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Hexenheide

Hexenheide

Titel: Hexenheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: aerts
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zurück. »Ich hab dir ja schon mal erzählt, dass es schwarze und weiße Magie gibt. Schwarze Magie ist etwas Abscheuliches. Sie ist rücksichtslos, ohne jedes Mitleid, und sie soll dem, der die Rituale ausführt, einfach nur mehr Macht bringen und sonst gar nichts. Darüber hinaus ist sie für nichts gut. Und die Rituale …« Händeringend bleibt Erin stehen und schaut Karim gequält an. »Das sind Rituale, die grauenhafte Zutaten verlangen. Blut und Tränen. Das Leben von Menschen und Tieren. Ich werde es dir nicht erzählen, Karim, du würdest nicht mehr schlafen können.«
    »Und das ist es, womit Vita sich beschäftigt, mit schwarzer Magie.« Karim nickt.
    »Falls nötig. Vita macht einfach alles, um ihr Ziel zu erreichen.« Erin schlägt die Hände vor die Augen. »Als dann Alba und ich die Mädchen so weit beeinflusst hatten, dass sie für Vita als Sklaven völlig unbrauchbar geworden waren, hat sie sie für andere Zwecke benutzt. Verlang nicht von mir, noch länger davon zu erzählen, Karim, bitte.« Plötzlich geht sie auf Karim zu, hockt sich vor ihn hin und legt ihm die Hände auf die Knie. »Weißt du, was es bedeutet, wenn du dich mit weißer Magie beschäftigst? Es bedeutet, dass du das Gute willst – für Mensch und Tier, für die Natur, für die Erde. Es hat immer alte weise Frauen gegeben, die ein bestimmtes Wissen hatten. Sie kannten Kräuter, Gifte und Früchte. Sie kannten den menschlichen Körper. Sie haben ihre Kenntnisse angewandt, um Menschen von ihren Krankheiten genesen zu lassen, damit Kinder gesund zur Welt kommen konnten, um Kummer zu beheben. Und sie dankten Mutter Natur für ihre Gaben. Bis dann die Zeit anbrach, in der ihre Kenntnisse nicht länger geschätzt wurden. Die Leute haben angefangen, sie Giftmischerinnen, Ketzerinnen und Zauberinnen zu nennen. Ihre Kraft und ihr Wissen wurden ihnen zum Verhängnis. Sie wurden auf den Scheiterhaufen geschleppt, ertränkt oder verjagt.« Ihre Hände greifen Karims Beine noch fester. Eindringlich blickt sie ihm eine Zeit lang ins Gesicht. Dann lockert sich ihr Griff wieder, und ihre Augen beginnen zu funkeln. »Weißt du, wo ich in der letzten Nacht war?« Sie lächelt und zeigt in die Ferne. »Bei einem sehr alten Mann. Oder eigentlich bei seinem Hund. Das Tier lag in seinem Korb und war dabei, seinen letzten Atemzug zu tun. Aber ich wusste, dass sein altes Herrchen sonst nichts mehr hatte. Keine Brüder oder Schwestern, keine Frau. Die Kinder weit weg im Ausland. Und weißt du, was ich getan habe? Ich habe dem Hund etwas gegeben. Um genau zu sein, ich habe ihm dreiundachtzig Tage gegeben. Zusätzlich. Mithilfe eines Tranks.«
    »Warum dreiundachtzig Tage?«, will Karim wissen.
    »Weil sein Herrchen noch genauso viele zu leben hat. Nenn es Zauberkunst, nenn mich eine Giftmischerin, wenn du das willst, aber der kleine Hund sitzt im Moment bei seinem Herrchen auf dem Schoß, und zusammen essen sie ein Käsebrot. Und so sollen sie es noch gemeinsam dreiundachtzig Tage machen, bis sie zusammen den Geist aufgeben.« Erin grinst breit. »Bei solchen Gelegenheiten habe ich die größte Freude an meiner Arbeit. Ich kann dir noch mehr Beispiele nennen.« Sie steht auf. »Im letzten Sommer war es warm und trocken. Da waren Jungen im Birkenwald, kräftige Kerle und übermütig. Sie hatten ein Feuer gemacht. Als sie dann merkten, dass sie es nicht mehr kontrollieren konnten, sind sie schnell auf ihren Mopeds weggefahren und haben das um sich greifende Feuer zurückgelassen. Ich habe das Feuer gebannt, indem ich einen Hexenring darum gelegt habe, einen feuchten Ring aus Schwämmen und Pilzen, die dort aus dem Boden geschossen sind, wo ich mein Elixier hingetröpfelt hatte.« Erin legt ihre linke Hand an den Baumstamm, an den Karim sich gelehnt hat. Dann blickt sie nach oben, hebt ihre rechte Hand und eine Kastanie fällt hinein. Erin neigt ihren Kopf.
    Verwundert schaut Karim hoch. Es war so, als hätte der Baum ihr die Kastanie geschenkt, und Erin hätte sich dafür mit einem Kopfnicken bedankt. Erin gibt Karim die Kastanie. »Das ist eine Marone«, sagt sie, »die kannst du essen. Willst du noch eine?« Das Ritual wiederholt sich. »Ist das schlecht, was ich mache? Ist das unheimlich? Du kannst das Wort Hexerei gebrauchen und damit böse Taten meinen. Aber was ist falsch an dem, was ich mache? Ich lösche das zerstörerische Feuer, ich banne das Fieber, ich lindere Kummer mit süßen Tränken, ich stille Schmerz mit Salben und Ölen, und das alles

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