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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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den Schädel, als wolle er mit dieser Bewegung ein bisschen Ordnung in seine Gedanken bringen. „Ich war ein junger Spund und immer zu Streichen bereit. Als mich eine reiche Lady bat, eine Aufgabe zu übernehmen, weil sie eine andere Lady ein bisschen foppen wollte, stimmte ich zu, weil sie mir eine große Belohnung versprach. Meine Familie hungerte, so wie viele andere zu dieser Zeit, also zögerte ich nicht. Dass es Blutgeld war, was da in meiner Tasche klimperte, habe ich erst erkannt, als es zu spät war. Ich konnte es nicht mehr aufhalten, aber ich habe dafür büßen müssen. Ja, das hab ich – bei Gott. Noch in derselben Nacht gab man mir einen besonders guten Wein zu trinken, um sich bei mir zu bedanken, doch sollte ich in Wahrheit denselben Weg einschlagen wie die arme Seele, die ich verriet, weil man keinen Zeugen haben wollte. Aber das war nicht meine eigentliche Strafe. Ich sehe immer noch die schönen grünen Augen vor mir, so voller Unschuld und fassungslosem Schmerz, die mich durch die Flammen hinweg ansahen. Sie hat mich nicht verflucht, aber ich konnte keine Ruhe finden, bis ich sie um Verzeihung bitten konnte.“ Sein Gesicht, uralt und zerfurcht, war verzerrt vor Kummer und tiefem Schuldempfinden, während seine Augen wie gebannt an der jungen Frau hingen, die wie festgenagelt auf der Stelle stand und kaum noch zu atmen wagte.
    Celiska indes war in diesem Moment wieder Celia Blackbird und gefangen in einer Erinnerung, die so viel Todesangst in ihr auslöste, dass sie zunächst nicht reagieren konnte. Als ihr jedoch bewusst wurde, dass sie keineswegs innerhalb eines Feuerrings aus brennenden Fackeln stand, sondern inmitten einer baufälligen Holzhütte, tat sie einen tiefen Atemzug. Es war also Luke gewesen, den sie vergeblich zu erkennen versuchte, derweil Mary Feuer an ihr Gewand legte, stellte sie im Stillen fest. Jetzt wusste sie endlich, warum ihr der Mann im Hintergrund so bekannt vorgekommen war! Kein Wunder – sie war ja im Hause seines Vetters, des Dorfschmieds, oft genug zu Gast gewesen, um ihn und seine Statur zu kennen! Aber böse, nein, böse war sie nicht auf ihn. Warum auch? Er hatte sich nichts vorzuwerfen – außer der Tatsache, dass er aufgrund seiner eigenen Dummheit einem üblen Weib aufgesessen war, welches ihn mit einer raffinierten Lüge zu einer Todsünde verleitet hatte!
    „Es ist gut.“ Den Blick des Alten mit den eigenen Augen festhaltend, streckte sie ihm beide Hände entgegen. „Ich verzeihe dir. Dein Gewissen soll dich nicht länger quälen, denn es hat sich alles zum Guten gewendet.“
    Vincent war drauf und dran, seine Frau zu packen und zu schütteln, damit sie wieder zur Vernunft käme, ließ es jedoch bleiben, weil ihm bewusst wurde, dass just in diesem Moment etwas sehr Wichtiges sowohl für Celiska als auch den Greis geschah. Nein, erklären konnte er es nicht. Aber er wusste, wenn er jetzt einschritt, würde er einen höchst bedeutungsvollen Prozess stören. Also zwang er seinen Körper zur Untätigkeit, damit sein Geist noch aufmerksamer würde.
    Unterdessen wandelte sich die Miene des Greises von tiefer Trauer zu einem Ausdruck vollkommenen Glücks, während er die dargebotenen Hände der jungen Frau erfasste, um sich sogleich auf die Knie hinunter zu quälen. Ein entrückt wirkendes Lächeln auf den schrundigen Lippen, führte er ihre Finger an seinen Mund, um jeden einzelnen davon zu küssen, und schien dabei immer kleiner und zerbrechlicher zu werden.
    „Danke“, murmelte er am Ende kaum hörbar, indem er sich noch ein wenig tiefer beugte, so dass es aussah, als läge da nur noch ein unordentlicher Haufen alter, zerlumpter Kleider. „Habt Dank für Euer Erbarmen.“
    Celiska nickte bloß und wandte sich sogleich ab, um ihre Aufmerksamkeit auf Vincent zu richten, der sichtlich angespannt und besorgt zugleich wartete. Nein, sie wollte nicht darüber nachdenken, was genau hier geschah. Es genügte, dass sie genau das getan hatte, was wichtig und notwendig gewesen war – hier und in Stonehenge. Gott und das Schicksal hatten ihr eine zweite Chance eingeräumt, ihr Glück zu finden. Also musste die Vergangenheit jetzt endgültig ruhen!
    „Wir sollten gehen“, schlug sie leise vor. „Hier gibt es nichts mehr zu tun.“
    Im selben Augenblick, da sie den Satz vollendete, zuckte ein gleißender Blitz durch die Luft, der den gesamten Raum in schier unerträgliche Helligkeit tauchte. Gleichzeitig verwischten sich die Konturen und Abgrenzungen aller Dinge

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