Hexenkessel
Vanity hin.
»Wie wär’s hiermit?«
»Gerne. Ein Glas Wein kann nie schaden.« Sie schlenderte auf die Terrasse hinaus, wo Tweed es sich bequem gemacht hatte. »Möchten Sie auch ein Gläschen, Mr. Tweed?«
»Nein, danke.«
Er trug jenen gedankenverlorenen Gesichtsausdruck zur Schau, den Paula nur zu gut kannte. Blicklos starrte er zu einer Reihe von Pinien hinüber, dann stand er auf und wanderte langsam einen schmalen Pfad entlang, der quer über die gepflegte Rasenfläche verlief. Schon bald gelangte er zu einer Stelle, von der aus sich ihm ein herrlicher Blick auf den hinter dem hügeligen Golfplatz gelegenen Pazifik bot. Hier und da schwebte das flache Dach eines Golfwägelchens unter ihm dahin, als verfüge es über ein geheimnisvolles Eigenleben. Die stille Wasseroberfläche schimmerte tiefblau, und Tweed begriff, warum viele Menschen von der Schönheit dieses Anblicks überwältigt wurden.
»Tweed hat einen Drink abgelehnt«, erklärte Vanity bedauernd, als sie wieder ins Zimmer kam. »Er ist offenbar ein ziemlich ungeselliger Zeitgenosse.«
»Wahrscheinlich hat er sich in irgendein versicherungstechnisches Problem verbissen«, meinte Paula. »Dann ist er nämlich blind und taub für die Welt, weil er sich nur auf eine einzige Sache konzentriert.«
»Und ich dachte schon, es läge an mir.«
Die beiden Frauen setzten sich auf die Couch vor dem großen Gaskamin, in dem zur Zeit jedoch kein Feuer brannte. Vanity blickte sich neugierig im Wohnraum der Suite um.
»Ich finde es ausgesprochen gemütlich hier. Man kann sich richtig entspannen.«
»Ja, es ist recht komfortabel«, pflichtete Paula ihr bei. »Sie wissen ja, was ich beruflich mache - darf ich fragen, womit Sie sich Ihre Brötchen verdienen?«
»Genau wie Sie bin ich die persönliche Assistentin eines Geschäftsmannes. Mein Boß ist sehr erfolgreich in seinem Metier. Vielleicht haben Sie schon einmal von ihm gehört - er heißt Vincent Bernard Moloch.«
»Der öffentlichkeitsscheue Milliardär? Für den arbeiten Sie?«
»Ja, und ich kann Ihnen sagen, daß ich für meinen Lebensunterhalt schwer schuften muß. VB ist ein Workaholic. Gegen ihn wirkt der durchschnittliche amerikanische Arbeitnehmer wie ein fauler Tagedieb. Er erwartet von mir, daß ich ihm rund um die Uhr zur Verfügung stehe und nach seiner Pfeife tanze. Zum Glück komme ich mit verhältnismäßig wenig Schlaf aus.«
»Hört sich nach Schwerstarbeit an. Was für Pflichten haben Sie denn so?«
»Ich muß seine Korrespondenz erledigen, seinen Terminkalender führen und dafür sorgen, daß er seine Verabredungen auch einhält.« Vanity lachte. »Im Grunde genommen weiß ich sehr wenig über seine Arbeit. VB hält sich da ziemlich bedeckt. Ständig beschäftigt er sich mit neuen Unternehmungen.«
»Im Augenblick hat er auch ein neues Projekt in Angriff genommen, nicht wahr?«
»Ja, etwas, was den größten Teil seiner Zeit in Anspruch nimmt. Keine Ahnung, worum es sich dabei handelt. Es gibt sozusagen eine unsichtbare Grenze, die ich wohl nicht überschreiten soll. Ich beziehe ein sehr ansehnliches Gehalt, also achte ich darauf, in kein Fettnäpfchen zu treten.« Sie leerte ihr Glas und blickte auf die Uhr. »Es tut mir leid, aber ich muß jetzt weg. Was halten Sie davon, wenn wir heute abend zusammen essen? Ich rufe Sie an.«
Sie schaute auf, als Tweed zurückkam und die gläserne Schiebetür offenließ. Draußen herrschte glühende Hitze. Er nickte Vanity zu, die sich erhob und ihm die Hand entgegenstreckte.
»Schade, daß wir keine Gelegenheit hatten, ein bißchen miteinander zu plaudern. Ich muß jetzt leider gehen.«
»Ein andermal vielleicht«, erwiderte Tweed schroff.
»Sie waren reichlich unhöflich zu ihr«, rügte Paula ihn, nachdem Vanity die Suite verlassen hatte. »Übrigens hat sie zugegeben, für Moloch zu arbeiten.«
»Sie ist ja sicher nicht dumm. Bestimmt ging sie davon aus, daß wir es ohnehin herausfinden würden. So, jetzt gehe ich in mein Zimmer und packe meinen Koffer aus.«
»Sie sehen müde aus. Ich komme mit und helfe Ihnen.«
Gemeinsam gingen sie den breiten, mit Teppichboden ausgelegten Flur entlang, als plötzlich ein Mann um die Ecke bog. Brigadier Arbuthnot Grenville blieb überrascht stehen und zupfte an seinem Schnurrbart.
»Sie wohnen auch hier?«
»Aber nur für kurze Zeit«, sagte Tweed hastig.
»Weiß nicht, ob Sie meine Einladung schon gelesen haben. Wir haben den zum Hotel gehörenden Bay Club für unseren heutigen Tanzabend
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