Hexenkessel
in einer Diskothek«, gab Landis zu. »Vor zwei Nächten. Aber nicht zusammen mit Linda …«
»Aha, jetzt heißt sie schon Linda. Sie standen auf ziemlich vertrautem Fuß miteinander, was, mein Bester?«
»Ich habe Ihnen gerade erklärt, daß dem nicht so war«, fauchte Landis, der seine Fassung zurückgewonnen hatte. »Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir nicht so nahe kommen würden.«
»Mit Vergnügen. Sie haben nämlich Mundgeruch. Ach, übrigens, wo waren Sie denn vor zwei Tagen? Am frühen Abend?«
»In Black Ridge, bei der Arbeit.«
Bei der Erwähnung von Black Ridge änderte sich Andersons Gebaren. Er wurde ruhiger, trat ein paar Schritte zurück und starrte auf Landis hinunter.
»Können Sie sich irgendwie ausweisen?«
»Mit meinem Führerschein.«
Landis knallte ihn auf den Schreibtisch, dabei bemerkte er die roten Flecken und zuckte zusammen.
»Was sind denn das für rote Spritzer?«
»Blutflecken.«
Landis griff hastig nach seinem Führerschein, der genau auf einem der Flecken lag, und legte ihn auf eine saubere Ecke des Schreibtisches. Anderson überprüfte ihn und gab ihn dann zurück.
»Vielleicht muß ich Ihnen später noch ein paar Fragen stellen, Mr. Landis.«
»Sie wissen ja, wo Sie mich erreichen können.« Landis erhob sich und blickte zu Tweed und Paula hinüber. »Ich habe zwar keine Ahnung, wer Sie sind, aber Sie konnten ja beobachten, wie man mich behandelt hat. Ich gehe jetzt. Ihr Name war Anderson, sagten Sie?« schloß er mit einem Blick auf den Detective, ehe er den Raum verließ.
Sowie sie allein waren, ließ Paula erneut den Blick über die billigen Möbel schweifen. Anscheinend verdienten Privatdetektive nicht so gut, daß sie sich ein behagliches Heim schaffen konnten.
»Was für ein Ort zum Sterben«, sagte sie leise. »Und dann auch noch auf so eine furchtbare Weise.«
»So etwas kommt vor.« Anderson gab sich geschäftsmäßig. »Mr. Tweed, für gewöhnlich habe ich einen Assistenten bei mir, der als Zeuge fungiert. Ich hoffe, Sie denken nicht daran, die Staaten bald wieder zu verlassen - möglich, daß ich Sie noch brauche, damit Sie meinen Bericht bestätigen. Wo sind Sie hier untergekommen?«
»Im Spanish Bay Hotel«, erwiderte Tweed prompt. »Geben Sie mir Ihre Telefonnummer, damit ich mich gegebenenfalls mit Ihnen in Verbindung setzen kann.«
Er nahm die Karte entgegen, die Anderson aus seiner Brieftasche gezogen hatte, und schob sie in seine eigene.
»Wir müssen jetzt gehen«, sagte er entschieden. »Eine weitere wichtige Verabredung.«
Mit diesen Worten verließ er, gefolgt von Paula, das Apartment. Erst als sie schon fast am Auto waren, machte Paula ihrem Herzen Luft.
»Anderson hat sich bei mir noch nicht einmal dafür bedankt, daß ich diese Liste gefunden habe, obwohl sie für den Verlauf seiner Ermittlungen sehr wichtig sein könnte. Und haben Sie gesehen, wie Byron Landis sich bewegt? Er hat einen Watschelgang wie eine Ente.«
»Ja, das ist mir auch aufgefallen …« Tweed wirkte gedankenversunken. Plötzlich blieb er stehen, und Paula sah, wie ein ganz bestimmter, ihr wohlbekannter Ausdruck auf sein Gesicht trat.
»Was ist los?« fragte sie, während Newman aus dem Mercedes stieg.
»Quack … Quack … So lauteten die Worte, die die Standish-Schwester gebrauchte, die in Cornwall an Land gezogen wurde. Jetzt weiß ich auch, was sie damit meinte. Ich hatte recht. Möge der Himmel uns helfen, aber hier brodelt wirklich ein Hexenkessel ungeheuren Ausmaßes. Wir müssen so schnell wie möglich mit Mrs. Benyon sprechen. Vielleicht kann sie uns weiterhelfen …«
Gefolgt von dem BMW fuhr Newman aus Carmel heraus und dann die wohl berühmteste Küstenstraße der Welt entlang. Der Highway One folgte dem Verlauf der Pazifikküste, die ungefähr fünfzig Meter unterhalb der Straße lag. Paula bewunderte die atemberaubende Landschaft; den glitzernden Pazifik zu ihrer Rechten und die steil emporragenden Berge zur Linken.
Weiter südlich schlängelte sich der Highway um manchmal nahezu rechtwinklige Kurven, die teilweise mit Leitplanken gesichert waren, die verhindern sollten, daß Fahrzeuge in den Abgrund stürzten. Newman schätzte, daß sie sich nun ungefähr hundertfünfzig Meter über dem Pazifik befanden. Wer hier über den Rand geriet, würde den Sturz nur schwerlich überleben.
»Was für eine herrliche Gegend«, begeisterte sich Paula. »Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen.«
»Vor einigen Jahren war ich schon einmal
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