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Hexenjagd in Lerchenbach

Hexenjagd in Lerchenbach

Titel: Hexenjagd in Lerchenbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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der Bürgermeister. Mir gehört das
halbe Dorf und noch ein bißchen mehr. Und ich habe gute Verbindungen zu überall
hin. Zum Beispiel auch zu Josef Streit. Unser gemeinsamer Bekannter. Der hat
Sie empfohlen. Genügt das als Eintrittskarte?“
    „Selbstverständlich, Herr Jocher. Wenn
Sie mit Herrn Streit bekannt sind — das ist ja fast, als... Worum geht es,
bitte? Womit kann ich Ihnen nützlich sein?“
    „Das ist schnell erklärt, mein Freund“,
meinte Jocher gönnerhaft. „Ich habe hier eine Nachbarin, die sich
möglicherweise — das heißt: wahrscheinlich — aus Lerchenbach abseilen wird.
Bevor sie verschwindet, verkauft sie natürlich ihr Anwesen. Ich möchte nicht,
daß mir jemand zuvorkommt und die Scholle einstreicht. Ich will sie haben,
kapiert! Aber die Frau darf auf keinen Fall erfahren, daß ich der Käufer bin.
Deshalb muß die Sache über einen Strohmann laufen. Der werden Sie sein. Sie
kaufen. Meinetwegen im Aufträge eines Industriellen — oder so. Bieten Sie 350
000 Mark! Das wird ihr den Entschluß, hier die Platte zu putzen (wegzugehen), erleichtern. Kann ich mich auf Sie verlassen?“
    „Hundertprozentig, Herr Jocher. Wie
sieht meine Provision (Vermittlungsgebühr) aus?“
    „Das übliche und 5000 extra.“
    „Sehr großzügig, Herr Jocher. Und wie
ist der Name der Frau?“
    „Helga Götze.“
    „Helga Götze“, brüllte Lamm.

    „Weshalb brüllen Sie so? Kennen Sie die
Frau?“
    „N... nein! Keineswegs. Der... Name
erinnert mich nur an jemanden, den ich kenne. Aber nur... äh... ein bißchen.
Ich meine, er ist nur ein bißchen ähnlich.“
    „Hm. Sie sind hoffentlich zuverlässig.“
    „Bin ich!“ versicherte Lamm. „Ich werde
mich sofort darum kümmern und Sie dann verständigen.“
    „Das erwarte ich.“ Jocher legte auf.
    Lamm starrte noch sekundenlang den
Hörer an, ehe er ihn auf die Gabel warf.
    Kallweit stand vor seinem Sessel. „Was
ist los mit Helga Götze?“
    „Die, du glaubst es nicht, soll
offenbar übers Ohr gehauen werden. Da läuft was gegen sie. Ich soll als
Strohmann ihr Grundstück aufkaufen — für einen gewissen Jocher. Offenbar ist
das ein großer Macher in Lerchenbach. Er dröhnt wie ‘ne Kirchenorgel und bietet
350 000 für den Besitz. Viel zuwenig, meine ich. Ist zwar dörflicher Grund und
ziemlich weit von der Stadt — trotzdem würde ich ihn weit höher einschätzen.
Bei den heutigen Preisen! Naja, mich soll’s nicht kratzen. Ich hänge mich rein
und kassiere. Alles andere interessiert mich nicht. Das heißt - verdammt! — ,
wie soll ich der unter die Augen treten. Möglicherweise erkennt die mich an der
Stimme, an der Figur, am Gang. Was meinst du?“
    „Ich würde dich erkennen.“
    „Eben. Und die Götze ist auch nicht von
gestern. Das heißt, ich muß es telefonisch machen. Wenn sie zusagt, schicke ich
Rowinsky hin. Der ist in solchen Sachen ganz clever.“
    Er griff zum Fernsprechbuch, suchte
unter Lerchenbach, fand Helgas Nummer, nahm den Hörer ab und legte sein
zweifach gefaltetes Taschentuch über die Sprechmuschel.
    Er wählte. Siebenmal hörte er das
Läuten. Schon wollte er aufgeben, als abgenommen wurde und Helga sich mit
atemloser Stimme meldete.
    „Lamm“, sagte er — und konnte sicher
sein, daß sie seine Stimme nicht erkannte. „Arno Lamm von Immobilien-Lamm.
Verzeihen Sie die sonntägliche Störung, gnädige Frau. Offenbar habe ich Sie aus
Ihrem wunderschönen Garten ins Haus und ans Telefon gejagt.“
    „Das nicht“, sagte Helga. „Ich kam
gerade mit dem Wagen zurück und hörte das Telefon läuten. Was wünschen Sie?“
    „Ich bin Immobilien-Makler, gnädige
Frau. Mir wurde zugetragen, daß Sie Ihr schmuckes Anwesen, das ich leider noch
nicht kenne, veräußern wollen. Und deshalb...“

    „Wer hat Ihnen denn den Unsinn erzählt?“
unterbrach sie ihn.
    „Nun, unsereins ist auf Hinweise
angewiesen, um dann der erste am Ball zu sein, hahaha! Ich habe da so meine
Leute, die die Ohren offen halten. Jedenfalls...“
    „Was mich betrifft, hat sich ihr
Zuträger gewaltig geirrt.“
    „Heißt das, äh... Sie haben nicht die
Absicht, Ihr Grundstück zu verkaufen.“
    „Ich denke nicht daran.“
    „Hm. Seltsam! Offenbar hat man mir da
nur ein Gerücht hinterbracht. Aber da wir beim Thema sind. Für eine junge Frau
wie Sie wäre stadtnahes Wohnen doch sicherlich reizvoll. Im Hinblick auf
kulturelles Angebot. Wie Theater, Oper, Ausstellungen, Galerien...“
    „Ich weiß, was die Großstadt bietet,
Herr Lamm — so

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