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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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man drängte sie nun vehement zu Tisch. Erst nach der Mahlzeit erinnerte sie sich an die Anzeigenseite und machte sich gleich auf die Suche in der Annahme, man habe sie bloß weggeräumt, um Platz für das Geschirr zu schaffen. Doch sie suchte vergebens. Die Zeitung blieb spurlos verschwunden.
    „Mutter!“ Celiska sah die ältere Frau durchdringend an, die mit zusammengekniffenen Lippen am Spülbecken stand, wo sie einen Topf scheuerte. „Wo ist die Zeitung?“
    „Hab ich weggeschmissen“, schnappte die Gefragte bissig. „Du lässt immer alles herumliegen. Und ich muss es dann wegräumen!“
    Die unwirsche Entgegnung gerade noch rechtzeitig hinunterschluckend, drehte sich Celiska auf dem Absatz um und ging in den Flur. Der Papierkorb, in dem alte Zeitschriften und Reklameblättchen für den Altpapiercontainer gesammelt wurden, befand sich direkt neben der Garderobe, also würde sie die Zeitung dort wieder herausholen müssen, dachte sie missmutig. Als sie jedoch den Behälter hervorzog, um den Inhalt zu prüfen, sog sie hörbar den Atem ein. Papierfetzen! Es waren nur noch kleine Schnipsel übrig!
    „Mist!“ Celiska schob den Papierkorb an seinen Platz zurück und richtete sich verärgert auf. Gleichzeitig nahm sie die Anwesenheit der Mutter in ihrem Rücken wahr und wandte sich um. „Warum hast du die Zeitung zerrissen?“
    „Damit sie in den Behälter passt“, erwiderte die Mutter schnippisch. „Was schleppst du auch dieses blöde Zeug hier an? Als hätten wir nicht schon genug Müll, den wir entsorgen müssen!“
    „Da war eine Anzeige drin, auf die ich antworten wollte. Warum tust du das?“ Celiska bemühte sich, ruhig zu bleiben.
    „Was denn? Du machst mir Vorwürfe? Wo ich dich so gut versorge? Du brauchst dich um nichts zu kümmern. Und da meckerst du auch noch herum!“ Die Arme in die Hüften gestemmt, musterte die Mutter ihre Tochter von Kopf bis Fuß. „Was denn überhaupt für eine Anzeige?“, fragte sie scheinheilig. „Kontakte vielleicht? Bist du nicht ein bisschen jung, um auf diesem Wege nach einem Mann zu suchen? Oder suchst du nur den schnellsten Weg, um in einem fremden Bett zu landen?“ Weil ihre Worte eine tiefe Röte auf den Wangen ihres Gegenübers verursachten, wähnte sie sich im Recht und grinste böse. „Daher weht also der Wind! Hätte ich mir doch denken können.“
    „Es reicht jetzt.“ Celiska war kaum mehr fähig zu sprechen. Dennoch wollte sie nicht länger nur stumm dastehen. „Du unterstellst mir Dinge, die einfach unglaublich sind. Woher nimmst du bloß deine Phantasie?“ Sie bemerkte die zum Schlag erhobene Hand der Mutter, blieb jedoch stocksteif stehen und erwiderte den finsteren Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. „Nur zu“, sagte sie heiser. „Tu dir keinen Zwang an. Du wirst nämlich nicht mehr lange Gelegenheit dazu haben. Sobald ich eine passende Wohnung gefunden habe, trennen sich unsere Wege. Ich bin kein kleines Kind mehr!“
    Für einen Augenblick ein wenig irritiert, weil Celiska sich von ihr nicht einschüchtern ließ, senkte die Mutter gleich darauf ihren Arm, um die Tochter mit gut verborgener, aber dennoch wachsender Unsicherheit zu betrachten.
    „Das ist also der Dank dafür, dass ich dich geboren und großgezogen habe“, begann sie mit weinerlicher Stimme. „All die Jahre habe ich für dich gesorgt, immer nur an dein Wohl gedacht. Und jetzt zahlst du es mir so zurück? Du bist undankbar und herzlos! Deine alte, schwache Mutter willst du allein lassen, wo sie so krank und hilflos ist. Das sieht dir ähnlich!“ In der Tat begannen nun Tränen über die blassen Wangen zu laufen.
    Celiska kam sich vor wie eine Verbrecherin, obwohl sie mit Sicherheit wusste, dass die Mutter weder krank noch schwach war. Im Gegenteil, sie war so vital wie kaum eine andere Frau in diesem Alter. Allein das vernachlässigte Äußere vermochte vielleicht über ihre innere Kraft hinwegzutäuschen. Aber auch das konnte durchaus gewollt sein, überlegte sie. In letzter Zeit ließ die Mutter sich nämlich allerhand einfallen, um an Celiskas Gewissen und Verantwortungsbewusstsein zu appellieren.
    Des Streits müde, wandte sich die junge Frau wortlos ab und zog sich wieder einmal in ihr Zimmer zurück. Bewusst über die bitterbösen Vorwürfe hinweghörend, die ihr hinterhergerufen wurden, drehte sie den Schlüssel zweimal herum und ließ sich dann – angezogen, wie sie immer noch war – einfach aufs Bett fallen. Sie musste schnellstens hier raus, dachte sie

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