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Hexenheide

Hexenheide

Titel: Hexenheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: aerts
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Verrückter weggefahren, so schnell ich nur konnte. Mensch, du hättest meine Mutter hören sollen, als mein Vater etwas später nach Hause gekommen ist! Das gab ein Donnerwetter!« Karim sieht Lennes empörten Blick. »Nein, nein, ich hab ihnen nichts erzählt von … na ja, Hexen oder so, auch nichts von seltsamen Lampen. Meine Mutter fand es schon schlimm genug, dass mich mein Vater alleine über die Heide hat fahren lassen!«
    Lenne muss die Geschichte erst mal einen Augenblick verdauen. »Hast du geglaubt, dass sie es war?«, fragt sie schließlich. »Die weißhaarige Frau?«
    »Sie hat mich überhaupt nicht freundlich angeguckt, da bei der Mühle!«
    »Nein, aber wenn das Alberdine ist …« Lenne lacht bitter. »Dann hat sie keine so guten Erfahrungen mit Männern.«
    »Hallo!«, ruft Karim beleidigt. »Ich bin elf! Noch bin ich nur ein Junge und kein Mann.«
    »Ja, aber trotzdem.« Lenne grübelt eine Weile vor sich hin. »Aber eigentlich ist das komisch … wenn du als Hexe Männer nicht ausstehen kannst, würdest du dann nicht lieber Jungen statt Mädchen opfern?«
    Karim verzieht angewidert das Gesicht.
    »Das hat Herr Paul doch erzählt, dass Hexen beim Hexensabbat Kinder opfern, oder?«
    »Er hat erzählt, dass die Menschen das früher geglaubt haben«, ruft Karim ihr in Erinnerung. »Glaubst du, dass sie das wirklich tun?«
    »Was weiß ich. Woher soll ich denn wissen, was eine Hexe will?«
    »Also du glaubst, dass Rinnie …« Karim verschluckt sich. Es graust ihn. »V erdammt!«
    Lenne antwortet nicht.
    »Wie, hm … wie machen sie das dann, was glaubst du?«, fragt Karim. »Wie bringen sie die dann um?«
    »Mit einem Messer«, antwortet Lenne prompt. »Mit einem silbernen Messer mit verziertem Griff, auf dem Schnörkel und Zeichen sind, mit einem großen roten Rubin in der Mitte.«
    Karims Augenbrauen schnellen hoch.
    »Oh … ich … ich hab auf einmal so ein Bild vor mir gehabt«, sagt Lenne und wirkt selbst auch einigermaßen verwundert. »Wahrscheinlich hab ich das mal in einem Buch gesehen oder so, ich weiß es nicht.«
    »Oder mit Gift«, überlegt Karim. Die Vorstellung von dem unheimlichen Messer gefällt ihm gar nicht. »Das ist viel sanfter.«
    »Wer hat denn gesagt, dass Hexen sanft sein müssen?«
    »Ja, und was ist dann mit Ermelinde?«, gibt Karim zu bedenken. »Die Frau mit dem kleinen Hund. Wir haben sie alle beide auf dem Bild erkannt. Gehen wir mal davon aus, dass sie ein und dieselbe Person ist, ohne gleich wieder zu sagen, dass das nicht sein kann. Wenn Alberdine sie entführt hat, warum hat sie sie dann nicht auch geopfert? Und das hat sie offensichtlich nicht, denn sonst hätten wir sie hier nicht vorbeigehen sehen.« Karim schneidet eine Grimasse. »Sie ist jetzt schon vierhundert Jahre alt … und mir kommt sie nicht so schrecklich, hm … tot vor.«
    »V ielleicht war sie nicht jung genug, als Alberdine sie entführt hat. Sie war immerhin kein Kind mehr, sie sollte heiraten.«
    »Was hat Alberdine dann mit ihr gemacht? Sie einfach nur verzaubert?«
    »V ielleicht hat sie Gesellschaft gebraucht.«
    »Ewig währende Gesellschaft«, murmelt Karim. »V ierhundert Jahre lang.« Er rutscht auf dem Zaun hin und her. »Hör mal … aber dann die Frau im Wasser? Das Gesicht, das du gesehen hast? Wer soll das dann gewesen sein?«
    Lenne zuckt mit den Schultern. »V ielleicht entführt Alberdine regelmäßig Kinder, um sie zu opfern, aber manchmal entführt sie aus Versehen eines, das zu alt ist.«
    »Aus Versehen? Oder absichtlich. Zur Gesellschaft.« Karim runzelt die Stirn. »Ob Frau Hendriks das nicht auch für uns raussuchen kann, also, ob es da noch mehr gegeben hat, die verschwunden sind?«
    »Puh!«, stößt Lenne aus. »Über die Zeit von vierhundert Jahren? In so vielen Jahren werden wohl sehr viele verschwunden sein.«
    Karim fasst Lennes Hand. »Aber Lenne …« Er merkt selbst, wie er rot wird. »Du passt doch gut auf, dass du nicht die Nächste bist, ja?«
    »Ich nehme mich schon in Acht! Ich werde nicht zum Opferlamm!«
    »Du bist elf?«
    Lenne nickt. »Beinahe zwölf. Nächsten Monat.«
    »Dann bist du sicher noch jung genug.«
    »Arg!« Lenne gibt ein würgendes Geräusch von sich, schwingt ihre Beine über den Zaun und springt schnell auf der sicheren Seite auf den Boden. Sie geht zur Straße, um sie zu überqueren. Brav guckt sie nach rechts und dann nach links, wie man es macht, um zu sehen, ob ein Auto kommt. Doch insgeheim sucht sie nach etwas Lockigem,

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