Hexenheide
kommen an ein kleines Moor.
»Eigentlich müsstet ihr Stiefel anhaben«, sagt Malika unschlüssig. »Es ist ziemlich sumpfig hier.«
»Wir versacken aber doch nicht plötzlich irgendwo, oder?«, fragt Lenne und mustert besorgt den sumpfigen Boden um sich herum.
»Geht nur immer hinter mir her«, beruhigt Malika sie. »Ich weiß, wo im Sommer der Weg langgeht. Jetzt ist es Herbst, und es hat ein paarmal kräftig geregnet. Dadurch kann man fast nicht mehr sehen, wo der Weg ist.«
»Und was passiert, wenn du vom Weg abkommst?«, will Karim wissen und zieht die Nase hoch.
Malika grinst. »Blubb, blubb.«
Karim wirft einen ängstlichen Blick neben sich.
»Aber du sackst doch nicht sofort bis zum Kinn im Schlamm ein«, beruhigt ihn Malika. Amüsiert betrachtet sie die beiden besorgten Gesichter. »Höchstens bis zur Hüfte«, albert sie herum.
Karim und Lenne reihen sich eilig auf dem schmalen Weg hinter Malika ein.
Malika selbst scheint sich nach einiger Zeit allerdings nicht so sehr darum zu kümmern, ob sie noch auf dem Weg ist oder nicht. Sie rennt hin und her und wirft für Kees Stöcke ins Schilf, die der große Hund ausgelassen holt und zurückbringt. Ihre weißblonden Zöpfe fliegen in alle Richtungen, und ihre Wangen nehmen eine kräftige Farbe an. Sie hat mindestens genauso viel Spaß wie der Hund. Ihre Gummistiefel sind im Handumdrehen mit einer dicken Schlammschicht bedeckt, und einmal muss sie ihren Stiefel selbst mit beiden Händen festhalten, als sie ihn lachend aus dem Schlamm zieht. Kees wird auch nicht gerade sauberer.
»Ich lass ihn gleich mal ein bisschen schwimmen«, sagt Malika.
»Bei dem Wetter?«, fragt Karim verwundert.
»Wieso bei dem Wetter , es ist doch kein Frost. Wir haben fünfzehn Grad oder so!« Malika streichelt dem Hund über seinen großen Kopf. »Und er ist doch nicht aus Zucker. Danach läuft er sich wieder richtig warm.«
»Und wo geht er dann schwimmen?«, fragt Lenne.
»Hier zum Beispiel.« Malika zeigt auf einen Schilfgürtel. »Kommt ruhig mit, hier ist nur Sand, da sackt ihr nicht ein.«
Karim und Lenne gehen ihr vorsichtig nach.
Es ist kein heller Sand, wie es ihn an der Küste gibt, er ist braun und dunkel. Doch es ist normaler Sand, und er ist trocken.
Lenne läuft ein bisschen am Wasser entlang bis zu einer Stelle, wo der kleine Strandstreifen etwas breiter ist. Da hockt sie sich hin und betrachtet ihr Spiegelbild im ruhigen Wasser.
Karim bleibt bei Malika. »Und nun?«, fragt er, wobei er den Hund ansieht. »Schwimm!«, befiehlt er. Der Hund schaut abwartend zu ihm hoch.
Malika bricht in Lachen aus. Sie schnappt sich einen Stock vom Boden und wirft ihn ins Wasser.
Platsch! Kees ist sofort hinterhergesprungen, und die Spritzer fliegen Karim um die Ohren. Er wischt sich ein paar Tropfen von der Jacke und murmelt etwas Unverständliches.
Als dann Kees den Stock zurückgebracht hat und sich am Ufer so richtig schön ausschüttelt, kann Karim mit dem Wischen von Neuem anfangen. »Hättest du mich denn nicht vorher warnen können?«
»Oh, tut mir leid, für mich war es vollkommen selbstverständlich, dass er das machen würde. Hast du nicht gesehen, wie ich schnell ein Stück zurückgegangen bin?« Ihre Augen funkeln vor Vergnügen, und Karim beschließt, klugerweise jetzt erst mal den Mund zu halten.
In dem Moment sieht er aus den Augenwinkeln, wie Lenne plötzlich nach hinten springt. Sie fällt rücklings ins Schilf, rappelt sich wieder auf und rennt taumelnd am Wasser auf sie zu. Dabei hält sie sich das Handgelenk und jammert.
»Was ist denn los?«, fragt Karim erschrocken.
Lenne antwortet nicht. Sie wirft einen ängstlichen Blick zum Wasser und fragt Malika mit einer kleinen, drängenden Stimme: »Können wir jetzt wieder gehen? Ich möchte gerne zurück.«
Karim fragt sich, was sie sieht, und sucht mit schief gelegtem Kopf die Wasseroberfläche ab. Dort wirbelt es und schlägt Wellen, als ob jemand einen großen Backstein hineingeworfen hätte, aber es dauert nur kurze Zeit, dann wird das Wasser wieder so glatt wie ein Spiegel.
»Was war das?«, will Malika wissen, »eine Ratte?«
»N-nein …. äh, ja«, stammelt Lenne. »Ja … irgend so was.«
»Die tun aber nichts«, belehrt Malika sie. »V or denen brauchst du keine Angst zu haben.« Sie stupst Kees in die Seite. »Kees, such!«
Doch der Hund schaut zum Wasser und knurrt.
»Auf geht’s, Kees! Such! Tiere!«
Der Hund fängt an zu winseln.
»Na hör mal!«, ruft Malika fassungslos, »was
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