreiche hinter dir gelassen, kannst du Perücke und Kostüm ausziehen und wieder deine eigene Identität annehmen.«
    »Eine Jungfrau?« begann der junge Held zu protestieren. »Aber…«
    »Verdammnis«, warf der Krieger ein. »Der Riese.«
    »In der Tat«, stimmte Wuntvor ihm zu. »Der Riese.« Er stand still, während die echte Jungfer ihm Haar und Stirnband befestigte und ihm ein Stück braunen Tuchs um die Hüften drapierte, das der Drache soeben eingeflogen hatte.
    »Fertig.« Die Maid betrachtete ihr Werk mit Wohlgefallen. »Das müßte reichen. Das Haar solltest du tief ins Gesicht fallen lassen, damit es deine Züge verdeckt. Und laß bloß niemanden zu nah an dich rankommen.«
    »In der Tat.« Zumindest mit der letzten Anweisung konnte sich unser Wuntvor mehr als einverstanden erklären. »Bitte entschuldigt mich nun, denn ich muß fliehen.« Je schneller er sich dieser entwürdigenden Verkleidung entledigen konnte, desto besser.
    »Verdammnis«, pflichtete der Krieger ihm bei. »Mach, daß du wegkommst!«
    »Aber mach zierlichere Schritte«, ermahnte ihn die Maid. »Und halte den Kopf gerade. Denk immer daran, daß du nun ein fein Mägdelein bist!«
    Wuntvor würdigte sie keiner Antwort. Er fühlte sich eher wie ein Staubwedel, mit all dem Haar auf seinem Kopf. Auch brachte ihn der lange Rock beinahe zum Stolpern. Wie konnten Menschen sich nur in diesen Sachen bewegen?
    Doch nach allem, was ihm die anderen über den Riesen mitgeteilt hatten, schien dies seine einzige Chance zu sein, wenn er überleben wollte. Er mußte es einfach ignorieren, wie lächerlich er in seiner Kluft aussah, mußte hoffen, diesem schrecklichen Platz zu entfliehen, bevor etwas wirklich Schlimmes passierte.
    »Lebewohl, Wuntie!« rief ihm die Schöne hinterher. »Vielleicht werden wir eines Tages in einer schöneren Welt zusammen auf der Bühne stehen!«
    Wuntvor winkte ein letztes Mal zurück, ängstlich darauf bedacht, keine hektischen Kopfbewegungen zu vollführen, damit seine Perücke sich nicht verschob. Auch mit den nun von ihm praktizierten zierlicheren Schritten war er bald außer Sichtweite geraten und befand sich mutterseelenallein im dichten und uralten Forst der Östlichen Königreiche.
    »Hallo, du da«, ertönte eine wundervolle Stimme aus einem nahegelegenen Gebüsch. »Fast hätte ich dich nicht wiedererkannt.«
    Wuntvor hielt an. Ob das wohl schon der Riese war? Er griff nach seinem Schwert.
    Doch das, was nun aus dem Unterholz trat, war entschieden kleiner als ein Riese. Und trotz seiner geringeren Größe

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