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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Männern recht selten ist.
    „Der Einbruch!“ Helgas Stimme klang
ängstlich. „Mir kommt erst allmählich zu Bewußtsein, daß die rücksichtslose
Feindschaft dieser Menschen eskaliert (sich steigert). Damit hatte ich
nicht gerechnet. Erst fühlte ich mich so stark, als könnte ich niemals
nachgeben. Jetzt werde ich mutlos. Und vor allem der Gedanke an Gift — daß man
mich vergiften will, daß in den Flaschen oder sonstwo Gift ist! Das wird bei
mir zur fixen Idee.“ Als müsse sie dafür um Entschuldigung bitten, sagte sie: „Vorhin
habe ich alle meine Lebensmittel weggeworfen. Ich konnte einfach nichts davon
essen. Zum Glück war es nicht viel.“
    „O je!“ ließ Klößchen sich vernehmen. „Der
schöne Schinken! Das selbstgebackene Brot!“
    Sein Stoßseufzer löste Heiterkeit aus.
    Dann verließen alle das Büro. Glockner
hatte Gaby und Karl schon zu Hause abgesetzt und war dann von seinem Kollegen
Montag wegen Michalke verständigt worden. Die Flaschen befanden sich bereits im
Labor, konnten aber erst morgen untersucht werden.
    Kommissar Glockner fuhr seinem
Feierabend entgegen, Helga nach Lerchenbach zurück; Tarzan und Klößchen
radelten südwärts durch die Stadt, mieden aber die Schnellstraßen, wo jetzt der
sonntägliche Ausflugsverkehr zurückflutete. Die halbe Stadt — mindestens — war
wiedermal ins Grüne entflohen und kehrte jetzt über verstopfte Straßen zurück.
    Wer ist der Motorradfahrer mit dem
roten Helm? überlegte Tarzan. Warum muß ich dauernd an ihn denken? Das wird ja
bei mir noch zur fixen Idee. Ist doch völlig in Ordnung, wenn einer am Sonntag
mit seiner Maschine eine Spritztour macht und durch Landschaft und Dörfer
braust. Nicht in Ordnung ist, daß er dabei fast einen kleinen Hund überfährt.
Ist es das, weshalb ich dauernd an ihn denke? Klar! Rücksichtslosigkeit gegen
Tiere — da bin ich noch jedes Mal auf die Palme gestiegen.

11. Der miese Makler
     
    In einer dunklen Seitenstraße, wo
schäbige Häuser sich aneinanderlehnten, hatte Lamm sein Büro. Immobilien-Lamm stand über dem Eingang. Nicht vermerkt war, daß Lamm nicht nur mit Immobilien (unbeweglicher
Besitz wie Grundstück und Haus) handelte, sondern lieber noch mit heißer
Ware: mit Diebesgut.
    Hinter dem Büro befand sich ein
finsterer Raum, der ihm als Schlaf- und Wohnzimmer diente.
    Nicht Arnold Lamm, sondern sein
Vormieter hatte ihn vollgestopft mit alten Möbeln, für die kein Trödler mehr
einen Pfennig bezahlt hätte. Von der Decke hing eine Lampe mit grünem Schirm.
Sie verbreitete ein kaltes Aquariumlicht. Auf wen es auch fiel — selbst mit
sommerlicher Bräune sah der Betreffende wie eine Leiche aus.
    Jetzt stand Lamm vor einem Schrank und
legte den anklebbaren Schnauzbart und die löwenmähnige Perücke in ein Fach.
Grinsend dachte er daran, wie großartig er sich damit verkleidet hatte, um bei
der Götze in Lerchenbach als Reporter Arno Loewe — mit oe, bitte! — aufzutreten.
    Hinter ihm knirschten Metallfedern.
Rudolf Kallweit, der Einbrecher, bewegte sich in seinem Sessel. Er trank Bier
aus der Flasche, starrte vor sich hin und verzog den Mund. Tief in seinen Augen
lag ein starres, kaltes Funkeln.
    „Wie gesagt“, stieß er durch die Zähne,
„mir genügt’s, wenn die Götze für eine Woche flach liegt.“
    „Ich weiß.“ Lamm bewegte sich auf wippenden
Füßen zu einem der Sessel. Im Lampenlicht wirkte sein Mopsgesicht leichenfahl.
    „Nur eine Woche“, sagte Kallweit
abermals. „Nur eine Woche — dann bin ich weg. Dann erwischt mich kein Bulle in
dieser verdammten Stadt. Aber so lange brauche ich für meine Geschäfte.“
    „Trink noch ein Bier.“
    „Was?“
    „Ich sagte, du hast völlig recht.“
    Kallweit lehnte sich zurück. Das fahle
Licht ließ ihn noch verhungerter aussehen.
    Lamm betrachtete seine Fingernägel und
überlegte, ob er sie schneiden und feilen sollte. Er entschied, es hätte noch
Zeit, denn wer — bitte schön! — störte sich daran.
    „Solange ich mich beim Nasebohren nicht
verletze“, sagte er grinsend.
    „Was?“ fragte Kallweit.
    „Nichts. Habe nur laut gedacht. Trink
noch ein Bier.“
    In diesem Moment schrillte das Telefon.
    „Nanu, wer verlangt denn da am Sonntag
nach meinen Diensten?“ wunderte sich Lamm. Er nahm den Hörer ans Ohr. „Arnold
Lamm, Immobilien.“
    „Freut mich, daß ich Sie erreiche, Lamm“,
sagte eine fettige Männerstimme. „Mein Name ist Jocher, Erwin Jocher, Lerchenbach.
Dürfte Ihnen ein Begriff sein, wie? Bin hier

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