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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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geruhte der Mann, ein leichtes Kopfnicken sehen zu lassen, was sowohl ein Gruß als auch eine Aufforderung sein konnte. „Ich würde jetzt gern die Aufgabe zu Ende führen, die ich begonnen habe.“
    „Ihr wollt den Jungen wirklich töten?“ Die Situation war ernst, ja. Aber dass es so schlimm stand, hatte sie nicht vermutet. „Aber das dürft Ihr nicht!“, rief sie entsetzt aus. „Er ist doch noch ein Kind! Außerdem war er in Not! Habt Ihr denn kein Herz? Ihr wollt ihn wegen eines Kaninchens umbringen? Das glaube ich einfach nicht!“
    Ihre Worte schienen den Reiter ungemein zu amüsieren, denn sein Mund verzog sich zu einem erheiterten Ausdruck. Als er jedoch das zornige Glimmen in den grünen Augen der jungen Frau und deren kämpferische Körperhaltung registrierte, wurde er schlagartig ernst.
    „Es liegt Euch viel an dem kleinen Bengel“, stellte er erstaunt fest. „Wie kommt das? Ihr seid doch offensichtlich aus gutem Hause. Was habt Ihr dann mit dem Abschaum zu tun?“
    „Der Junge ist kein Abschaum“, stellte sie richtig. „Er stammt bloß aus einer armen Familie. Wenn Ihr kein Vermögen mehr hättet“, schimpfte sie erbost, „wärt Ihr dann auch Abschaum?“ Noch nie war es ihm passiert, dass man ihn öffentlich zurechtwies, stellte der Reiter verwundert für sich fest. Selbst seine Mutter getraute sich nicht, in aller Öffentlichkeit mit ihm zu schelten. Dass diese kleine Göre so viel Mut aufwies, verdiente schon eine gehörige Portion Respekt, wobei immer noch die Frage ausstand, wer sie war. Also betrachtete er sie genauer: Sie war ordentlich gekleidet, unterschied sich aber sowohl von den Bauern als auch von den jungen Damen im Hause seiner Mutter, weil ihr einfaches dunkelgrünes Kleid weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe passen wollte. Ein dickes, grob gewebtes, dunkelgraues Wolltuch war um die schmalen Schultern geschlungen. Ursprünglich hatte es wohl auch über dem Kopf gelegen, doch war es mittlerweile heruntergerutscht, so dass man einen freien Blick auf ihr dichtes rotbraunes Haar hatte, welches sauber geflochten und zu einer einfachen, aber hübschen Aufsteckfrisur gewunden war. Sie schien eine Ausnahme zu sein, die er momentan nirgends einordnen konnte, weil sie weder die Koketterie vornehmer Töchter noch die demütige Haltung der Bauernmädchen zeigte. Im Gegenteil, ihr Auftreten war so selbstbewusst, als fühle sie sich ihm nahezu ebenbürtig. Und das konnte nur bedeuten, dass sie tatsächlich aus gutem Hause kam!
    „Ihr seid Celia Blackbird – die neue Gesellschafterin meiner Mutter.“ Die alte Dame hatte kurz vor seinem Aufbruch etwas von einem neuen Mädchen erwähnt, erinnerte er sich. Und im Grunde hätte er dableiben und auf dessen Ankunft warten sollen, was ihm aber gar nicht in den Sinn gekommen war. Dennoch verpasste er nichts, denn nun hatte er die Kleine ja kennen gelernt. „Na, dann kommt ja endlich mal ein frischer Wind in dem alten Gemäuer auf“, grinste er anzüglich. „Bin mal gespannt, was sie zu so einer frechen Person sagt!“
    Die junge Frau hatte bereits geahnt, wen sie da vor sich hatte, und bereute nun, so vorwitzig gewesen zu sein. So ein Pech, dachte sie ärgerlich. Gleich am ersten Tag eine Auseinandersetzung mit den Herrschaften. Das fing ja heiter an!
    „Nun denn“, fuhr der Edelmann fort. „Euer erster Tag bei uns soll nicht mit Blut begrüßt werden. Dieses Mal lasse ich den Bengel laufen. Lässt er sich jedoch noch einmal erwischen, verliert er seinen Kopf dafür!“
    Als wäre ihr eine Tonnenlast von der Brust genommen worden, atmete Celia erleichtert auf. Sie half dem Verletzten hoch und scheuchte ihn dann davon, da sie fürchtete, der Reitertrupp könne seine Jagd doch noch zu Ende bringen, wenn der Wilddieb allzu lange am Ort blieb.
    „Nun?“ Dem Davonrennenden einen Wimpernschlag lang nachschauend, wandte sich Lady Langleys Sohn erneut an die junge Frau, um sie erwartungsvoll anzusehen. „Wollt Ihr Euch nicht bedanken?“, fragte er leutselig. „Schließlich habe ich Euch doch einen Gefallen getan.“
    Das stimmte wohl irgendwie, gestand sie sich ein. Trotzdem wollte sie nicht auf die Knie fallen, um seine Großmut zu würdigen. Nicht er hatte über Leben oder Tod zu entscheiden, grollte sie insgeheim. Es war ein ganz anderer, dem dieses Recht zustand!
    „Ich habe Euch vor der Verantwortung für einen Meuchelmord bewahrt“, erwiderte sie heiser. „Hätte ich es nicht getan, hättet Ihr eine schwere Sünde auf Eure

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