Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenheide

Hexenheide

Titel: Hexenheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: aerts
Vom Netzwerk:
sagt Karim. »Das Medaillon, mit dem ich Erin rufen kann. Das funktioniert mehr oder weniger auch so, nur dass ich keine Botschaft bekomme. Sie hat gesagt, dass sie immer wissen würde, wo ich bin, wenn ich es anfasse und ihren Namen sage. Ich denke mal, dass Alba mit dieser Kugel dasselbe kann. Könnte doch sein, oder?«
    »Halt bitte etwas Abstand von mir«, sagt Lenne, doch ihre Stimme klingt bekümmert, als sie hinzufügt: »V orläufig … einen Augenblick lang … ich will sie schon wieder zurück.«
    »Komm«, sagt Karim leise und nimmt Lenne am Arm. »Wir müssen langsam mal wieder zurück. Meine Eltern werden sich schon fragen, wo wir bleiben.«
    »Sollen wir sie anrufen«, schlägt Lenne vor, »und sie fragen, ob sie uns abholen?«
    »Und was sollen wir ihnen dann sagen?« Karim lacht bitter. »Dass wir uns nicht mehr durch den Garten trauen? Wie willst du das erklären?«
    Lenne kaut nervös auf ihrem Fingernagel. »Und was machen wir, wenn sie noch da ist, im Garten?«
    »Dann rennen wir«, antwortet Karim tapfer. »Ich halt dich an der Hand, und dann rennen wir ganz schnell durch den Garten.« Er nimmt das Medaillon. »Und in der anderen Hand halt ich das.«
    Lenne holt tief Atem und seufzt schaudernd.
    »Nimm du die Luftpumpe«, sagt Karim. »Und hier ist die Uhr, die hast du fallen lassen.« Er klopft auf seine linke Hosentasche. »Und ich hab auch noch das hier, das alte Taschenmesser. Wenn es nötig ist, dann … na ja, was weiß ich.«
    Zusammen steigen sie die Dachbodentreppe hinab. Lenne erschrickt von dem Krach, mit dem Karim die Klappe wieder zuschnappen lässt. Mit zitternden Beinen gehen sie die nächste Treppe runter. »Ich weiß nicht, ob ich gut rennen kann«, krächzt sie heiser.
    »Natürlich kannst du das.« Karim gibt sich selbstsicher. Er wirft ihr ein Lächeln zu, von dem er hofft, dass es beruhigend wirkt.
    Sie schleichen durch die Küche und ziehen auf der Matte ihre Schuhe an.
    Karim legt die Hand auf den Schlüssel, der aus dem Schloss ragt. »Alles klar?«
    Lenne blickt einen kurzen Moment aus dem Fenster. Sie ist ganz blass, aber sie nickt mutig. »Alles klar.«
    Karim versucht, alles so schnell wie möglich ablaufen zu lassen: Schlüssel umdrehen, Tür auf, nach draußen, Tür zuschmeißen, abschließen. Zappelig steht Lenne neben ihm. »Los!«, ruft Karim, und Hand in Hand rasen sie durch den Garten.
    Bei Karims Haus bleiben sie japsend vor der Hintertür stehen.
    »Wir sagen, dass wir keine Lust hatten, uns nass regnen zu lassen«, keucht Karim, »wenn sie uns fragen, warum wir so außer Atem sind.«

17
     
     

     
     
     
     
     
    Karim und Lenne sind spät ins Bett gegangen. Karims Eltern haben sie lange beschäftigt – mit einem Film im Fernsehen, mit Spielen und mit einer großen Tüte Süßigkeiten –, wie sich das bei einer Übernachtungsparty gehört. Karim und Lenne waren über die Ablenkung sehr froh, aber schließlich ist es doch elf Uhr geworden, und das, fanden Karims Eltern, sei trotz der Herbstferien höchste Zeit, schlafen zu gehen.
    Karim hat seine Nachttischlampe angeknipst und Lenne versprochen, sie nicht auszuschalten. Sie kann die ganze Nacht brennen.
    »Wo hast du sie hingetan?«, will Lenne plötzlich wissen.
    »Wen?«
    »Meine Kugel.«
    »Warum willst du das wissen?«
    Einen Augenblick bleibt es still. »Kann ich sie kurz mal sehen?«, ertönt es dann bedrückt.
    »Ist es nicht besser, du versuchst, nicht mehr an sie zu denken?«
    »Bitte!«, sagt Lenne leise. Sie sitzt mit dem Rücken gegen Karims Nachttisch gelehnt und hat die Arme um die Knie gelegt, die sie im Schlafsack angezogen hat.
    Karim holt die grüne Kugel unter seinem Kissen hervor, und Lenne streckt die Hand danach aus. »Ich weiß nicht recht«, zögert Karim.
    »Ich will sie nur mal kurz in der Hand halten.«
    »Aber nur ganz kurz.« Staunend sieht er zu, wie Lenne das Ding in ihren Händen hätschelt, als ob sie etwas Verletzbares und Lebendiges hielte, wie man es bei einem Küken oder einem gerade geborenen Kätzchen macht. »Hast du keine Angst, dass du damit jemanden, äh, herbeirufst?«
    »Ich lieg hier doch sicher in deinem Zimmer im Bett, und deine Eltern sind in der Nähe. Was kann da passieren?«
    Alles, vermutet Karim, doch das sagt er nicht laut. Zur Sicherheit zieht er schnell sein Medaillon, das er selbst nachts nicht ablegt, unter dem Schlafanzug hervor. Er sieht, wie Lenne sich in die Kugel versenkt, als ob sie darin alles lesen könnte. »Gleich fängst du noch an

Weitere Kostenlose Bücher