Hexenkessel
ein Dutzend Handgranaten zum Vorschein, reichte Paula zwei davon und verteilte den Rest an die anderen.
»Schreckschußgranaten?« erkundigte sich Paula.
»Nein, scharfe Handgranaten. Sie haben ja gehört, was Alvarez gesagt hat - wir müssen es mit einem sehr gefährlichen Gegner aufnehmen. Außerdem bekommen Sie alle noch Rauchbomben. Ich liebe diese Dinger.«
Schließlich nahm er seine Lieblingswaffe, ein zerlegtes Armalite-Gewehr mit Zielfernrohr und Infrarotvisier zur Hand, streichelte es liebevoll und meinte gedehnt: »Mit dem Prachtstück hier kann ich gar nicht danebenschießen.«
»Und ich«, unterbrach Newman, »habe zwei Autos für uns gemietet. Einen Mercedes und einen BMW.«
»Denken Sie denn gar nicht an die Kosten?« neckte Tweed ihn.
»Wir sind hier in Amerika«, erinnerte Newman ihn. »Nur das Image zählt.«
»Dann schlage ich vor, daß wir uns noch ein paar Stunden aufs Ohr legen«, verkündete Tweed und ging zur Tür. »Morgen dringen wir auf feindliches Gebiet vor.«
19.
Noch während der Nacht hatte Alvarez einige technische Experten, Spezialisten auf ihrem jeweiligen Fachgebiet, zusammengetrommelt. Mit Newmans Zustimmung hatten sie die ganze Nacht lang in einer verriegelten unterirdischen Garage an dem Mercedes und dem BMW gearbeitet. Später am nächsten Morgen waren beide Autos samt Insassen schon in der Nähe von Monterey.
Während der Fahrt über die Küstenstraße südlich von San Francisco war Tweed bewußt geworden, daß er fast vergessen hatte, wie malerisch sich die Landschaft hier darbot. Es war ein herrlicher, sonniger Morgen, und zu ihrer Rechten lag der heute spiegelglatte strahlendblaue Pazifik, der die Sonnenstrahlen reflektierte, so daß die Wasseroberfläche glitzerte wie mit Diamanten übersät.
Zur Linken erhob sich ein sanft geschwungener Hügel, auf dem sich nur ab und an vereinzelte Holzhütten duckten und anzeigten, daß hier Menschen lebten. Abgesehen davon gab es keine weiteren Anzeichen für Besiedlung. An einer Haltebucht führte Newman den anderen die technischen Besonderheiten vor, mit denen der Mercedes auf Alvarez’ Vorschlag hin versehen worden war.
Tweed stand mit Paula neben dem Wagen, während Newman die Knöpfe eines kleinen schwarzen Kästchens drückte, das am Armaturenbrett angebracht war. Daraufhin wurden auf dem Dach zwei lange Antennen ausgefahren, an deren Spitzen sich spinnwebförmig ein feines Drahtnetz ausbreitete. Er drückte einen anderen Knopf, und ein kleiner Zylinder tauchte aus einer flachen Box auf dem Dach auf. Sie waren gerade wieder eingestiegen, als plötzliche eine durchdringende Sirene aufheulte, die starke Ähnlichkeit mit dem Martinshorn eines Polizeiwagens hatte. Paula hielt sich entsetzt die Ohren zu, und Newman schaltete die Sirene wieder ab.
»Was hat das alles zu bedeuten?« fragte Tweed.
»Ja, wozu soll das gut sein?« schloß sich Paula vom Rücksitz aus an.
Sie saß neben Marler, der sein Armalite zusammengesetzt hatte, das Zielfernrohr aufsteckte und das Gewehr auf den Wagenboden legte. Sie bogen wieder auf die Autobahn ein, und Newman begann zu erklären:
»Sehen Sie das unter dem Armaturenbrett verborgene Mikrofon? Damit kann ich mich nicht nur mit Alvarez verständigen, sondern die Botschaft gleich automatisch an Cord Dillon in Langley weiterleiten lassen. Dieses Ding ist eines der leistungsfähigsten Funkgeräte der Welt - zusammen mit der Antenne, die ich inzwischen wieder eingefahren habe. Die Sirene hat nur eine psychologische Wirkung; der Klang wird außerdem vermutlich jedes sich im Umkreis mehrerer Meilen befindliche Polizeifahrzeug herbeilocken. Übrigens wird auch jeder Hilferuf, den ich aussende, über eine bestimmte Frequenz geleitet - die auch von den Fahrern der Streifenwagen benutzt wird.«
»Alvarez geht kein Risiko ein«, meinte Tweed. »Und mir ist die ganze Ausrüstung auf dem Dach überhaupt nicht aufgefallen.«
»Das war ja auch der Sinn der Sache.«
»Wie ich sehe, halten sich Butler und Nield dicht hinter uns«, bemerkte Tweed nach einem Blick in den Seitenspiegel.
»Alles genau nach Plan. Und jetzt nähern wir uns einer größeren Stadt.«
»Das ist Monterey. Jetzt erinnere ich mich auch an den Weg zur Junipero Street in Carmel. Folgen Sie von nun an meinen Angaben …«
Newman, der wußte, daß Tweed über ein fotografisches Ortsgedächtnis verfügte, tat, was ihm gesagt wurde. Sie durchquerten ausgedehnte Zypressenwaldgebiete, umfuhren den größten Teil Montereys und
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