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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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hier«, sagte Tweed. »Aber ich stimme Ihnen zu, der Anblick ist wirklich einmalig. Und wir haben ihn ganz für uns allein.«
    Was der Wahrheit entsprach. Zu Paulas Verblüffung herrschte sowohl auf ihrer als auch auf der Gegenfahrspur kaum Verkehr. Vor und unter ihnen erstreckten sich längs der Felsen zahlreiche verlassene Buchten mit Sandstränden. Kein Mensch war zu sehen.
    Sie wandte den Blick von dem in der Sonne glitzernden Ozean ab und schaute zur Landseite. Ein steiler geschwungener Hügel mit von der Sonne ausgebleichter Vegetation reihte sich an den anderen, so daß sich ein scheckiges Muster ergab.
    Gelegentlich erhaschte sie einen Blick auf eines der einsam gelegenen, oben auf den Hügeln erbauten Häusern. Sie fand die Bauweise reichlich verschroben. Man hatte offenbar nichts unversucht gelassen, um die ohnehin schon kostspieligen Gebäude zu Unikaten hochzustilisieren. Dächer erhoben sich in absurden Winkeln über weitläufigen gefliesten Terrassen. Tweed bemerkte, daß die Häuser Paula faszinierten.
    »Millionärsbehausungen«, erklärte er. »Jeder versucht, den anderen noch zu übertrumpfen. Typisch amerikanisch. Nicht kleckern, sondern klotzen. Sehen Sie das Haus dort drüben? Die Schornsteine sind doch tatsächlich mit Kupfer überzogen.«
    »Bestimmt hat es auch einen eigenen Swimmingpool.«
    »Natürlich. Einen Swimmingpool gibt es fast immer, meist ist er aus Marmor und oft sehr ungewöhnlich geformt. Ich bin schon von Leuten aus dieser Gegend angerufen worden, die das Gespräch mit den Worten ›Ich rufe gerade vom Pool aus an‹ eingeleitet haben, in allerbester Hollywoodmanier. Hier ist Geld der Dreh- und Angelpunkt der Welt …«
    Sie fuhren weiter, und nach einer Weile beugte sich Tweed plötzlich in seinem Sitz vor. Hinter der nächsten Kurve begann die Straße sich wieder bergab zu winden, und unter ihnen tauchte in einiger Entfernung eine riesige Brücke auf, über die der Highway hinwegführte. Er drehte sich zu Paula um, die neben Marler auf dem Rücksitz saß.
    »Das ist die berühmte Bixby Bridge. Wenn ich mich recht entsinne, ist sie fast achtzig Meter hoch. Der Fluß, der darunter hinwegfließt, mündet in den Pazifik.«
    »Ich habe schon viele Fotos davon gesehen«, sagte Paula. »Und nun bekomme ich tatsächlich die Gelegenheit, sie einmal selbst zu überqueren.«
    Tiefer und tiefer schlängelte sich der Highway zur Küste hinab. Newman steuerte den Mercedes geschickt um die Kurven, bis die Straße wieder eben wurde. Als sie über die riesige Brücke hinwegfuhren, verursachten die Räder des Wagens mehrfach ein dumpfes Geräusch.
    »Man hat in die Straßendecke Bodenschwellen eingearbeitet«, erklärte Newman, »um die Autofahrer zu einer langsamen Fahrweise zu zwingen.«
    Die Landschaft wurde immer atemberaubender. Paula betrachtete hingerissen abwechselnd die bizarren Hügelketten und die Pazifikküste mit ihren schroffen Klippen, an denen sich mächtige Wellen brachen und meterhohe Gischtschleier in die Höhe schleuderten. Dann fiel ihr wieder ein, daß es ihre Aufgabe war, auf den Weg zu achten, und sie vertiefte sich von neuem in die Straßenkarte.
    »Wir nähern uns Big Sur«, warnte Tweed.
    »Mrs. Benyons Haus, The Apex, muß hier in der Nähe liegen. Sehen Sie das alte Gebäude dort rechts hoch oben über dem Meer? Sieht aus wie ein großes Dreieck. Könnte es das sein? Alvarez hat es irgendwo hier auf der Karte eingezeichnet«, sagte Paula.
    »Und was ist mit dem eigentümlichen schwarzen Haus dort drüben auf dem Berg auf der anderen Seite?« fragte Newman.
    »Ich würde sagen, dabei handelt es sich um Black Ridge«, erwiderte Tweed grimmig.
    »Es wirkt irgendwie unheimlich«, meinte Paula. »Steht ganz für sich und scheint rundherum von einer schwarzen Steinmauer umgeben zu sein.«
    »Eine kalifornische Ausgabe von Mullion Towers«, stellte Newman fest.
    »Schauen Sie sich nur die gotischen Schornsteine und das überdimensionale Panoramafenster im ersten Stock an! Das Haus ist eine architektonische Absurdität!« rief Paula.
    »Wie alle anderen hier in der Gegend auch«, spottete Marler.
    »Ich glaube, dies hier ist The Apex«, unterbrach Paula rasch. »Ja, tatsächlich. Neben der Auffahrt steht ein ziemlich primitives Holzschild.«
    »Dann fahren Sie mal zum Haus hinauf, Bob«, befahl Tweed. »Ich bin gespannt, was Mrs. Benyon zu sagen hat.«

20.
    Tweed drückte den Klingelknopf neben der ungewöhnlichen Eingangstür und wies Paula gleichzeitig auf die seltsamen

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