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Hexenjagd

Hexenjagd

Titel: Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katica Fischer
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ihm selbst bisher nur Vorteile eingebracht hatte. Wenn er sich nun gegen sie stellte, würde man ihn aus der Gemeinschaft ausstoßen und fortan meiden, als hätte er eine ansteckende Krankheit!
    „Ist ja gut“, stieß er hervor. „Ich rede ja.“ Insgeheim hätte er platzen mögen, als er Vincents zufriedenes Grinsen registrierte. Da ihm aber bewusst war, dass der Bruder nicht gehen würde, bevor man seine Neugierde befriedigte, begann er zu berichten. Er erzählte, wie er Celiska kennen gelernt hatte und wie sie sich näher gekommen waren, wobei er tunlichst verschwieg, dass sie zu Anfang eigentlich gar nicht interessiert und daher sehr reserviert und kühl gewesen war. Dann erzählte er von den Vorkommnissen innerhalb des Kollegenkreises, wobei er auch hier ausließ, dass er nicht eingegriffen hatte, obwohl ihm bewusst gewesen war, dass man Celiska mit Absicht hatte schaden wollen.
    Aber Vincent ahnte bereits, was sie von Seiten ihrer Kollegen zu erdulden gehabt hatte.
    „Du hast zugelassen, dass man sie so behandelt?“, hakte er nach.
    „Was hätte ich denn tun sollen?“, wehrte sich Nils. „Ich hatte keine Beweise. Und Celiska hat sich ja nie beschwert. Irgendwie scheint sie trotzdem zurechtgekommen zu sein.“ Mit nervösen Fingern schob er einige Utensilien auf seinem Schreibtisch herum, wobei er den Anblick des Bruders mied.
    „Weißt du, wie man das nennt?“, fragte Vincent ernst. „Mobbing!“ Er sah den Bruder auffahren, war aber überhaupt nicht beeindruckt ob seiner entsetzten Miene. „Jawohl, Mobbing“, bestätigte er ruhig. „Ist ein moderner Ausdruck für ‚unerwünschte Kollegen fertigmachen’ oder ‚Nebenbuhler ausschalten’ oder …“
    „Ich weiß, was Mobbing heißt“, unterbrach ihn Nils unwirsch, „aber so war es nicht! Sicherlich gab es die eine oder andere, die ihr die Stelle in meinem Vorzimmer nicht gegönnt hat. Aber keine von ihnen hätte sie systematisch fertigmachen können, weil sie nämlich sehr selbstbewusst und sehr fähig war.“
    „Woher weißt du das?“, fragte Vincent zweifelnd. „Ich meine: Woher weißt du, dass sie selbstbewusst ist? Kann es nicht sein, dass sie dir und ihrer Umwelt einfach nur vorgespielt hat, dass sie so sicher ist? Ist dir je in den Sinn gekommen, dass es purer Selbstschutz sein könnte, wenn sie so tat, als berühre sie das alles nicht, was man ihr zumutete?“ Das Unverständnis in den Augen des Bruders bestätigte ihm nur, dass hier jede Erklärung unnütz war. Nils waren normale menschliche Gefühle völlig fremd, dachte er resigniert, während er sich brüsk abwandte und gleich darauf davonging. Wie sollte man da auf tiefe Einsicht hoffen, die doch erforderlich war, wollte man die Ängste und die damit verbundenen Verhaltensweisen seiner Mitmenschen richtig verstehen?
    Vincent war schon fast aus dem Gebäude hinaus, als ihm bewusst wurde, dass ihm jemand hinterherlief. Also blieb er stehen, um auf die junge Frau zu warten, die ihm im Laufschritt folgte.
    „Haben Sie mich nicht gehört?“, wollte Verena atemlos wissen, sobald sie bei ihm anlangte. „Ich hab Sie doch gerufen!“
    Er brauchte einen Augenblick, um sich an sie zu erinnern.
    „Ich wusste nicht, dass Sie mich meinen“, entschuldigte er sich mit einem knappen Lächeln. „Ich heiße nämlich nicht Redehof, sondern Rosenbaum.“
    „Wie? Ach so.“ Ein wenig irritiert angesichts seines eigentümlichen Blickes, schluckte sie schnell, bevor sie zu ihrer eigentlichen Frage ansetzte: „Wie geht es Celiska?“
    „Unverändert schlecht“, antwortete er.
    „Ich … Sie …“ Sie wusste nicht recht, wie sie fortfahren sollte, und schluckte erneut. „Ich war ein paar Mal da“, versicherte sie dann. „Aber Celiskas Mutter hat mich ziemlich … Man will mich nicht zu ihr rein lassen.“
    „Lassen Sie Celiska ein bisschen Zeit“, unterbrach er. „Sobald es ihr etwas besser geht, sehen wir weiter, okay?“ Schon während er dies sagte, sah er die Enttäuschung in ihren Augen und beschloss, dass sie nicht länger ausgeschlossen werden sollte, auch wenn Frau Falquardt ein absolutes Besuchsverbot für die Freundin ihrer Tochter ausgesprochen hatte, weil sie die junge Frau nicht leiden mochte und damit strafen wollte. „Wie wär’s mit einem Abendessen? Ich denke, wir sollten uns mal in aller Ruhe unterhalten.“
    „Wann?“, wollte sie wissen.
    „Wann immer Sie wollen und Zeit haben“, erwiderte er.
    „Heute?“
    „Gut“, stimmte er zu. „Acht Uhr? Beim Italiener

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