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Hexenhatz im Monsterland

Hexenhatz im Monsterland

Titel: Hexenhatz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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war es wundersamer, als je ein Riese es würde sein können.
    »Ein – ein Einhorn«, stieß der Bursche schließlich hervor.
    »Nicht ein Einhorn«, verkündete das Geschöpf voller Stolz. »Das Einhorn. Dein Einhorn. Ist es möglich, daß du mich so schnell vergessen hast? O ja, natürlich, es ist möglich. Du bewegst dich hier in einem von ihren Märchen, nicht wahr?«
    »Es war einmal«, sagte unser Bursche.
    Dem Wesen entfuhr ein wohlmodulierter Seufzer. »Das könnte schwieriger werden, als ich es mir vorgestellt hatte. Und das, nachdem ich so weit gereist bin, um dich zu sehen. Wäre da nicht eine gewisse Besonderheit…« Das Einhorn blickte ihn bedeutungsvoll an. »Du weißt schon, wovon ich rede. Ich kann es auch nicht ändern.« Ein anmutiger Schauer überlief das Geschöpf. »Und nun dies.«
    »Kenn ich dich von irgendwoher?« erwiderte der junge Bursche, der sich mitnichten an sein Gegenüber erinnern konnte, was ihn in doppelter Hinsicht verwirrte, war doch das Einhorn eine der denkwürdigsten Begegnungen, die er jemals gehabt hatte.
    »Ich weiß schon«, stieß das Wesen mit tieftrauriger Stimme hervor. »Ich hab’ doch schließlich Augen im Kopf. Ich kann sehen, was du so treibst: Sobald ich dir den Rücken zugekehrt habe, strengst du dich an, einer dieser verbotenen Lüste in die Arme zu laufen. Und das, obwohl du weißt, welch verzweifeltes Bedürfnis ich habe, mein müdes Haupt an einem ganz bestimmten Platz zur Ruhe zu betten. Wie kannst du nur so mit meinen Empfindungen spielen!« Das Einhorn schubberte mit seinem schimmernd goldenen Horn an Wuntvors nicht minder güldenen Haarpracht entlang. »Das ist noch schlimmer, als wenn du abartig veranlagt wärst.«
    »In der Tat«, stellte unser junger Held fest, der natürlich immer noch nicht wußte, was das Wesen von ihm wollte (und eigentlich immer mehr zu der Vermutung gelangte, daß er es nicht wußte). »Gewiß ist alles, was du sagst, überaus interessant und richtig, und ich wäre auch heilfroh, könnten wir irgendwann in Ruhe darüber diskutieren. Aber jetzt entschuldigst du mich bitte, denn ich habe noch eine Flucht zu erledigen.«
    »Nun, wenn du so in Eile bist«, versetzte das Tier listig, »sollte ich dir wohl auch nichts über Norei erzählen.«
    Norei? Warum jagte ihm dieser Namen einen Schauer über den Rücken? Warum schoß ihm der Begriff ›einzig wahre Liebe‹ durch den Kopf? Aber natürlich!
    »Es war ei…« Wuntvor preßte die Lippen mit aller Kraft aufeinander, bevor er den Satz zu beenden vermochte. Er konnte sich jetzt nicht mit diesem altbewährten Mittel einlullen und beruhigen. Es gab Wichtigeres zu bedenken. Er dachte wieder an Norei, und das Bild einer jungen Frau bahnte sich mit brennender Intensität einen Weg in sein Gedächtnis. Die junge Hexe. Seine wahre Liebe. Norei. Es nahm ihm den Atem.
    »Alles in Ordnung mit dir?« erkundigte sich das Einhorn.
    Wuntvor holte einmal tief Luft und ermahnte sich, gerade zu stehen. »In der Tat«, gab er zur Antwort.
    »Da bin ich ja beruhigt«, sagte das Einhorn. »Ich hab’ schon befürchtet, du bekämst so eine Art spastischen Anfall. Ich würde dich ungern verlieren, wo ich dir bereits so nahe gekommen bin.«
    »Aber was ist mit Norei?« bohrte Wuntvor, weiteren Informationen über seine Liebe entgegenfiebernd. »Hättest du was dagegen, beim Reden ein wenig weiterzugehen? Ich fürchte, ich muß meine Flucht etwas ernster nehmen!«
    Das Einhorn legte einen grazilen Trab an Wuntvors Seite vor, der stetig – aber nicht allzu hastig – zu flüchten versuchte. Zierlichere Schritte, ermahnte er sich.
    »Nun, Norei ist natürlich der Grund meines Hierseins.« Das atemberaubende Geschöpf hob die linke Augenbraue. »Ein Grund, um genau zu sein.«
    »Und Norei?« drängte Wuntvor.
    Das Einhorn seufzte. »Wenn es denn sein muß. Norei hat einen Plan für deine Flucht. Präg dir diese Worte ein: Glücklich bis an ihr Lebensende!«
    »Glücklich bis an ihr Lebensende?«
    »Justamente. Im rechten Augenblick gesprochen, werden diese Worte dich retten. Mutter Duck wird dann keine Macht mehr über dich haben.«
    »Mutter Duck?« fragte Wuntvor, und plötzlich erinnerte er sich auch dieser unerfreulichen Begebenheit aus seiner jüngsten Vergangenheit. »Wie hast du es geschafft, ihrer Kontrolle zu entgehen?«
    »Das liegt in meiner einhornischen Natur«, beschied ihn das Wesen und zog hoheitsvoll und verächtlich die Luft durch die Nüstern ein. »Mein Fell ist so weiß, meine Hufe sind

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