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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ließ den Wagen zurück,
zündete eine Zigarette an, wozu er zwei Streichhölzer brauchte, und schlenderte
zum Eingang.
    Sauerliche Luft — mit dem Geruch von
verschüttetem Bier — schlug ihm entgegen. Die Kneipe war halbdunkel und kühl
und um diese Sonntagszeit fast leer. Nur ein paar Unentwegte standen an der
Theke. Otto, der dicke Wirt, zapfte Bier.
    Arnold Lamm nickte ihm zu und ging zu
den Nischen im Hintergrund. Braune Holzwände teilten sie ab. Am letzten Tisch
saß ein Mann. Er hatte Zeitung gelesen. Jetzt blickte er Lamm entgegen.
    „Da bin ich, Rudi!“
    Lamm ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    Der andere sagte nichts.
    Er hatte wuscheliges Haar, das ihm in
die Stirn hing, strichdünne Lippen und ein hartes Kinn. Seine Nase war schmal.
Die hohlen Wangen gaben ihm ein verhungertes Aussehen und seine Augen vergaß
man so schnell nicht. Sie blickten starr und kalt, und in der Tiefe lag ein
unangenehmes Funkeln.
    Er hieß Rudolf Kallweit.
    „Deine Befürchtung trifft zu“, sagte
Lamm leise. „Sie kann dich genau beschreiben. Sie würde dich sofort
wiedererkennen.“
    „Verdammt.“
    „Bin ganz stolz, wie ich den Reporter
gespielt habe, Rudi. Feilberg ist darauf reingefallen, und die Hübsche auch.
Sie heißt Helga Götze, wohnt in Lerchenbach. Eine reizvolle Person. Aber
sicherlich stur. Einige Schüler waren bei ihr. So... Dreizehnjährige, würde ich
sagen. Bis auf den Burschen, der dich vertrieben hat. Der muß älter sein. Er
ist groß und wirkt sehr kräftig.“
    „Hat er mich gesehen?“
    „Nur deinen Schatten.“
    „Aber die Frau“, zischte Kallweit durch
die Zähne, „ist eine echte Gefahr für mich.“
    „Ich würde sagen: ja.“
    Der Wirt kam an den Tisch. Lamm bestellte
Bier und einen Schnaps und eine blonde Zigarre.
    „Für mich nochmal dasselbe“, sagte
Kallweit. Er trank Cola mit Rum.
    Als sie wieder ungestört waren, beugte
sich der Einbrecher vor: „Ich muß noch eine Woche hierbleiben. Eher kann ich
nicht weg, eher ist die Sore (Beute) aus den letzten Einbrüchen nicht
verkauft.“
    „Weiß ich doch! Du mußt jetzt verdammt
vorsichtig sein. Damit dich niemand erkennt. Die Polypen (Polizei) haben
dein Phantombild. Die Götze hat es zusammengebastelt. Morgen wird’s in der
Presse veröffentlicht. Da können wir nur hoffen, daß es dir nicht allzu ähnlich
ist. Trotzdem besteht natürlich das Risiko, daß du irgendwem auffällst.“
    „Mit dem Phantombild allein“, stieß
Kallweit durch die Zähne, „können mir die Polypen nichts anhaben. Nicht, solange
du mir ein Alibi gibst. Wir haben gestern die halbe Nacht auf deiner Bude
Karten gespielt. Dagegen könnten sie nicht anstinken. Aber die Frau! Wenn sie
mich der gegenüberstellen, bin ich geliefert.“
    Lamm erhielt seine Bestellung, kippte
den Schnaps auf einen Zug weg, trank Bier nach und schälte dann die Zigarre aus
ihrer Zellophanhülle.
    „Du darfst dich eben nicht erwischen
lassen, Rudi.“ Lamm blickte zur Theke, wo einer der Zecher lauthals über die
erhöhten Parkgebühren schimpfte.
    „Mir fällt schon noch etwas ein“, sagte
Kallweit.

     

7. Kalte Dusche für Harry
     
    Tarzan stand bis über die Knie im
sumpfigen Wasser. Er hatte die morschen Bohlen des Bootsstegs an Land gebracht.
Helfende Hände griffen zu. Jetzt ragte nur noch einer der Pfähle über die
Wasserfläche. Tarzan rüttelte an ihm, und er lockerte sich.
    „Zu zweit geht es besser“, rief
Klößchen.
    Er watete heran.
    „Vorsicht“, warnte Tarzan. „Der Boden
ist glitschig.“
    „Denkst du, ich merke das nicht?“
    Klößchen machte noch einen Schritt.
Dort war der Grund besonders glitschig. Außerdem vertiefte er sich zu einer
unsichtbaren Mulde.
    Klößchen trat ins Nichts, verlor das
Gleichgewicht, stieß einen Schrei aus, ruderte mit den Armen und kippte rücklings
in die trübe Brühe.
    Über ihm schlug sie zusammen. Er
verschwand. Im nächsten Moment tauchte er auf, prustend, spuckend und über und
über mit Schlamm bedeckt, der gemächlich von ihm abfloß.
    „So eine Gemeinheit!“ rief er. „Wer hat
hier den See vertieft?“
    Tarzan, von Lachen geschüttelt, mußte
sich am Pfahl festhalten, sonst wäre es ihm wie Klößchen ergangen.
    Gaby und Karl schütteten sich schier
aus vor Lachen. Helga versuchte, ernst zu bleiben, aber Klößchens Anblick hätte
einen Totengräber erheitert.
    Schimpfend watete er ans Ufer. Dann
fand er Gefallen an seiner Rolle und stimmte in das Lachen der anderen ein.
    „Hätte jedem passieren

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