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Hexenheide

Hexenheide

Titel: Hexenheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: aerts
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kann ich schnell machen, sehr schnell, wenn es nötig ist.«
    Karim spürt wieder einen leichten Lufthauch, den er schon einmal gespürt hat, einen Lufthauch, der nicht mehr ist als eine kleine Luftbewegung. Erin stellt einen silbernen Kerzenleuchter vor seine Füße. Darin brennt eine kleine Kerze.
    »Wo hast du denn den so schnell hergeholt?« Karim lacht nervös.
    Erin hält die zweite Kastanie in die Flamme. Sie scheint das Feuer an ihrer Hand nicht zu spüren und sich auch nicht zu verbrennen. Dann holt sie ein Messer unter ihrem Umhang hervor. Das Messer hängt an einer Kordel um ihre Hüfte.
    Karim starrt auf das Messer. Der Griff ist mit feuerroten Steinen besetzt und zierlich gearbeitet. Er denkt an die Worte, mit denen Lenne vor einiger Zeit ein ähnliches Messer beschrieben hat. Es ist genau so, wie sie es beschrieben hat. Sollte sie das Messer schon vorher einmal gesehen haben? Vielleicht in einem Traum …
    Erin macht ein paar schnelle Bewegungen und ein paar zielsichere Schnitte in die Kastanie. Dann pellt sie die Schale ab und hält die Kastanie Karim hin. »Iss«, sagt sie nur.
    Zögernd nimmt Karim die Kastanie.
    »Oder magst du keine gerösteten Kastanien?«
    »Ich hab sie noch nie vorher probiert.« Karim beißt ein kleines Stückchen ab. »Doch, gut. Schmeckt ein bisschen wie Bucheckern. Die sammele ich manchmal im Wald.« Mit einem Bissen isst er den Rest der Kastanie auf. Ein seltsames Gefühl breitet sich von seinem Magen im ganzen Körper aus. Erschrocken starrt Karim Erin an. »Was … was hast du mit dem Ding gemacht?« Er legt die Hand auf seinen Bauch. »War da was drin?«
    Erin lächelt geheimnisvoll. »Ein kleines bisschen Zauberkraft vielleicht?«, sagt sie mit einem Zwinkern.
    Karim steht auf. Er fühlt sich, als würde ein Feuer in seinem Inneren brennen. Es ist nicht unangenehm, es ist warm und unbändig. Er schaut Erin tief in die grünen Augen. »Ich werde dafür sorgen, dass alles gut wird«, sagt er entschieden. »Mit Rinnie und mit dir und mit … mit … allen und jedem!« Er breitet die Arme weit aus. »Ich werde Lenne gegen Vita beschützen, ich werde dir helfen, Erin!«
    »Sieh mal an«, sagt Erin, den Kopf ein bisschen schräg gelegt, und ein Lächeln spielt um ihren Mund. Sie legt eine Hand auf Karims Kopf. »Und jetzt geh du mal nach Hause. Genug geredet. Deine Mutter fragt sich sicher schon, wo du bleibst.«
    Karim dreht sich um.
    »Willst du dich nicht kurz bedanken?«, fragt Erin.
    »Oh, äh … danke schön«, sagt Karim.
    »Nicht bei mir.« Erin klopft leicht gegen den Stamm der Kastanie. Ein bisschen beschämt wendet sich Karim an den Baum. »Danke schön«, murmelt er. So etwas Idiotisches hat er noch nie gemacht. Da rede ich einfach mit dem Baumstamm, denkt er unbehaglich. Dann kichert er.
    Aber Erin nickt ihm zufrieden zu. »Geh«, sagt sie weich und gibt ihm einen leichten Schubs in den Rücken.
    Karim will sich in Bewegung setzen, um wieder durch die Gärten zu seinem Haus zu gehen, doch im nächsten Augenblick steht er vor seiner eigenen Hintertür. Das hat kaum eine Sekunde gedauert. Karim bleibt der Mund offen stehen. »Oh, also so fühlt sich das an, wenn man etwas rasend schnell tun kann«, stammelt er. Ob er das noch einmal schafft? Er konzentriert sich auf sein Zimmer, kneift die Augen fest zu und versucht, es vor sich zu sehen. Funktioniert das auf diese Art? Als er die Augen wieder aufmacht, steht er jedoch noch immer vor der Hintertür. Nein, so funktioniert der Trick nicht. Es war sicher der kleine Schubs in den Rücken, den Erin ihm gegeben hat. Schade.

22
     
     

     
     
     
     
     
    Lenne steht vor dem Schrank ihrer Mutter. »Weißt du schon, was du anziehst?«, fragt sie Karim.
    Es ist Montagnachmittag, die Herbstferien sind vorbei, und Gruselkostüme waren in der Schule das Gesprächsthema des Tages. Nur noch ein paar Tage, dann ist es so weit. Am Freitagabend findet das Gruselfest statt.
    Karim schüttelt den Kopf. »Ich hab mich schon seit Jahren nicht mehr verkleidet. Früher hatte ich mal für die Karnevalszeit ein Clownskostüm.«
    Lenne kichert.
    Karim lacht vergnügt mit. »Du weißt ja, als ich so sechs Jahre alt war.
    Lenne nickt, sie kann sich erinnern. »Als ich das Prinzessinnenkleid hatte.«
    Sie gucken sich an und brechen in Gelächter aus.
    »Nein, ich weiß es wirklich nicht«, sagt Karim kurz darauf. »Ich hab nichts Unheimliches zum Anziehen.«
    Lenne nimmt etwas aus dem Schrank – ein Kleid, das ihre Mutter einmal auf einem

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