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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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abzuziehen. Ach, es tut gut, sich wieder einmal mit Engländern zu unterhalten.«
    »Sie sagten, er glaubt, daß Sie zuviel wissen?«
    »Mehr, als er ahnt. Ich habe den Leiter seiner Wachmannschaft, ein übles Subjekt namens Luis Martinez, mit ein paar hundert Dollar bestochen, damit er mich einen Blick auf die Räumlichkeiten in Black Ridge werfen läßt. Ich kenne den Tagesablauf dort; die anderen Angestellten nahmen damals alle an einer Versammlung im AMBECO-Gebäude in San Francisco teil …«
    »Was haben Sie denn herausgefunden?« fragte Tweed, als sie einmal innehielt, um Atem zu schöpfen - sie sprach ohne Punkt und Komma.
    »Erstens einmal handelt es sich bei den angeblichen Sternwarten, die er entlang der Berge errichten ließ, um Vortäuschung falscher Tatsachen. Es ist mir gelungen, die Anlage, die hinter Black Ridge liegt, zu inspizieren, und da mußte ich feststellen, daß das sogenannte Teleskop nur aus einem leeren Rohr besteht. Ich meine, es sieht absolut echt aus, aber es hat keine Linsen.«
    »Merkwürdig«, meinte Tweed nachdenklich.
    »Das einzige echte Riesenteleskop steht in der Warte weiter unten an der Küste; seinem Vorzeigeobjekt, das Wissenschaftler und Astronomen gelegentlich besichtigen dürfen.«
    »Was hat das alles nur zu bedeuten?« wunderte sich Paula.
    »Bestimmt nichts Gutes - und der arme Ethan wurde gezwungen, sich an Vincents Teufeleien zu beteiligen. Dieser Martinez war damals stockbetrunken und in prahlerischer Stimmung. Er nahm mich mit zu einem Fahrstuhl, der tief unter die Erde führt. Unter den Bergen haben sie einen Tunnel gegraben, in dem ich viel von Ethans technischer Ausrüstung entdeckte. Seismographen zur Aufzeichnung von Erdbebenwellen und ähnliches. Vincent ist fest davon überzeugt, das nächste Erdbeben vorhersagen zu können. In diesem Tunnel gibt es Unmengen von Geräten, deren Sinn und Zweck ich nicht kenne. Dort unten herrscht das Böse, und Vincent nutzt Ethans Genie für seine üblen Absichten aus.«
    »Haben Sie irgend jemandem davon erzählt?« fragte Tweed besorgt.
    »Keiner Menschenseele. Vincent hat so viele Amerikaner in bedeutenden Positionen auf seine Seite gezogen, daß ich leicht an den Falschen geraten könnte. Aber Sie sind Engländer. Engländern vertraue ich. Wissen Sie, daß Sie der erste Landsmann sind, mit dem ich mich in diesem Land unterhalte? In Carmel gibt es zwar den Anglo-Pacific-Club, dort verkehren viele Engländer, aber da setze ich keinen Fuß hinein.« Sie holte tief Luft. »Ich mag die Mitglieder nicht. Lauter Engländer, die ihrem Heimatland den Rücken gekehrt und sich hier niedergelassen haben, weil das Klima angenehmer und das Lebensgefühl ein anderes ist. Warum schauen Sie sich eigentlich andauernd in meinem Wohnzimmer um?« fragte sie plötzlich scharf.
    »Ich habe Ihre Einrichtung bewundert. Sie haben sich hier wirklich ein gemütliches Heim geschaffen.«
    Was nicht der Wahrheit entsprach. Tweed hatte den Raum unauffällig auf etwaige Überwachungskameras hin untersucht, aber keinerlei Anzeichen dafür entdecken können.
    »Es hat mich viel Mühe gekostet, es mir halbwegs behaglich zu machen«, entgegnete Mrs. Benyon mit einem selbstgefälligen Lächeln.
    »Sie erwähnten eben den Anglo-Pacific-Club. Wer leitet ihn denn?«
    »Ein Brigadier Grenville. Kommt zwar nur im Winter hierher, aber er hält die Fäden in den Händen. Die Hälfte aller Mitglieder gibt sich unerträglich affektiert und schmückt sich mit Titeln, die sich bestimmt nicht im Adelskalender finden lassen. Lady Dies und Lady Das, du lieber Himmel! Zufällig erfuhr ich von einer alten Freundin, daß neuerdings auch Vanity Richmond auf den Partys ihre Schau abzieht.«
    »Wer ist denn Vanity Richmond?« fragte Tweed unschuldig.
    »Vincents neueste Flamme. Nennt sich persönliche Assistentin und wohnt oben in Black Ridge. Sie ist ebenfalls Engländerin.«
    Mrs. Benyon zeigte inzwischen deutliche Anzeichen von Erschöpfung. Tweed erhob sich und erklärte, daß sie noch eine wichtige Verabredung hätten.
    »Schade. Wäre nett gewesen, sich noch länger mit Ihnen zu unterhalten. Aber Sie kommen mich doch sicher noch einmal besuchen, nicht wahr?«
    »Aber natürlich. Übrigens, Mrs. Benyon, ich halte es für besser, wenn Sie Ihrem Stiefsohn Vincent nichts von unserer Unterredung erzählen.«
    »Kein Sterbenswörtchen wird über meine Lippen kommen.«
    »Und ich hoffe, Sie halten mich nicht für vermessen, aber ich würde Ihnen gerne eine kleine finanzielle

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