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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wußte, daß Klößchen nicht lange mithalten konnte.
    Sie passierten die letzten Häuser. Ein
Stück voraus entdeckte Tarzan ein Kind auf der Straße. Wie aufgescheucht lief
es hin und her.
    Näherkommend sah er, daß das Mädchen
einen kleinen Hund einfing. Kaum hatte sie ihn, drückte sie das zappelnde Tier
an sich. Ängstlich sprang sie zum Straßenrand.
    Es war Bärbel Petermann.
    Tarzan stoppte.
    „Ach, Bärbel. Du bist es. Ist das dein
Hund?“
    „Er gehört Paulchen. Aber der gibt
nicht acht. Er läßt ihn einfach laufen. Auch auf die Straße. Wenn ich ihn nicht
zurückhole, wird er eines Tages überfahren. Vorhin wäre es beinahe passiert.“
    „Was war denn vorhin?“ Tarzan
betrachtete den kleinen Vierbeiner, eine gelungene Mischung aus Dackel und
Cockerspaniel. Er hatte lange Ohren, kluge Augen und leckte Bärbel übers
Gesicht.
    „Da hätte es ihn beinahe erwischt“,
erzählte Bärbel aufgeregt. „Ein Motorradfahrer kam mit ungeheurer
Geschwindigkeit. Bingo war auf der Straße. Der Motorradfahrer hat ihn bestimmt
gesehen, ist aber nicht langsamer gefahren. Ich konnte Bingo gerade noch
einfangen.“
    „Eine Gemeinheit von dem Kerl! Dem
würde ich’s aber sagen. Hast du erkannt, wer es war?“
    „Keiner von hier. Ich kenne alle, die
hier ein Motorrad haben. Es war ein Mann in schwarzer Lederkleidung. Mit einem
roten Helm. Gerast ist er.“
    „Schlimm!“ sagte Tarzan. „Es sind immer
dieselben. Und leider nicht wenige. Sag Paulchen, daß Bingo nicht auf die
Straße gehört. Er muß im Garten bleiben. Und gib auch auf dich acht, Bärbel.“
    „Mach’ ich!“ lachte sie. „Fahrt ihr
jetzt weg? Wo sind denn die beiden andern? Und wo ist Oskar?“
    „Gaby, Karl und Oskar wurden schon mit
dem Auto abgeholt. Wir radeln lieber. Wiedersehen, Bärbel!“
    Sie ergriff eine von Bingos
Vorderpfoten und winkte damit.
    „Die Kleine ist ja wirklich goldig“,
meinte Klößchen, als sie weiterfuhren. „Ein Jammer, daß sie keinen Vater mehr
hat.“
    Im nächsten Moment senkte er den Kopf.
Schämte er sich doch wegen seiner Taktlosigkeit. Zu spät war ihm eingefallen,
daß ja auch Tarzans Vater nicht mehr lebte und Frau Carsten, Tarzans Mutter,
das Schulgeld für ihren Sohn seitdem nur mit großer Mühe aufbringen konnte.
    Tarzan freilich war mit seinen Gedanken
woanders.
    Dieser Raser mit dem roten Helm, dachte
er, wer mag das gewesen sein?
    Fünf Minuten später hörten sie ein
Hupsignal hinter sich.
    „Heh!“ rief Klößchen. „Das ist doch
Helgas Auto — falls mich meine Glotzer nicht trügen.“
    Haben wir was vergessen? überlegte
Tarzan.
    Der Kleinwagen hielt. Auf dem Dach
waren jetzt Skiträger angebracht. Die Beschmierung HEXE! hatte leider allen
Säuberungsversuchen getrotzt. Die Buchstaben waren lediglich verblaßt, aber
immer noch leserlich.
    „Hallo!“ sagte Helga durchs Fenster. „Sind
das zwei Anhalter, die mitwollen? Wenn ihr eure Räder auf dem Dachträger
festschnallt, können wir gleich ins Präsidium fahren.“
    „Ins Polizeipräsidium?“ staunte
Klößchen.
    „Herr Glockner hat eben angerufen.“
Helga zog die Schultern hoch, als fröstele sie. „Während er bei uns war, wurde
ein Verdächtiger festgenommen — aufgrund des Phantombildes.“
    „Aber das wird doch erst morgen
veröffentlicht“, wunderte sich Tarzan.
    „In der Presse, richtig. Aber die
Besatzungen der Streifenwagen, sagte Herr Glockner, haben das Bild schon. Zwei
Polizisten haben den Kerl im Bahnhofsviertel aufgegriffen. Jetzt wird er mir
gegenübergestellt.“
    „Da möchte ich dabeisein. Herr Glockner
hat bestimmt nichts dagegen.“
    Rasch befestigten sie ihre Räder auf
dem Dach des Kleinwagens. Es wurde eine kipplige Angelegenheit. Aber Helga
sagte, sie werde so langsam fahren, daß den unverzichtbaren Drahteseln nichts
geschehe.
    Die Jungs stiegen ein, und weiter ging’s
in Richtung Stadt.

    *
     
    Mathilde Jocher, eine stabile Bäuerin
mit dicken Ringkämpferarmen, räumte das Geschirr ab, warf ihren drei Männern einen
argwöhnischen Blick zu und verschwand in der Küche.
    „Max, schenk das Bier ein!“ gebot Erwin
Jocher seinem jüngeren Sohn.
    Max gehorchte. Harry polkte zwischen
den Zähnen herum, was er sich nicht erst im Gefängnis angewöhnt hatte. Gute
Manieren waren noch nie seine Stärke gewesen. Der alte Jocher griff zur
Zigarrenkiste, wählte eine dunkle Havanna aus, lutschte ein Ende an, biß vom
anderen eine Winzigkeit ab, spuckte den Krümel unter den Tisch und gab sich
Feuer.
    Max

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